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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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es war mir wichtig, Ihnen diese letzte Genugtuung zukommen zu lassen. Ich habe Sie gerächt, meine Liebe. Der Mann, der Ihnen die Jugend und die Unschuld gestohlen hat, wird nie wieder jemandem etwas antun können. Damit verbleibe ich wie immer – Ihr ergebener Diener.‹«
    Kristen saß da wie vom Donner gerührt. »Und das P. S.?«
    ›Leben Sie wohl.‹

Samstag, 28. Februar, 13.00 Uhr
    Er saß auf der Kellertreppe und starrte die drei Männer an, die er auf Tischen festgezurrt hatte. Alle drei erwiderten seinen Blick mit glasigen Augen.
    Richter Edmund Hillman, Verteidiger Gerald Simpson und Vergewaltiger Clarence Terrill.
    Er blickte auf den Revolver in seiner rechten Hand, dann auf das Medaillon in seiner linken. Leahs Medaillon. Er hatte es um den Hals getragen, an seiner ursprünglichen Kette, denn sie hatten es Leah im Leichenschauhaus abgenommen. Er bewegte es, bis es das Licht einfing. Betrachtete die eingravierten Buchstaben, wie er es schon so oft getan hatte. WWJT . Was würde Jesus tun?
    Er schloss die Augen. Nicht, was er getan hatte. Niemals, was er getan hätte.
    Im Hintergrund tönte seine eigene Stimme, die die Mitschrift von Leahs Prozess las. Er hatte die CD schon vor Wochen gebrannt, als er diese letzte Inszenierung geplant hatte. Er hatte den Player auf Wiederholen gestellt, als er nach Kansas abgefahren war, und die Männer mussten sie inzwischen gut zwanzig Mal, wenn nicht noch öfter gehört haben.
    Er war also nach Kansas gefahren. Dass er Kaplan töten würde, war von vornherein klar gewesen. Der Mann hatte den Tod verdient. Dass er es jedoch in so einer blinden, animalischen Wut getan hatte …
    Und dann hatte er in die Augen des Kindes geblickt. Die Kleine hatte ihn gesehen.
    Und er hatte doch tatsächlich die Waffe auf sie gerichtet.
    Sie hatte nichts gesagt, Kaplans Tochter. Sie hatte nur dagestanden, als er sich vom Boden der Garage erhob, blutig und mit irrem Blick wie ein Monster aus einem Horrorfilm, zitternd vor Hass und Wut. Sie hatte nur dagestanden und ihn über die Motorhaube hinweg mit riesigen starren Augen angesehen.
    Er hätte beinahe ein unschuldiges Kind getötet. Ein Kind, das niemandem etwas angetan hatte. Und in diesem Moment hatte er begriffen, was aus ihm geworden war.
    Er war zu einem jener Ungeheuer geworden, die er hasste.
    Er ließ die Waffe sinken. Ließ den Wagenheber fallen, rannte zu seinem Lieferwagen und fuhr viele, viele Meilen, bis er es endlich wagte anzuhalten und sich im Schnee zu waschen. Um ihn herum färbte sich alles rot, während er sich mit dem eisigen Wasser schrubbte. Schließlich fuhr er den ganzen weiten Weg zurück nach Chicago, direkt zu Kristen, warf die Rauchbombe hinters Haus, legte den Briefumschlag vor die Tür und fuhr nach Hause.
    Ihm war kalt. Und übel. Aber er hatte noch etwas zu tun. Er würde endlich beenden, was er angefangen hatte. Mühsam hob er sich auf die Füße und ging zum CD -Player, um ihn auszuschalten, während die drei Augenpaare ihm folgten.
    Klick. Stille legte sich über den Raum.
    »Ich hoffe, Sie erinnern sich jetzt an Leah Broderick«, sagte er. »Sie war meine Tochter. Jetzt ist sie tot.«
    »Ich habe sie nicht getötet.« Das trotzige Stöhnen kam von Clarence Terrill. Er wandte sich um und sah den Mann an, der sein Kind geschändet hatte.
Ohne Reue bis zum bitteren Ende.
    Er hob die Pistole und zog den Hahn, und Clarence Terrill war nicht mehr trotzig. Er wandte sich zu Simpson um, der schluchzte und um Gnade flehte. »Und Sie haben sie als Hure dargestellt, haben ihr jeden letzten Rest von Selbstachtung genommen.« Ein zweiter Schuss und Simpsons Körper erschlaffte. »Das ist die Gnade, die du verdienst.« Und nun Hillman. Er starrte ihn stumm mit schreckgeweiteten Augen an. »Und Sie, Richter Hillman. Ihnen mache ich vielleicht den größten Vorwurf. Sie haben einen Eid auf die Verfassung abgelegt, dass Sie das Recht und die Gesetze schützen wollten. Doch Sie haben sie missbraucht. Als ich mir anfangs diesen Moment vorstellte, plante ich, mit Ihnen eine Prozesssituation zu spielen, in der ich der Richter sein würde, aber das wäre nichts als ein dramatischer Effekt. Ich habe genug.« Ohne ein weiteres Wort beendete er das Leben des Richters weit gnädiger, als dieser Mensch es verdiente.
    Er war so müde. Aber er hatte noch einen letzten Brief zu schreiben. Er betrachtete die Waffe in seiner Hand, nahm den scharfen Geruch des Pulvers wahr.
    Dann würde er zu Leah gehen.

Samstag, 28. Februar,

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