Des Todes Liebste Beute
Lippen. »Ich soll mich unter die Leute mischen und zusehen, dass alle genug zu essen haben. Ich bin Rachel.« Sie musterte die beiden mit verengten Augen. »Und ich wette, Sie sind Mia und Lieutenant Spinelli.«
Mia brauchte keine Vorstellung, um Abes kleine Schwester zu erkennen. Sie hatte dieselben Augen. »Nett, dich kennen zu lernen, Rachel. Eine nette Party hier.«
»Ja, es ist ganz okay. Mit Pizza wäre es allerdings besser.« Neugierig beäugte sie das Jahrbuch, dann beugte sie sich vor, als sie die Zeichnung sah. »Ist das Kristens Freund?«
Verdutzt blickte Mia zu Spinelli, dann wieder zu Rachel. »Wie kommst du darauf?«
Rachel zuckte die Achseln. »Das sieht aus wie ihr Freund.«
»Du hast den Mann schon mal gesehen?«, platzte es aus Mia heraus, und Rachel riss alarmiert die Augen auf.
»Ich glaube schon. Wieso?«
»Wo bist du ihm denn begegnet, Liebes?«, fragte Spinelli mit sanfter Stimme.
»Er hat ihr letzte Woche etwas zu essen gebracht. Ich war bei ihr auf der Arbeit, und er ging gerade wieder. Er hieß Owen sowieso.« Ihr Blick war nun ängstlich. »Warum?«
Mia zerrte ihr Telefon aus der Tasche. »Ich muss Abe anrufen.« Sie verzog das Gesicht, als sie die Mailboxansage hörte. »Er ist immer noch auf der Intensiv-Station. Das Handy ist aus.«
»Ruf Kristen an.« Spinelli winkte Todd Murphy.
Nun kam Kyle Reagan heran. Er betrachtete die drei beunruhigt. »Was ist denn los?«
Er war ein ehemaliger Cop. Er wusste genau, wenn etwas vor sich ging.
Mia biss die Zähne zusammen. »Da geht niemand ran. Verdammt. Es klingelt.«
Kyle holte sein Telefon hervor. »Ich rufe Aidan an.« Ein paar Sekunden später wurde er blass. »Er meldet sich auch nicht.«
Nun war Spinelli an der Reihe. Er hämmerte eine Nummer in sein Handy. »Schicken Sie sofort ein paar Leute zum Haus der Staatsanwältin Kristen Mayhew. Mit Warnlicht und Sirene. Und beeilen Sie sich, verdammt noch mal.«
Spinelli sah erst Murphy, dann Kyle Reagan an. »Sehen Sie zu, dass die Leute ruhig bleiben … und dass sie vor allem
hier
bleiben. Komm, Mia.«
Samstag, 28. Februar, 14.45 Uhr
Das Telefon klingelte und ließ ihn zusammenfahren. Niemand rief ihn je zu Hause an, mit Ausnahme von Vertretern. Tatsächlich war der letzte persönliche Anruf der vom Lake County Sheriff gewesen, der ihn über Leahs Selbstmord informierte. Er legte den Stift beiseite und nahm den Hörer. »Hallo?«
»Mr. Madden, hier spricht Zoe Richardson. Ich gehe davon aus, dass Sie schon von mir gehört haben?«
Er presste die Kiefer zusammen, und seine Hand packte den Hörer unwillkürlich fester. »Ja.«
»Nun, das Spiel ist aus, Mr. Madden. Ich weiß, wer Sie sind.«
Keine Panik.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
Sie gluckste. »Na gut. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich den Bericht für die Abendnachrichten fertig mache. Ich habe Beweise dafür gefunden, dass ASA Mayhew eine persönliche Beziehung zu dem Rächer hat und er nach ihren Angaben agiert. Das sollte ein ganz faszinierender Report werden.«
Trotz Erschöpfung spürte er das Adrenalin durch seinen Körper schießen. »Sie wissen, dass das eine Lüge ist. Kristen hat nichts Böses getan.«
»Mag sein, aber anschließend wird kein Gericht im ganzen Land sie mehr als Anwältin sehen wollen, das ist Ihnen vermutlich klar.« Ihre Worte wurden knapper. »Ich werde heute Abend auf Sendung sein, Mr. Madden, so oder so, falls Sie verstehen, was ich meine. Ich kann Ihr Gesicht unkenntlich machen und Ihre Stimme verzerren. Sie können weitermachen, wie Sie wollen – ich will nur ein Exklusivinterview. Haben Sie einen Stift?«
»Ja«, presste er hervor.
»Gut. Schreiben Sie sich die folgende Adresse auf. Ich warte.«
Er schlug die Seite, auf der er geschrieben hatte, um und notierte die Angaben. »Sie sind nichts als Abschaum.«
»Nun, gleich und gleich gesellt sich gerne, Mr. Madden. Denken Sie daran.«
Er starrte einen Moment lang auf die Adresse, dann traf er eine Entscheidung. Kristens Leben durfte nicht durch seine Schuld ruiniert werden. Er riss den Zettel vom Notizblock und schob ihn in die Tasche. Dann öffnete er die Glastür seines Waffenschranks. Er hatte so viele getötet.
Was machte da einer mehr oder weniger?
Sie gab ihm das Handy zurück. »Wie war ich?«
Drake lächelte. »Wunderbar.« Er schob ihr eine Hundert-Dollar-Note in die Manteltasche. »Kauf dir etwas Schönes. Und gib deiner Mom einen Kuss von mir.«
»Danke, Onkel Drake.« Sie stand auf und
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