Des Todes Liebste Beute
küsste ihn auf die Wange.
Jacob wartete, bis Drakes Nichte aus dem Wagen gestiegen war. »Sie hat Potenzial, die Kleine.«
»Das hat sie.« Er grinste süffisant. »Es ist fast so weit, Jacob.«
Samstag, 28. Februar, 14.45 Uhr
Mia und Spinelli stürmten in Kristens Haus. Jack und seine Leute suchten bereits nach Hinweisen, wohin man sie gebracht haben mochte. Im Wohnzimmer herrschte Chaos, und Blut klebte an der Tapete. Mia versuchte, die aufsteigende Panik zu bekämpfen. Sie kniete sich neben Abes Bruder und legte ihm zwei Finger an den Hals. Der Puls war gleichmäßig fühlbar. Gott sei Dank.
»Wer von Ihnen hat mich angerufen?«, verlangte Spinelli zu wissen, und ein Officer trat vor.
»Ich war das, Sir. Ich habe den bewusstlosen Officer Reagan entdeckt und den Krankenwagen gerufen. Der andere Kerl hat nichts bei sich, womit man ihn identifizieren könnte. Und Officer Reagans Dienstwaffe ist verschwunden.«
Mia sah auf. »Und McIntyre?«
»Keine Spur von ihm oder seinem Streifenwagen. Wir haben das Haus durchsucht und den Schuppen im Garten. Er meldet sich auch nicht über Funk. Eine Nachbarin hat Miss Mayhew im Wagen wegfahren sehen. Ein großer Mann wäre bei ihr gewesen, aber ein Hut hätte sein Gesicht versteckt. Sonst hat niemand was gesehen.«
Spnielli fluchte. »Haben Sie sie gefragt, warum sie nicht die Polizei gerufen hat?«
»Ja. Aber sie sagte, es wären in der letzten Woche so viele Polizisten hier gewesen, dass sie sich keine Gedanken gemacht hat.«
»Irgendeiner muss doch wenigstens Schüsse gehört haben«, sagte Mia.
»Die Frau meinte, es sei in letzter Zeit hier so viel gehämmert worden, dass sie sich auch darüber keine Gedanken gemacht hat.«
Jacks Miene war angespannt. »Ich habe Aidans Vorgesetzten angerufen. Er hat eine Glock .38. Der Typ da wurde aber mit einer .22 getötet.«
»Kristen hat gerade eine .22 gekauft.« Mia drückte auf Wahlwiederholung, doch sie hatte auch jetzt nicht mehr Erfolg als die anderen zehn Male zuvor. »Mist, wo ist Abe?«
»Haben Sie das Krankenhaus angerufen?«, fragte Jack, als Spinelli sich neben die Leiche kniete.
»Ja, Sie suchen nach ihm«, erwiderte Spinelli. »Dieser Timothy muss total entsetzt gewesen sein, als er Abe gesehen hat, und sie mussten die Intensivstation verlassen. Abe hat ihn irgendwohin gebracht, wo es ruhig ist und er mit ihm reden kann.«
Mia neigte plötzlich lauschend den Kopf. »Ruhe. Das ist Kristens Handy.«
Spinelli zog am Mantel, den der Tote trug, damit er herumrollte. »Hier. In der Tasche.« Er klappte das Handy auf. »Ja? … Ja, das ist ihr Telefon … Hier spricht Lieutenant Marc Spinelli von der CPD . Wer sind Sie?« Er hörte einen Moment zu und sprang plötzlich auf die Füße. »War irgendwas im Fax, als Sie und Ihre Leute hereingekommen sind?«
Die Officers sahen aneinander an. »Nein, Sir.«
»Nein«, sagte Spinelli. »Sie hat es nicht bekommen. Können Sie es vielleicht noch einmal faxen? Jetzt sofort? Vielen Dank.« Er unterbrach das Gespräch und wandte sich an Mia. »Das war der Leichenbeschauer vom Lake County. »Er hatte Kristen wegen Leah Broderick angerufen und ihr gesagt, wer das Mädchen damals identifiziert hat. Außerdem hat er ihr die Kopie des Führerscheins gefaxt.«
Mia schloss die Augen. »Sie weiß es also.«
»Ja«, sagte Jack. »Und wer immer sie entführt hat, auch.«
»Da es anzunehmen ist, dass es sich um Conti handelt …« Spinelli sprach den Satz nicht zu Ende.
Aber das war auch unnötig. Conti wollte den Mörder. Jetzt hatte er ihn. Und Kristen auch.
Samstag, 28. Februar, 15.00 Uhr
G eht’s Ihnen ein bisschen besser?«
Timothy nickte, aber Abe war nicht überzeugt. Alles, was er bisher in Erfahrung hatte bringen können, war, dass Timothy etwas gesehen hatte, das ihn furchtbar erschreckt hatte. Immer, wenn sie sich der Sache näherten, begann Timothy so heftig zu zittern, dass er nicht mehr reden konnte. Abe war beinahe so weit, Miles anzurufen. Aber zwei Dinge wusste er sicher. Dieser Mann war Kristen und Vincent sehr zugetan, und er wäre nicht in der Lage gewesen, all diese Morde zu begehen. Die Einschätzung der Krankenschwester war vollkommen richtig gewesen. Timothy war geistig behindert, wenn auch nur gering funktionsbeeinträchtigt. Und Kristen hatte etwas Ähnliches von Leah Broderick gesagt. Es gab keine Zufälle.
»Versuchen wir es noch einmal. Sie haben im Restaurant gearbeitet, in dem Kristen immer isst?«
Der junge Mann schloss gequält die
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