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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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ungemütlicher, als er ohnehin schon war. Jack hatte ein Stück vom Parkplatz entfernt über einem Streifen Gras im Schatten der Hochbahnstrecke eine Plane gespannt. Offenbar hatte die Spurensicherung etwas gefunden.
    Sich gegen die Kälte wappnend, ließ sich Kristen von dem hohen Autositz gleiten und wanderte in ihren vernünftigen Schuhen durch den halbgefrorenen Schlamm. Reagans große Gestalt blieb neben ihr. Er passte seinen Schritt ihrem Tempo an, und sie war dankbar dafür, denn so konnte sie in seinem Windschatten gehen. Er war eine Minute vor sechs mit einer Tüte Lachs-Bagels vor ihrem Haus angelangt, sodass sie sich auf der Fahrt hierher erneut auf kulinarisches Neuland begeben hatte. Sie musste zugeben, dass der Lachs mindestens genauso lecker war wie das Gyros vom Abend zuvor.
    Jack trat vor dem gelben Absperrband unruhig von einem Fuß auf den anderen, als sie sich näherten. Seine Miene war grimmig. »Seht euch das mal an«, sagte er, ohne sich um höfliche Begrüßungsfloskeln zu kümmern. Einer von Jacks Leuten kniete mit einer Taschenlampe in der Hand auf dem Boden.
    Der Lichtkegel erhellte mit Schnee bedeckte Erde. Nein, nicht Erde. Entsetzt riss Kristen die Augen auf, während ihr das Blut in den Adern gefror.
Das kann nicht sein. Das hat er nicht getan. Das passt einfach nicht.
    »Verdammt noch mal«, murmelte Abe. »Wer sind Sylvia Whitman, Janet Briggs und Eileen Dorsey?«
    »Die Frauen, die Ramey vergewaltigt hat«, hörte Kristen sich antworten, ohne den Blick von der Stelle zu nehmen, auf die das Licht der Taschenlampe zeigte. Es war ein Stein aus Marmor, auf dem drei Namen eingemeißelt waren. Und Daten.
    Es war ein Grabstein.
    Endlich sah sie Reagan an. »Die Daten bezeichnen die Geburtstage und die Tage, an denen die Straftat begangen wurde. Er …« Sie schluckte bittere Galle.
    Reagan schüttelte den Kopf. »Das ergibt keinen Sinn.«
    Mia kam im lockeren Trab zu ihnen gelaufen. Ihr Atem bildete weiße Wölkchen in der Kälte. »Was ergibt keinen Sinn?« Dann ein leises: »Oh, Gott.«
    Kristen schüttelte sich. »Sie haben Recht, das ergibt keinen Sinn. Und wenn irgendeiner der Frauen etwas passiert wäre, dann hätte ich garantiert davon erfahren.« Durch einen der erzürnten Partner oder Ehemänner, die es ihr, Kristen, verübelt hatten, dass sie die Frauen durch die Hölle einer Zeugenaussage geschleift hatte, nur um letztendlich Ramey frei aus dem Gerichtssaal marschieren zu sehen.
    Sie verspürte noch immer den Stich der Wut über die Anschuldigungen, gegen die sie sich nicht verteidigt hatte. Sie schob die Schuldgefühle beiseite und starrte auf den Stein zu ihren Füßen. »Ich nehme an, es soll ein Gedenkstein sein. Für die Opfer.«
    Abe nickte Jack zu. »Fangen wir an zu graben. Aber Vorsicht. Die Erde unter dem Stein könnte Spuren aufweisen. Haben wir bei den anderen beiden angegebenen Orten auch Grabsteine?«
    »Das werden wir bald wissen.« Jack bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, seinem Team Platz zu machen. »Das hier kann eine Weile dauern. Der Boden ist ziemlich hart.«
    Sie wichen zurück, so weit es die Plane erlaubte, die ihnen Schutz vor dem Nieselregen bot. Dann sahen sie zu, wie Jacks Leute vorsichtig zu graben begannen.
    »Ich habe eine Liste der Opfer, ihrer Angehörigen und allen anderen erstellt, die mit den jeweiligen Fällen zusammenhängen«, sagte Kristen, als eine weitere Ladung Erde auf dem wachsenden Hügel neben dem Stein landete.
    »Wieder nicht geschlafen?«, murmelte Mia, ohne die arbeitenden Männer aus den Augen zu lassen.
    »Kann man so sagen.« Sie hatte versucht, sich hinzulegen, aber an Schlaf war nicht zu denken gewesen. Die Vorstellung, dass ein fremder Mann durch ihre Fenster starrte, hatte sie zu nervös gemacht. Bei jedem Knarren und Ächzen ihres alten Hauses war sie aufgeschreckt. Irgendwann hatte sie einfach aufgegeben. »Außerdem habe ich alle Angeklagten aufgelistet, gegen die ich erfolglos prozessiert habe, und vermerkt, wer durch einen Verfahrensfehler und wer rechtmäßig freigekommen ist.«
    »Sind es viele?«, fragte Reagan.
    »Ich musste zwischendurch meine Toner-Kartusche auswechseln«, erwiderte sie trocken. »Hat meinem beruflichen Selbstvertrauen extrem gut getan.«
    »Und wie viele davon hätten Sie möglicherweise gewinnen können?«, fragte Reagan pragmatisch. Das hatte sie sich auch gefragt, und es hatte ihr keine Ruhe gelassen, bis sie eine Zahl errechnet hatte. »Fünfundzwanzig Prozent vielleicht«, erwiderte

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