Des Todes Liebste Beute
verfluchend, folgte sie ihm den Weg hinauf.
»Gern geschehen«, murmelte er. »Warum haben Sie eigentlich kein Licht über der Tür?«
»Ich hatte eins«, gab sie murmelnd zur Antwort und fuhr zusammen, als er das Schlüsselloch verfehlte und der Schlüssel über die Tür schrammte, die sie im Herbst so sorgfältig gestrichen hatte. »Aber die Nachbarn haben sich beschwert, dass es sie wach halten würde, also musste ich es wieder abklemmen.«
Er zog eine Taschenlampe aus seiner Manteltasche und richtete den Lichtstrahl auf das Schloss, dann war die Tür endlich auf.
»Ihre Nachbarn sollten sich um ihren eigenen Kram kümmern.« Er ließ sie in die Küche eintreten, bevor er die Tür wieder zumachte. »Machen Sie die Alarmanlage aus und warten Sie hier.«
»Ja, Sir.«
Er warf ihr einen Blick über die Schulter zu, und sein Grinsen beschleunigte ihren Herzschlag einmal mehr. Diesmal war nicht Furcht der Grund. Jedenfalls nicht dieselbe Art von Furcht. Sie sah zu, wie er seine Waffe zog, und sein Grinsen verschwand. »Bleiben Sie hier«, wiederholte er, diesmal leise. »Ich meine es ernst.«
»Ich bin ja keine Vollidiotin«, murmelte sie in die leere Küche. Um sich zu beschäftigen, fütterte sie die Katzen, dann setzte sie Wasser auf und bemühte sich, Teekanne und Tassen, ohne zu klappern, auf die Arbeitsplatte zu stellen.
Der Tee hatte gezogen und befand sich in der Tasse, und er war noch immer nicht zurückgekehrt. Sie schlich in den Flur zum Esszimmer und spähte hinaus. Genau wie am Abend zuvor hatte er überall, wo er durchgekommen war, das Licht angelassen. Schon gestern hatte sie im Stillen über ihre voraussichtliche Stromrechnung gejammert, die Lichter jedoch trotzdem nicht abgeschaltet. Auch heute stand ihr nicht der Sinn danach.
Hinter ihr ging die Tür auf und fiel zu, und Kristen unterdrückte einen Schreckensschrei, als sie seine tiefe Stimme hörte. »Verdammt, ist das kalt.«
Sie wandte sich um und sah, wie Reagan den Schnee von den Schuhen stampfte. »Erschrecken Sie mich nie wieder so.«
Abe sah auf, seine Miene grimmig. Sie stand reglos wie eine Puppe vor ihm und hielt eine zierliche Porzellantasse so fest in der Hand, dass sie mit ihren Finger verschmolzen schien. Noch immer trug sie den Wintermantel bis zum Hals zugeknöpft, obwohl es in ihrer Küche warm war. »Entschuldigung. Ich wollte mich nicht anschleichen.« Er warf ihre Schlüssel auf die Theke und legte ihre Notebooktasche daneben. »Ich habe Ihr Autofenster zugemacht und den Wagen abgeschlossen.«
Sie holte tief Luft. »Danke. Warum haben Sie denn so lange gebraucht?«
Er ließ die Taschenlampe in seiner Manteltasche verschwinden. »Ich bin unten durchs Souterrain in den Garten gegangen und habe eine Runde ums Haus gemacht.«
»Und?«
Er presste die Lippen zusammen. »Jemand war hier. Ich habe frische Fußspuren im Schnee unterhalb des Fensters im Souterrain gefunden. Was ist in dem kleinen Schuppen draußen?«
»Eigentlich soll das eine Garage sein, aber ich benutzte sie als Abstellraum. Warum?«
Er zuckte die Achseln. »Nur so. Für eine schlichte Abstellkammer hängt ein verdammt dickes Schloss dran. Man könnte meinen, dass Sie darin etwas Wertvolles verstecken.«
Ihr Lächeln war bemüht. Nun, da er gesehen und gehört hatte, wie sie in Wahrheit lachen konnte, war er in der Lage, sie zu durchschauen. »Des einen Schrott ist des anderen Schatz«, sagte sie leichthin. Was selbstverständlich bedeutete, dass sie keinerlei Absicht hatte, ihm zu erzählen, was sich tatsächlich in dem Schuppen befand. Die Erkenntnis versetzte ihm einen kleinen Stich. Sie hob ihre Tasse. »Möchten Sie auch einen Tee?«
Abe betrachtete sie einen Moment lang. Sie versuchte es. Es war ihr nicht recht, ihn bei sich zu haben, aber sie gab sich aufrichtig Mühe, gastfreundlich zu sein. Er hätte sie in Ruhe lassen, ihr erlauben sollen, ihre offenbar dringend notwendige Ruhe zu bekommen, aber irgendwie konnte er sich nicht dazu durchringen, wieder zu fahren.
Er hätte sie so gerne noch einmal lachen gehört.
»Gerne. Vielleicht wärmt er mich ein wenig auf.« Er setzte sich an ihren Tisch und zog Handschuhe und Schal aus. »Wollen Sie Ihren Mantel nicht ablegen?«
Sie blickte an sich herunter, anscheinend überrascht, dass sie ihn immer noch trug. Verlegen streifte sie ihn ab und legte ihn über eine Stuhllehne, machte jedoch keine Anstalten, das Jackett ihres anthrazitfarbenen Kostüms auszuziehen. »Danke, dass Sie mir nachgefahren
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