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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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aber ihn in dem Glauben zu lassen, dass er der Aggressor war, war Teil der Scharade. Sie berührte seinen Mundwinkel mit der Zungenspitze und spürte, wie er schauderte. »Ich habe über Mayhews Fälle schon berichtet, bevor wir uns kannten, und ich werde es auch dann noch tun, wenn du mich längst satt hast und wieder zu deiner Frau zurückgekehrt bist.« Sie küsste ihn hauchzart und nagte leicht an seiner Unterlippe. »Wie geht’s ihr?«
    Seine Hand glitt unter ihren Hausmantel und über den nackten Rücken. »Wem?«, murmelte er und senkte den Kopf.
    »Deiner Frau, Liebling«, schnurrte sie.
    »Wahrscheinlich schläft sie gerade.« Seine andere Hand zog an den Bändern, die den Hausmantel zusammenhielten. »Und wenn sie einmal schläft, wacht sie vor morgen früh nicht mehr auf.«
    Zoe stellte ihr Weinglas, ohne hinzusehen, auf das Beistelltischchen und griff über seine Schulter, um den Riegel der Haustür vorzuschieben. »Wunderbar.«

Donnerstag, 19. Februar, 21.00 Uhr
    K risten stellte den Rückspiegel ein und blickte gründlich nach links und rechts, bevor sie aus dem Parkhaus fuhr. Sie fühlte sich sehr allein und sehr verwundbar. Der Gedanke, dass sie verfolgt wurde, ließ sie nicht mehr los. War er jetzt hinter ihr? Und wenn nicht, wo war er gerade und was tat er? Wer würde sein nächstes Opfer sein? Ihre Hände packten das Lenkrad fester, und sie blinzelte, als die Scheinwerfer der entgegenkommenden Autos sie blendeten. So viele Leute und die meisten in vollkommen harmloser Mission unterwegs. Aber auf zwanzig brave ehrliche Bürger kam einer, der alles andere als brav war.
    Die Gesamtsumme in diesem Verhältnis eins zu zwanzig war ausreichend, um sie bis ans Ende ihres Lebens gewinnbringend zu beschäftigen. Sie stieß den Atem aus und sah, wie er sich zu Dampf verwandelte und dann auflöste. Irgendwo da draußen war ein Mensch, der diesen einen auf zwanzig jagte.
    Und aus irgendeinem unerfindlichen Grund, brachte er
ihr
die Früchte seiner Arbeit.
    Früchte seiner Arbeit. »Ich klinge langsam schon wie er«, murmelte sie. »Hochtrabendes Geschwafel.« Sie biss sich auf die Lippe und blickte wieder in den Rückspiegel. Plötzlich musste sie an Reißzähne denken. Ihr ergebener Diener bestand aus hochtrabendem Geschwafel und scharfen Zähnen.
    Was sie an Jacks komisches Gesicht erinnerte, als er ihr den Hund mit den scharfen Zähnen nahe gelegt hatte, und sie musste lächeln. Sie hatten sich solche Mühe gegeben, ihr die Furcht zu nehmen und sie aufzuheitern. Und am Ende hatten sie sie alle zu ihrem Mietwagen begleitet, Mia, Jack und Marc. Und Abe Reagan.
    Sie konnte Reagan einfach nicht vergessen. Reagan mit seinen intensiven blauen Augen und seinem trockenen Humor. Zerberus. Sie kicherte. Der dreiköpfige Hüter der Unterwelt. Wie passend. Vielleicht sollte sie sich allein deswegen einen Hund anschaffen. Dieses Wochenende vielleicht. Ein Hund, der bellte, nicht niedlich war und scharfe Zähne zeigen konnte. Einer, der keine Katzen fraß.
    Sie munterte sich mit diesem Gedanken den ganzen Heimweg auf, doch als sie in ihre Einfahrt bog, ebbte ihre gute Stimmung ab. Sie blieb in ihrem geparkten Wagen sitzen und starrte furchtsam auf ihr Haus.
    Er konnte überall sein. Zorn mischte sich in ihre Furcht – Zorn darüber, dass ihre Angst sie dazu brachte, im Wagen sitzen zu bleiben. Sie hatte Angst vor ihrem eigenen Zuhause.
Verdammt noch mal.
    Ein Klopfen an der Scheibe ließ sie beinahe aufschreien. Eine Hand auf ihr rasendes Herz gepresst, drehte sie den Kopf und sah Reagan, der sie finster anstarrte. Er machte eine kreisende Bewegung mit seinem Finger, und sie ließ das Fenster herab. Kalte Luft strömte ins Innere.
    »Es ist zehn Grad minus hier draußen«, zischte er, um niemanden zu wecken. Die Fenster der Häuser in der Straße waren dunkel. »Wenn
er
sie sich nicht holt, dann sterben Sie an Unterkühlung.«
    Sie verengte die Augen. »Eben war es hier drin noch warm.«
    »Tja, aber ich friere mir hier draußen den Hintern ab. Geben Sie mir Ihre Schlüssel.«
    »Äh … wie bitte?«
    Er hielt seine behandschuhte Hand durchs Fenster. »Geben Sie Ihre Schlüssel, und ich überprüfe Ihre Schränke. Kommen Sie schon, Kristen, beeilen Sie sich.«
    Sie zog den Schlüssel hastig aus dem Zündschloss, stieg aus und drückte ihn ihm in die Hand. »Habe ich Sie etwa gebeten herzukommen?« Dennoch überkam sie plötzlich ungeheure Erleichterung. Er war da. Sie war nicht mehr allein. Ihre unsicheren Beine

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