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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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In der Tür stand ein Mann in einer zerschlissenen Jeans und einem Bears-Sweatshirt. Er war in Socken und sah die Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Erschöpfung und Resignation an.
    »Miss Mayhew«, sagte er leise. »Wir haben Sie erwartet.« Er öffnete die Tür ein Stück weiter, und sie traten ein. Abe zählte neun weitere Erwachsene im Wohnzimmer. Alle musterten ihn neugierig, bevor sich die Blicke anklagend auf Kristen richteten.
    Was Abe innerhalb von Sekunden innerlich zum Kochen brachte. Er holte tief Luft und rief sich in Erinnerung, warum sie hier waren. Die Kinder dieser Leute waren schwer misshandelt worden, und zwar nicht nur durch King, sondern auch durch ein Rechtssystem, dem es nicht gelungen war, den Täter für seine Grausamkeit zu bestrafen. Er stellte sich hinter Kristen und berührte leicht ihre Schulter. Sie zuckte bei der Berührung zusammen, dann räusperte sie sich.
    »Das ist Detective Reagan. Er ist mit dem Fall betraut worden.«
    Um welchen Fall es sich handelte, musste nicht gesagt werden. Keiner der Eltern sprach.
    Steif fuhr Kristen fort. »Ross King ist ermordet worden. Wir wollten heute Morgen alle Familien seiner damaligen Opfer informieren, doch Sie haben uns die Arbeit erleichtert, indem Sie alle zusammengekommen sind.«
    »Wie schön, dass wir Ihnen Mühe ersparen konnten.« Der höhnische Kommentar kam von einem der Männer auf dem Sofa, und wieder musste sich Abe in Erinnerung rufen, warum sie hier waren.
    Kristen ignorierte die Spitze. »Offensichtlich sind Sie alle bereits informiert worden.«
    Reston zeigte auf den Couchtisch, auf dem fünf Briefumschläge säuberlich in einer Reihe lagen. »Das haben wir alle gestern Morgen erhalten. Außerdem haben wir am Abend die Nachrichten gesehen.«
    Kristen blickte sich um. »Wo sind die Fullers?«
    »Sie haben sich letztes Jahr scheiden lassen«, antwortete Reston. »Sie ist mit den Jungs zurück nach L.A. gezogen. Er ist beruflich nach Boston gegangen. Die Ehe hat die Belastung nicht ausgehalten.«
    Eine Frau stand auf, stellte sich neben Reston und legte ihm den Arm um die Hüfte; offenbar handelte es sich um Mrs. Reston. »Wir wussten, dass Sie gestern bei diesen Frauen gewesen sind. Da haben wir uns gedacht, dass es nur eine Frage der Zeit sein würde, bis Sie zu uns kommen würden.« Sie schaute auf und sah Abe herausfordernd an. »Wir waren ganz normale, glückliche Familien, Detective Reagan. Bis Ross King auftauchte. Niemand von uns ist traurig, dass er tot ist.«
    Abe musterte die Gesichter der Eltern, während er seine Worte sorgfältig wählte. »Ich möchte Sie nicht beleidigen, indem ich behaupte, dass ich etwas anderes angenommen habe. Und ich vergebe mir auch nichts, wenn ich zugebe, dass Ross King mir nicht Leid tut. Dennoch ist es meine Aufgabe, diesen Mordfall zu untersuchen, ungeachtet der Gefühle, die ich für das Opfer hege – oder nicht hege. Ich erwarte nicht, dass Sie das akzeptieren, aber es bleibt Tatsache.«
    Im Wohnzimmer herrschte absolute Stille. Eine der Frauen begann zu weinen. Ihr Mann stand auf und wandte sich in hilfloser Wut an Kristen. »Sagen Sie uns eins, Miss Mayhew. Hat er leiden müssen?«
    Die Frau schaute mit tränenüberströmtem Gesicht auf. »Diese Antwort schulden Sie uns.«
    Kristen warf Abe über die Schulter einen Blick zu, und einen Moment lang spiegelte sich das Leid der schluchzenden Mutter in ihren Augen. Dann wandte sie sich wieder an die wartenden Eltern. »Ich darf Ihnen in einer laufenden Ermittlung keine Einzelheiten preisgeben.«
    »Gehen Sie doch zum Teufel!« Ein anderer Vater war aufgesprungen. »Wir haben damals getan, was Sie uns gesagt haben. Wir haben unsere Jungen durch die Hölle geschickt, weil Sie uns versichert haben, dass Sie diesen Dreckskerl wegsperren könnten!« Er sank auf seinen Platz zurück, fiel in sich zusammen und begann zu zittern. »Gehen Sie doch zum Teufel«, flüsterte er.
    Abe spürte, wie sie zögerte, dann seufzte sie resigniert. »Ich darf keine Einzelheiten preisgeben«, wiederholte sie. »Aber …«
    Der Vater schaute auf, und Abe musste beim Anblick von so viel Elend schlucken. »Aber?«, flüsterte der Mann.
    »Er hat gelitten«, sagte Kristen schlicht.
    »Ziemlich sogar«, setzte Abe tonlos hinzu. Die Eltern blickten einander an, und man konnte die grimmige Erleichterung aus ihren Mienen herauslesen. »Mir ist klar, dass Sie Kings Mörder eine Glückwunschkarte schicken werden, wenn wir ihn gefasst haben –«
    »Wir wär’s

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