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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Lois.« Sie beäugte die Ordner misstrauisch. »Sag nicht, dass die für mich sind.«
    »Leider doch.« Der Stapel landete mit einem dumpfen Laut auf dem Tisch, und Lois stemmte die nun freie Hand in ihre üppige Hüfte. »Hast du diese Nacht überhaupt geschlafen?«
    Nein, keine Sekunde.
»Ein bisschen.« Sie schraubte die Kappe von der Thermoskanne ab, die ihr Owen heute Morgen gefüllt hatte, und schenkte sich nach. »Aber ich habe genug Kaffee, um mich fit zu halten.«
    »Irgendwelche neuen Briefe?«
    Sie schüttelte den Kopf und dachte an die Fußabdrücke, die Reagan unter ihrem Fenster gefunden hatte. »Nein, aber sie werden kommen. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
    Staatsanwaltskollege Greg Wilson steckte den Kopf in ihr Zimmer. »Hast du sie schon gefragt, Lois?«
    Lois wandte sich mit einem Stirnrunzeln zu ihm um. »So weit war ich noch nicht.«
    Greg schlenderte herein. Er hatte gerade seinen vierzigsten Geburtstag gefeiert, und sein jungenhaft gutes Aussehen ließ alle Frauen im Büro abwechselnd bewundernd aufseufzen und neidisch knurren. »Wir machen uns Sorgen um dich, Kristen.«
    Kristen spürte, wie Ärger in ihr aufstieg. »Ich kann selbst auf mich aufpassen, Greg.«
    Er ignorierte ihre Erwiderung. »Komm, zieh vorübergehend bei uns ein. Wir haben ein Zimmer übrig, seit meine Schwiegermutter mit dem Kerl von ihrem Bingo-Abend abgehauen ist.«
    Kristens Kinnlade fiel herab. »Was?«
    »Doch. Meine Schwiegermutter hat diesen Mann dort kennen gelernt und –«
    Kristen schüttelte den Kopf, sowohl um ihren Kopf klar zu bekommen, als auch um ihm das Wort abzuschneiden. »Nein. Du willst, dass ich bei euch wohne?«
    »Wir wissen doch, dass du allein zu Hause bist«, beeilte Lois sich zu erklären. »Wir haben Streichhölzer gezogen, um auszulosen, wer dich fragen soll.«
    Kristen hob eine Braue. »Und du hast verloren, Greg?«
    »Nein, gewonnen. Wir wollen, dass du zu uns kommst. Bis das alles hier vorbei ist.«
    Gerührt musste sie lächeln. »Ich glaube kaum, dass deine Frau dem zustimmt.«
    »Es war ihre Idee.«
    Kristen riss die Augen auf. »Du hast ihr von den Briefen erzählt?«
    Greg runzelte die Stirn. »Natürlich nicht. Ich habe ihr gesagt, dass dein Haus renoviert wird und du irgendwo unterkommen müsstest.« Plötzlich wirkte er verlegen. »Dann hat sie gestern Abend Richardsons Bericht im Fernsehen gesehen und mich heute Morgen darauf angesprochen. Aber ich habe trotzdem nichts verraten. Na … was denkst du?«
    Kristen betrachtete die beiden Menschen, die sie so ernst und aufrichtig besorgt ansahen, dass ihr die Kehle eng wurde. Es war lange her, dass sich jemand um sie bemüht hatte.
Nein, das stimmt nicht.
Reagan hatte es gestern ebenfalls getan. »Ich denke, dass es eine sehr, sehr nette Geste ist. Vielen Dank.«
    Greg sah sie finster an. »Aber?«
    »Aber ich lasse mich nicht aus meinem Haus vertreiben. Im Übrigen bringt Lieutenant Spinelli heute Überwachungskameras an.«
    Greg seufzte resigniert. »Ich denke, du machst einen Fehler.«
    Sie lächelte strahlend. »Noch mal vielen Dank. Wirklich.«
    Lois beugte sich über den Tisch, um sie kurz an sich zu drücken, und Kristen versteifte sich. Es war lange her, dass sich jemand um sie bemüht hatte, und noch länger, dass jemand sie in den Arm genommen hatte. Lois zog sich sofort wieder zurück, und ihre Wangen röteten sich, aber sie entschuldigte sich nicht für ihre impulsive Geste. »Sag uns bitte, wenn du Hilfe brauchst, Kristen.«
    »Mach ich. Versprochen.« Und damit ihre nächsten Worte nicht unhöflich klangen, setzte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit hinzu: »Jetzt habe ich nur noch weniger als eine Stunde Zeit, diese Akten durchzusehen, bevor ich ins Gericht muss.«
    Lois verließ kopfschüttelnd ihr Zimmer. Greg blieb an der Tür noch einmal stehen. Sein sonst so freundliches Gesicht war grimmig. »Kris, wir machen uns wirklich Sorgen. Unterschätze diesen Kerl nicht.«
    Sie begegnete seinem Blick. »Bestimmt nicht.«
    Dann sank sie auf ihren Stuhl zurück und starrte eine lange Weile auf die Ordner auf ihrem Tisch. Nach einer Minute schüttelte sie sich leicht und nahm die erste Akte vom Stapel. Und seufzte. Wieder eine Vergewaltigung.
    Manche Tage waren besser als andere. Dieser heute gehörte nicht dazu.

Freitag, 20. Februar, 11.00 Uhr
    »Danke, dass Sie auf mich gewartet haben.«
    Abe sah zu Kristen auf dem Beifahrersitz. Das waren die ersten Worte, die sie gesagt hatte, seit sie mit offenem Mantel und erhitzten

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