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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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entdeckte sie, dass Reagans Geländewagen am Bordstein vor dem Gerichtsgebäude parkte. Sie richtete sich auf. »Komm schon, Scott. Showtime.«
    Sie wartete, bis Kristen aus dem Wagen ausgestiegen und die ersten Stufen der Treppe erklommen hatte, bis sie aus dem Auto sprang und ihr nacheilte, Scott mit laufender Kamera im Schlepptau. Sie trat ihr in den Weg und registrierte zufrieden, wie Mayhews Augen vor Ärger aufblitzten.
    »Kein Kommentar, Richardson«, knurrte sie. Sie wollte an Zoe vorbeigehen, doch diese folgte ihr mühelos und so anmutig, dass es wie ein Tanzschritt aussah. Das war eine Gabe, die sie zu nutzen wusste.
    »Ich habe noch gar keine Frage gestellt, Frau Anwältin.«
    »Aber das werden Sie noch.«
    »Ja, das werde ich. Und zwar jetzt.« Sie hielt sich das Mikrofon an den Mund. »Können Sie bestätigen, dass wir es nun mit fünf Morden zu tun haben, Staatsanwältin Mayhew?«
    Mayhews Augen weiteten sich erschrocken, doch sie hatte sich rasch wieder im Griff. »Kein Kommentar.« Sie ging weiter, während Zoe neben ihr her tänzelte und Scott den Austausch aufnahm.
    »Ist es wahr, dass der Killer Ihnen persönlich Briefe geschickt und die Morde als Geschenk an Sie deklariert hat?«
    Mayhew blieb abrupt stehen und presste die Lippen zusammen. »Kein Kommentar.« Dabei hatte ihre Reaktion schon genug gesagt. Mayhew floh die Treppe hinauf, und Zoe ließ sie ziehen, jedoch nicht, ohne ihr mit der letzten Frage noch einen kräftigen Stoß zu versetzen.
    »Er hat die Briefe an Rameys Opfer mit ›Ihr ergebener Diener‹ unterschrieben. Waren Ihre genauso unterzeichnet, ASA Mayhew?«
    Kristen blieb stehen und wandte sich um, ihr Gesicht nun gefasst und absolut reglos. »Vielleicht haben Sie mich die ersten drei Mal nicht richtig verstanden, Miss Richardson. Ich sagte ›Kein Kommentar‹.«
    »Dreh weiter«, befahl Zoe, und Scott tat es, bis Kristen im Gerichtsgebäude verschwunden war.
    Scott senkte die Kamera. »Woher wusstest du das mit den Briefen, die sie bekommen hat?«
    Zoe lächelte süßlich. »Ich bin gut, Scottie. Und vergiss das ja nicht.«

Freitag, 20. Februar, 13.30 Uhr
    Die Wörter auf der Seite vor ihr verschwammen. Sie hatte kein einziges Wort gelesen.
    Das ist einfach nicht fair.
    Kristen biss sich auf die Lippe. Wie viele Male hatte sie diesen Satz gehört, seit sie zur Staatsanwaltschaft gekommen war? Zu viele Male von zu vielen Opfern, was ihn nicht weniger wahr machte. Wie viele Male hatte sie ihn selbst ausgesprochen? Nun, in letzter Zeit nicht mehr, das musste sie zugeben. Jedenfalls nicht, was ihr eigenes Leben betraf.
    Das momentan wirklich zum Kotzen war.
    Andererseits war ihr Leben auch schon schlimmer gewesen. Sehr viel schlimmer. Und sie war kein Mensch, der öffentlich jammerte. Sie hielt ihr Privatleben privat.
Warum also heute? Verdammt!
Sie biss die Zähne zusammen. Was hatte sie nur getrieben, Reagan gegenüber diesen Spruch zu äußern?
Man vergisst niemals. Bin ich total bescheuert?
Sie schloss die Augen und wandte sich vom Tisch ab, als ließe sich so das Bild von Abe Reagan, der sie schockiert anblickte, aus ihrem Kopf vertreiben. Sie hörte noch immer den Klang seiner Stimme, als er ihr hinterhergerufen hatte.
Als ob er es wüsste.
Und dann sein Blick, als sie das Haus der Restons verlassen hatten. Er hatte sie mit seinen hellen blauen Augen angestarrt, blaue Augen, so intensiv wie eine Gasflamme.
    Er hatte sie als netten Menschen bezeichnet.
    Mein Gott.
Wenn er wüsste. Wenn er es tatsächlich wüsste.
    Er hatte mehr gewollt. Die Art, wie er sie plötzlich angesehen hatte, wie die Luft um sie herum plötzlich so aufgeladen gewesen war, dass es ihr eine Gänsehaut am ganzen Körper verursacht hatte …
    Sie hatte sich im Laufe ihres Lebens eine Menge Bezeichnungen anhören müssen, aber naiv gehörte gewöhnlich nicht dazu. Frigide, ja. Eisprinzessin ebenfalls. Naiv – nicht mehr in letzter Zeit. Reagan hatte sie küssen wollen. Dort, direkt vor dem Haus der Restons.
    Sie stieß ein leises, freudloses Lachen aus.
Wenn er wüsste … Er würde rennen, so schnell ihn seine Beine tragen.
    Er hatte sie küssen wollen. Und einen Moment lang hatte sie sich gefragt, wie es wohl wäre, wenn er sie berührte, wenn er sie küsste … hatte sich gefragt, ob seine Lippen hart oder weich sein würden, wie es sich anfühlen würde, wenn sie ihre Arme um seinen starken Nacken legte und sich festhielte. Ihn ganz fest umklammert hielte.
    Und einen verrückten Moment lang

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