Des Todes Liebste Beute
zuwandte, und als sie es tat, sah er neben dem Interesse in ihren Augen eine Verletzlichkeit, die ihm im Herzen wehtat, obwohl sein Blut gleichzeitig zu brodeln begann. »Ist es Ihnen je in den Sinn gekommen, dass ich hier bin, weil ich mit Ihnen zusammen sein will?«, antwortete sie ruhig.
»Ich habe es zumindest gehofft«, sagte er aufrichtig, und ihre Lippen zogen sich so leicht nach oben, dass es ihm entgangen wäre, wenn er sie nicht genau beobachtet hätte. Er legte seine Hand über ihre und spürte, wie sie leicht zusammenzuckte. Aber sie nahm die Hand nicht weg, und er wertete das als positives Zeichen. »Warum Italien?«
Sie blinzelte, sichtlich überrascht von der Frage. »Wie bitte?«
Er schob seinen Daumen unter ihre Hand, und ließ ihn in sanfter Liebkosung über ihre Handfläche gleiten. Sie versteifte sich, nahm die Hand aber immer noch nicht fort. »Warum waren Sie ausgerechnet in Italien?«
Ihr Blick senkte sich auf ihre vereinten Hände. »Ich habe in Florenz studiert.«
»Kunst?«
Sie schaute wieder auf, diesmal mit einem kleinen Lächeln, und sein Herz setzte erneut einen Schlag aus. »Kann man in Florenz etwas anderes studieren?«
»Ja, ich habe bereits festgestellt, dass Sie ein Auge für Farben haben«, sagte er. »Aber wenn Sie Kunst in Florenz studiert haben, wie sind Sie dann schließlich dazu gekommen, Anwältin zu werden? Warum malen oder modellieren Sie nicht und tun, was Sie einmal offensichtlich interessiert hat?«
Ihr Lächeln verblasste. »Das Leben entwickelt sich nicht immer so, wie man es geplant hat. Das wissen Sie so gut wie ich.«
Oh, ja, und ob. »Stimmt.«
sie schüttelte sich. »Aber ich benehme mich sehr egoistisch. Sie laden mich zu einem schönen Abendessen ein, und ich werde plötzlich rührselig. Reden wir über etwas anderes.«
»Gut. Etwas anderes.« Er legte den Kopf schief und musterte sie. »Sie haben uns heute Nachmittag im Schießstand ziemlich überrascht. Ich hatte keine Ahnung, was für eine gute Schützin Sie sind.« Und das war sie. Als sie in Diana Givens’ Laden methodisch eine Waffe ausgesucht hatte, hatte er angefangen zu träumen, wie nett es sein würde, ihr die Grundlagen des Schießens beizubringen, sie an seinem Körper zu spüren, während er ihren Arm ausrichtete, ihre Wärme, ihre Nähe zu erleben, ihren Duft einzuatmen … Prompt hatte sein Körper auf diese Fantasie reagiert, und er war beinahe erleichtert gewesen, als sie sein und Mias Hilfsangebot ablehnte. Und dann war sie in den Schießstand getreten und hatte das Magazin mit Genauigkeit und Effizienz in die Pappzielscheibe geleert und sie alle sprachlos gemacht. »Sie haben jeden Schuss sauber in den Brustbereich gesetzt.«
»Ich bin keine Scharfschützin, aber ich kann durchaus Dosen von einem Zaun holen.«
Er dachte an die wenigen Informationen über ihre Vergangenheit, die sie ihm verraten hatte, und zog seine Schlüsse. »Sie haben in Kansas also auf einer Farm gelebt?«
Voller Unbehagen rutschte sie auf ihrem Stuhl hin und her. »Mein Vater hatte eine alte .38, mit der wir immer geübt haben.«
Sie war trittsicher über die Frage ihrer Herkunft hinweggegangen. »Und wer hat die Waffe Ihres Vaters bekommen, als er gestorben ist?«
Ihre Miene wurde eisig. »Mein Vater ist nicht tot.«
Abe runzelte die Stirn. »Aber Sie haben mir doch gesagt, dass Sie keine Familie haben.«
»Und das stimmt auch.« Wieder holte sie tief Luft und schauderte. »Tut mir Leid. Jetzt fange ich schon wieder an. Ich bin nur sauer, dass ich drei Tage auf meinen Revolver warten muss. Die Realität des Waffengesetzes hat mich dann doch eiskalt getroffen, als ich vorhin das Formular ausfüllte.«
»Wie meinen Sie das?«
Sie schnitt eine Grimasse. »Na ja, die Typen, gegen die ich mich schützen will, haben ihre Waffen von einem Dealer bekommen, der das Gesetz vermutlich nicht ganz genau befolgt. Sie sind bewaffnet, während ich warten muss.«
»Wahrscheinlich hätten Sie erreichen können, dass man Ihnen die Wartezeit erlässt.«
»Und hätte Zoe Richardson das nicht mit dem allergrößten Vergnügen aufgegriffen?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, schon okay. Ich werde eben bis dahin weiterhin mit dem Wagenheber unter meinem Kopfkissen schlafen.«
Er öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, klappte ihn aber wieder zu und stöhnte, als sich die Tür des Restaurants öffnete. Kristen setzte sich augenblicklich kerzengerade hin und zog ihre Hand zurück. »Was ist?«, fragte sie alarmiert
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