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Des Todes Liebste Beute

Des Todes Liebste Beute

Titel: Des Todes Liebste Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Geländewagen gesessen, und er hatte reichlich Gelegenheit gehabt, ihren Duft einzuatmen und ihr Mienenspiel, manchmal subtil, manchmal weniger, zu beobachten. Er hatte gesehen, wie sie sich versteifte, sobald ihr Handy klingelte, und gewusst, dass ein weiterer verängstigter Verteidiger, der das Pech gehabt hatte, irgendwann einmal gleichzeitig mit ihr im Gerichtssaal gewesen zu sein, fluchte und zeterte und sie beleidigte. Und er hatte gesehen, wie sie sich den ganzen Tag lang immer wieder umgedreht hatte, um herauszufinden, ob ihnen die Presse, diverse Gangmitglieder oder vielleicht ihr ergebener Diener auf den Fersen war.
    Und den ganzen Tag über waren ihm die Ereignisse der vergangenen Nacht im Kopf umhergegangen. Das Interesse in den wachsamen grünen Augen. Das aufrichtige Mitgefühl, als sie ihn dazu gedrängt hatte, über Debra zu reden. Und er hatte sich gefragt, wie es wohl sein würde.
    Mit ihr.
    Er hatte sich gefragt, wie es sein mochte, ihr ernstes Gesicht jeden Tag lächeln zu sehen, sie lachen zu hören, sie unbekümmert und ohne die Last der Sorge, die sie niederdrückte, zu erleben. War es dumm von ihm, die erste attraktive und kluge Frau, die ihm seit seiner Undercover-Mission begegnet war, zu begehren? Kristen besaß Integrität und Intelligenz. Schönheit und Anmut. Er hatte in den letzten Jahren nur wenige Frauen kennen gelernt, die diese Qualitäten in sich vereinten. Gewöhnlich hatten solche Wesen wenig mit Drogen- und Waffendealern zu tun.
    Immer wieder dachte er an den Tag zurück, an dem er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er hatte Kristen in der Nacht zuvor nicht angelogen. Er war wie vom Donner gerührt gewesen. Dann bezaubert. Und schließlich erregt. Unglaublicherweise erregt. Er hatte an jenem Tag stur seine Rolle gespielt, war mit anzüglichen Bemerkungen über sie hergezogen, hatte sich dadurch das eine oder andere Schulterklopfen von seinen vermeintlichen Komplizen verdient. Doch die Bilder in seinem Kopf waren nicht verblichen, nicht einmal in der Zeit seiner Haftstrafe, die er verbüßen musste, um seiner Deckung Glaubwürdigkeit zu verleihen. Bald darauf war er auf Bewährung freigelassen worden und zu dem schmutzigen, finsteren Teil der Stadt zurückgekehrt, den er für die Dauer der Mission sein Zuhause nannte.
    Sobald es ihm möglich gewesen war, hatte er Debra im Hospiz besucht, hatte sich neben sie gesetzt, ihre Hände und Füße massiert und leise mit ihr gesprochen, während sich sein Verstand mit Schuldgefühlen herumschlug. Er begehrte eine andere Frau, während seine geliebte Debra im Fegefeuer der Stille lag.
    Jetzt hatte seine Frau endlich Frieden gefunden. Und er begehrte Kristen Mayhew noch immer.
    Der Kellner beendete mit offensichtlichem Bedauern die Unterhaltung, um sich um die anderen Restaurantgäste zu kümmern. Kristen wandte sich ihm zu, und ihre Augen weiteten sich, und er begriff, dass man ihm seine Gedanken im Gesicht ablesen konnte. Einen Moment lang erwog er, sie einfach mit einem lässigen Lachen zu überspielen. Aber dann veränderte sich ihr Blick plötzlich, und ein rosiger Hauch begann ihre Wangen zu überziehen. Ihre Zungenspitze erschien und glitt über ihre Lippen, und Abe hätte beinahe laut gestöhnt.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie. »Es war sehr unhöflich von mir, Sie einfach so zu ignorieren. Es ist nur so lange her, dass ich eine Chance hatte, Italienisch zu sprechen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es macht Spaß, Ihnen zuzuhören. Ich wusste nicht, dass Sie Italienisch können.«
    Sie zuckte halbherzig die Schultern. »Ich war in meiner Collegezeit ein Jahr in Italien. Ich habe ziemlich viel von der Umgangssprache gelernt, aber meine Grammatik ist bestimmt grausig. Es ist alles ziemlich eingerostet.« Sie nahm ihre Karte und befingerte eine Ecke. »Hören Sie, Sie hätten mich nicht zum Essen ausführen müssen. Spinelli hat einen Streifenwagen vor meinem Haus postiert. Ich kann jetzt durchaus allein bleiben.«
    Etwas in seinem Inneren regte sich, hitzig und rastlos. »Ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass ich gerne mit Ihnen zusammen bin? Dass die Tatsache, dass wir beide hier sitzen, nichts mit dem Fall zu tun hat?«
    Sie schaute auf und begegnete seinem Blick. »Ja.« Ihre Stimme war tiefer geworden, rauchig, sandte kleine, prickelnde Schauder über seine Haut. »Ja, das ist mir schon in den Sinn gekommen.«
    Er schluckte hart. Tausend Reaktionen stürmten in sein Bewusstsein, alle unangemessen und nur dazu

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