Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)
ist –
(Springt auf und liest das daran befestigte Kärtchen:) Von Tony Marshall.
Ein Geschenk, was ich jetzt, ehrlich gesagt, gar nicht so gerne trinken möchte, da das Etikett mir etwas suspekt aussieht. Dann ist da dieser Fußball-Bär in dem kleinen Koffer. Der ist von der letzten WM. Den hat mir mein Büro geschenkt. Ich bin eine Chefin, die 54 Jahre alt ist, und von ihren Angestellten Steiff-Tiere geschenkt bekommt. Auch das fällt unter Macke.
Nicht bei uns.
Bei uns ist das gesunde Normalität.
Da ist auch mein geliebtestes Kinderbuch «Der kleine dicke Ritter».
(Jubiliert.) Oblong-Fitz-Oblong!
Warum das da liegt, kann ich nicht beantworten.
Du hast es als Siebenjährige da liegen lassen.
Was liegt denn da so dekorativ, eingeschlagen in Decken, auf deinem Fußboden rum?
Das ist auch wieder so eine Geschichte. Vergangene Woche war ich in London und sehr begeistert darüber, dass ich in den relativ großbürgerlichen Wohnungen häufig diesen typischen englischen Kamin mit einer Umrandung aus Marmor bewundern durfte. Letzten Samstag war ich aus beruflichen Gründen auf einer Versteigerung in Köln. Da stand just ein solcher marmorner Kaminsims. Da ich mit einer Gehirnhälfte noch in London war, habe ich reflexartig mitgeboten, obwohl ich dafür überhaupt keine Verwendung habe. Ratet, wer den Zuschlag bekommen hat.
Du besitzt jetzt einen Kaminsims ohne Kamin?
Du hast keinen Ort für den Sims und hast ihn ersteigert, weil du in London warst und dir diese Kamine da gut gefallen haben?
So ist mein Denken, wenn ich mich beruflich nicht auf Inhalte konzentriere.
Hast du viele Dinge in deinen Wohnsitzen, die du nicht gebrauchen kannst?
Nein, das nicht, weil ich einen ganz sicheren Geschmack habe. Das war ein gedanklicher Ausfall.
Darf denn jemand in deinem häuslichen Chaos Hand anlegen und versuchen, eine Ordnung zu schaffen?
Wenn meine Lebensgefährtin in einem Anfall von Ordnungswahn versucht, Struktur in mein Chaos zu bringen, versetzt mich das in einen Zustand äußerster Panik. Zeitungen sind dabei ein heikles Sonderthema. Ich lese berufsbedingt, aber auch interessehalber, sehr viele Zeitungen und habe ein System, was niemand durchschaut, nicht einmal ich. In jedem Zimmer liegen Zeitungshaufen, in jedem wohlbemerkt. Ich habe eine ungefähre Ahnung, was ich unbedingt noch lesen will, von der vorletzten Woche, weil da ein Artikel von mir schon erspäht worden ist, von dem ich sage, den muss ich in mein Hirn kriegen. Der ist für mich lebenswichtig. Diese Stapel von Zeitungen sind allerdings im ganzen Haus verteilt.
Das hört sich aber sehr nach Messie an. Ist es denn so, dass du diesen Artikel dann auch wirklich liest, oder hast du noch einen von 2007 da liegen?
Das kann auch passieren. Aber normalerweise komme ich da hinterher.
Ich finde das sehr spannend.
Ich finde das sehr anstrengend.
Ich finde es auch unfassbar anstrengend. Und da du ja so viele Termine hast, finde ich Connys Frage berechtigt, ob diese ewige Sucherei nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt?
Ja, aber wie gesagt, das ist nur zu Hause so extrem. Andererseits gibt es ein oberstes Gesetz in dieser Firma: «Kein Original in die Hände von Bettina Böttinger!» Das ist sofort weg. Wenn ich wichtige Dokumente unterzeichnen muss, legt Marion diese vor mich und bleibt bei mir stehen, bis ich unterschrieben habe. Die Tinte ist noch nicht trocken, da entreißt sie es mir sofort, um es in Sicherheit zu bringen.
Darf ich nach Marions Berufsausbildung fragen?
Sie hat Lebenserfahrung. Und sie ist Pflegerin, da sie bereits 13 Jahre an meiner Seite ist.
Wie sieht es denn in einer fremden Stadt in deinem Hotelzimmer aus?
Ich liebe Hotels. Hotels sind Räume, die mir für eine gewisse kurze Zeit das Gefühl geben, dass ich ein aufgeräumtes Leben führe. Alles an seinem Platz, ich muss mich um nichts kümmern. Ich habe lediglich fünf bis sieben Zeitungen, die ich im Zimmer verteilen kann. Das ist dann aber auch schon alles, was ich anstellen kann.
Hier in deinem Büro hängen auffallend viele Gemälde an der Wand. Sammelst du Kunst?
Ja. Ich bin ein Liebhaber von moderner Kunst. Was mich am meisten an guter, moderner Kunst interessiert oder fasziniert, ist die Tatsache, dass die Darstellung an sich immer einem Ordnungsprinzip gehorcht. Das, was ich an den Wänden habe, ist auch ordentlich. Das sieht man ja beispielsweise hier an dieser
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