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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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dir. Fällt dir spontan etwas ein, wo du sagst, das ist eine Macke von mir?
     
Ich bin übertrieben diszipliniert.
     
    Du bist die Macke?
     
Ich bin die Macke an sich, als Ganzes. Wenn man das von außen sieht, würde man sich wundern, dass einer so lebt.
     
    Sich wundern? Worüber?
     
Dass man ohne Freunde lebt, in dieser – tja, ich kann es nicht Isolation nennen, weil sie keine ist. Dieses «wesentlich mehr machen, als eigentlich nötig ist». Das Sich-Verbeißen in Arbeit. Diese Angst, etwas nicht mehr bewältigen zu können, nicht mehr damit fertig zu werden, zeitlich wie inhaltlich. Über dem Ganzen liegt auch eine Wolke der Depression, die mich aber nie behindert hat. Im Gegenteil, die Depression befruchtet auch. Sie zwingt einen ja auch zur Stellungnahme, zum Kampf, zur Auseinandersetzung. Es kommt nicht vor, dass ich immobil daliege und sage: «Ich lasse mich jetzt von der Tragik überschütten!» Ich habe auch kein Selbstmitleid. Aber sie ist da, die Sinnlosigkeit der Existenz.
     
    Gibt es trotzdem Momente, in denen du sagst: «Ich bin entspannt und glücklich»?
     
Mit Sicherheit. Es kommt vor, wenn ich mich länger in der Natur verlieren kann. Gerade waren wir eine Woche in den Salzburger Bergen wandern. Aber es dauert immer ein Weilchen, bis es funktioniert. Die ersten Tage sind schrecklich. Da habe ich alle möglichen Albträume. Ab dem fünften Tag beginnt das sich einfach aufzulösen. Trotzdem traue ich mich nicht, so zu leben. Ich glaube, das würde nicht gutgehen auf längere Zeit.
     
    Welche Charaktereigenschaften braucht deine Frau, damit ihr beide euch gut versteht? Wo seid ihr euch einig?
     
Wir sind uns darin einig, dass ich mit einem wie mir nicht zusammenleben wollte.
     
    Prima. Ihr habt also schon mal den gleichen Humor.
     
Es gibt so viele Unterschiede zwischen uns, dass sich dadurch das Näheproblem vielleicht aufhebt. Sie ist ein Ossi, die sind sowieso stark. Sie ist sehr viel jünger, das heißt also, sie hat nach mir demnächst eine zweite Chance auf ein erfüllteres, besseres Leben. Das sage ich ihr ja auch die ganze Zeit.
     
    Damit wirst du ihr sehr auf die Nerven gehen …
     
Ja, hör mal, das ist besser als ignoriert werden. Sie ist stark und sehr in sich geschlossen. Ich versuche, ihr in der letzten Zeit einzureden, dass sie ihren Freundeskreis ein bisschen erweitern soll, denn der ist sehr eng gefasst, weil sie gern und schnell Stacheln nach allen Seiten ausfährt. Es stört uns jedenfalls nicht, tagelang niemanden zu sehen. Und wir erschrecken beide fürchterlich, wenn das Telefon klingelt. So gut wie niemand hat meine Telefonnummer.
     
    Na, jedenfalls wird deine Frau sich nicht mit dir fadisieren …
     
Das ist das einzige Kompliment, das ich regelmäßig von ihr höre: «Du bist schrecklich, aber amüsant.» Das habe ich auch gelernt im Laufe von drei Ehen, dass man einen Partner, egal ob Mann oder Frau, unterhalten muss. Aber sie kennt auch meine destruktiven Seiten. Ich leide ja selber manchmal drunter, da ist sie auch hilflos, kann aber gut damit umgehen, indem sie sie einfach zulässt. Da gibt es auch nicht den Ansatz des Therapierens.
     
    Das habt ihr gemeinsam, dass ihr euch zulassen könnt?
     
Absolut. Das ist die Voraussetzung jeder Beziehung, glaube ich.
     
    Fällt dir nicht noch eine Albernheit ein? Wo du sagen kannst: «Oh, oh, da habe ich aber noch einen kleinen Lattenschuss, den ich euch mit auf den Weg geben werde.»
     
So gern würde ich das für euch tun … hm.
     
    Also ich weiß aus gut unterrichteten Kreisen, dass du ein sehr schönes Auto fährst.
     
Einen Jaguar.
     
    Na also! Den gönnst du dir!?
     
Ach, so wichtig ist der auch wieder nicht. Eigentlich eine banale Sache. Als ich vor 40 Jahren von Amerika zurückkam, hatte ich mir ein bisschen Geld erspart und habe mir auf Anraten einer Frau, in die ich mal für zwei Wochen wahnsinnig verliebt war, einen Jaguar gekauft. Die meinte, ein weißer Jaguar stünde mir.
Das war 1969. In einem Satireverlag, politisch total links, da fährt man nicht Jaguar. Aber das wusste ich nicht, ich kam von Amerika rüber, absolut unschuldig, dort war das nicht so wichtig. Aber dadurch wurde ich in Deutschland politisch unglaubwürdig, ich durfte nicht Steine werfen in Frankfurt, durfte bei keiner Demo mitmachen, ich war einfach ausgegrenzt mit meinem Jaguar. Weil der Wagen unschuldigerweise auch mitgelitten hat und diskriminiert wurde, bin ich der Marke treu geblieben. Seit 40 Jahren. Inzwischen

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