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Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition)

Titel: Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Scheel , Hella von Sinnen
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mehr, als drei Stunden vorher in einem Saal zu sein. Ich verliere die Motivation. Ich möchte gerne ganz kurzfristig davor reinrennen und arbeiten.
     
    Das hat aber nichts mit Lampenfieber zu tun?
     
Ich habe überhaupt kein Lampenfieber.
     
    Noch nie gehabt?
     
Sicherlich als Junge schon. Aber ich will mich nicht so wahnsinnig ernst nehmen. Meinen Beruf übe ich mit Leidenschaft aus. Und ich liebe es. Aber wenn ich von der Bühne runterkomme, bin ich innerhalb von fünf Minuten ein Typ, der mit seinen Musikern sitzt und Karten spielt und so was. Ich habe kein Problem, in ein einsames Hotelzimmer zu gehen. Ich denke nicht: «Mein Gott, vor fünf Minuten haben sie dir zugejubelt, und jetzt bin ich alleine da!» Das ist nicht mein Ding.
     
    Sind Sie auch ein rationaler Mensch? Hat Aberglauben keinen Platz in Ihrem Leben?
     
Nein, hat er nicht. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich habe das nicht als Sportler praktiziert. Man zieht den linken Handschuh zuerst an und solche Dinge … aber nein, jetzt vor meinen Shows habe ich keine Macken, die mir selber auffallen.
     
    Waren Sie Golf-Profi? Oder was war das mit dem linken Handschuh?
     
Ich wollte Kricket-Profi werden, als ich nach Europa kam.
     
    Und jetzt als Sänger nicht mehr der linke Schuh zuerst vor dem rechten?
     
Nein, in dieser Beziehung nicht. Da sind keine Marotten übrig geblieben gerade in den letzten 20, 30 Jahren, was die Bühne angeht. Ich will meine Ruhe haben vor einer Show. Einen Tag zu haben, der immer gleich abläuft, mag ich sonst nicht. Aber auf der Tournee möchte ich schon gerne um eine gewisse Zeit aufstehen, meistens im Zimmer frühstücken und dann on the road bis zum nächsten Ort. Einmal schlafen, eine Massage, dann ein kleiner Soundcheck, wobei ich meistens beim Soundcheck nicht dabei bin, ich habe sehr gute Sound-Männer, die wissen, wie meine Stimme klingt. Dann gehe ich so spät wie möglich in die Halle. Das ist meine Macke, was das angeht.
     
    Gibt es irgendwelche Phobien? Gibt es irgendwas, wovor Sie Angst haben, Höhenangst, Platzangst? Tiere, denen Sie nicht begegnen möchten?
     
Nachdem ich einen Löwen im Arm hatte, und das war auch kein zahmer Löwe, würde ich sagen, Tiere sind willkommen. In Südafrika hat irgendein Fotograf zu mir gesagt: «Geh bitte rein in den Käfig!» Und ich weiß bis heute nicht, warum ich es getan habe. Da standen zwei Löwen, die waren beide drei, vier Jahre alt. Der Besitzer von diesem großen Gehege auf dem Land, der sagte: «Sie müssen nur aufpassen, wenn Sie reingehen, Sie müssen den Löwen in die Augen gucken! Das ist ganz wichtig!» Aus irgendeiner Fotogeilheit bin ich reingegangen, und ein Löwe ging nach links, und der andere ging nach rechts. Und ich stand da und sagte: «Ich kann nicht beiden gleichzeitig …»
     
    (Prustet los:) … in die Augen gucken!
     
Zum Schluss endete es damit, dass ich mich ganz vorsichtig neben einem liegenden Löwen hingekniet habe und einen Arm um seine Schulter gelegt habe, und dann sagte der Fotograf: «Scheiße, ich habe keinen Film!», und rannte los und holte sich einen Film. Das Foto existiert irgendwo.
     
    Und Sie hatten keine Angst?
     
Nein, es gibt nicht viel, wovor ich Angst habe. Wenn ich ernsthaft antworten darf – ich habe am meisten Angst vor Dummheit. Gerade in unserer heutigen Welt etwas, was wir mehr und mehr sehen. Gerade bei Politikern. Ich mache mir darüber sehr viele Gedanken. Es passieren Dinge, bei denen ich sage: «Wo sind wir hingekommen? Das kann nicht wahr sein!» Das ist wirklich meine größte Phobie.
     
    Das können wir sehr gut nachvollziehen. Gibt es denn Rituale zu Weihnachten oder zu Silvester oder zu Geburtstagen, wo Sie sagen: «Das möchte ich einfach jedes Jahr so feiern, das macht mich froh und glücklich»?
     
Mein Lieblingsritual, was Weihnachten angeht, ist schnell abzuhauen. Ich bin aber durch meine Patchwork-Familie gezwungen, Weihnachten zu zelebrieren. Die treffen sich irgendwo in Florida oder in letzter Zeit in München, und ich versuche, den Frieden zu wahren zwischen meiner ehemaligen und meiner jetzigen Frau und den beiden Brüdern, die verschiedene Mütter haben. Also, da stehe ich schon mittendrin, wenn es um Weihnachten geht. Ich bin nicht böse, wenn die Woche vorbei ist.
     
    (Wir haben uns sehr herzlich für seine Offenheit bedankt und vor lauter Aufregung vergessen, ihn um ein Autogramm zu bitten. Wimmer.)

Gaby Köster
    «Liebe Eisbären, sucht euch anderes Futter.»
    Gaby Köster

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