Des widerspanstigen Zaehmung
gut geschult. Sie tauchen erst dann auf, wenn man sie ruft."
Sie legte die Finger um die Porzellantasse. „Ich kann mir vorstellen, dass das Ihrem Bruder sehr genehm ist."
„Wissen Sie, ich glaube, er hat noch nie irgendeine Frau hergebracht. Und das, obwohl es dem momentanen Geschmack entspricht, in seinem Wohnsitz an der Küste eine Geliebte einzuquartieren. Diese Villa ist bislang ausschließlich Mitgliedern der Familie vorbehalten gewesen. Aber sagen Sie niemandem, dass Sie das von mir wissen."
Jane stellte ihre Tasse ab und versuchte, sich daran zu erinnern, was sie über Heath wusste. Er war Spion und Soldat, wie Grayson ihr gesagt hatte. Und er war auf Informationen über Nigel gestoßen. Sie schaute verstohlen auf und betrachtete sein Gesicht. Er sah gut aus, er wirkte geduldig, sympathisch - doch dann wurde ihr klar, wie gefährlich es war, würde sie ihn unterschätzen. Hatte er ihr Geheimnis durchschaut? Seinem Mienenspiel war davon nichts anzumerken, aber vermutlich verstand er es, meisterlich seine Gedanken zu verbergen, was für einen Offizier des Geheimdienstes eine unverzichtbare Eigenschaft darstellte. Zwar fürchtete sie sich davor, ihn zu fragen, welche neuen Erkenntnisse er inzwischen gesammelt hatte. Aber sie musste es unbedingt wissen ...
„Grayson sagte ... "
Heath sah zur Tür, in der gerade sein älterer Bruder auftauchte und dann in das Esszimmer kam. Sie überlegte, ob er wohl die ganze Zeit über dagestanden und sie belauscht hatte. In seinem zinngrauen Cut zu einem weißen Leinenhemd und bräunlicher Hose wirkte er elegant. Sein weizenblondes Haar trug er nach hinten gekämmt, was die markanten Wangenknochen betonte, Jane wurde prompt heiß, als sich ihre Blicke trafen.
Trotz ihrer Verwirrung und der ungewissen Zukunft hatte er immer noch diese beunruhigende Wirkung auf sie. In der letzten Nacht war die Waagschale noch weiter in eine Richtung ausgeschlagen, sie konnte jedoch nicht absehen, was das bedeuten würde. Er hatte ihr Herz gestohlen, sie hatte mit ihm das Bett geteilt. Was würde sie im Gegenzug bekommen?
Alles, dachte sie. Zumindest war es das, was sie wollte. Sie wollte Grayson ganz für sich allein haben, für den Rest ihres Lebens. Was würden sie beide für ein skandalumwittertes Paar abgeben! Auf einmal errötete sie, da Heath sie ansah. Was hielt er bloß von dem Ganzen?
„Ich hörte meinen Namen." Grayson beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf den Nacken, ehe er einen Stuhl heranzog und sich neben sie ans Kopfende des Tischs setzte. „Wurde ich auf schmeichelhafte Weise erwähnt?"
Beim Anblick seines amüsierten Lächelns hätte sie sich am liebsten unter dem Tisch verkrochen, auch wenn der Kuss ihr einen lustvollen Schauer bescherte. „Was glaubst du denn?"
Seine Augen blitzten, als er sie betrachtete. „Ich glaube, nach der letzten Nacht ist etwas Schmeichelndes durchaus angebracht."
Heath räusperte sich und setzte seine Tasse ab. „Bescheiden wie immer, nicht wahr?"
„Ich bin zu gut gelaunt, um mich in Bescheidenheit zu üben", gab Grayson zurück und lächelte Jane sinnlich an. „Warum isst du nichts, meine Schöne?", fragte er besorgt und legte seine Hand auf ihre. „Hat mein Bruder dich etwa eingeschüchtert?"
Er war so männlich und besitzergreifend, und er machte überhaupt keinen Hehl aus dem, was zwischen ihnen geschehen war, dass Jane nicht wusste, wie sie sich verhalten sollte. Auf jeden Fall gab er sich keine Mühe, vor seinem Bruder irgendetwas zu verheimlichen, obwohl dieser ebenfalls befremdet wirkte.
„Wie kannst du nicht hungrig sein, nachdem wir ... " Sein Blick wanderte zu Heath, und mit einem Mal wurde Grayson ernst und ärgerlich. „Hast du ihr von Nigel erzählt? Hat ihr das den Appetit genommen?"
Heath lehnte sich mit einem resignierenden Lächeln zurück. „Warum erzählst du es ihr nicht selbst, Bruderherz? Ich hasse es, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein."
„Schlechte Nachrichten?" Jane schreckte hoch. „Es geht um Nigel?"
„Also gut", sagte Grayson und drückte besänftigend ihre Hand. „Heath hat ihn gefunden, Jane. Ich weiß nicht, wie ich es dir schonend beibringen soll, darum werde ich direkt sein und dir alles sagen. Mein Cousin hat eine andere Frau geheiratet, die von ihm ein Kind erwartet."
Urplötzlich wurde es totenstill. Die beiden Männer beobachteten Jane so aufmerksam, dass sie nicht einmal zu schlucken wagte. Sie hatte sich bisher noch nie für eine gute Schauspielerin
Weitere Kostenlose Bücher