Des widerspanstigen Zaehmung
ist Lady Greenhall, seine neueste Geliebte."
„Und er bringt sie hierher auf Janes Hochzeit?"
„Falls die überhaupt stattfindet."
„Von seinen Brüdern sagt man, sie seien keinen Deut besser", fügte Miranda an. „Sie alle sollte man auf der Stirn mit einem H für Halunke brandmarken."
„Ich möchte zu gern wissen, wie Sedgecroft darüber denkt", murmelte Caroline. „Er macht nicht gerade eine erfreute Miene, nicht wahr?"
Der Gastgeber, den sie meinte, war zugleich der Eigentümer der Kapelle, Grayson Boscastle, der fünfte Marquess of Sedgecroft. Er saß da und dachte darüber nach, dass die Braut den attraktivsten Po besaß, den er seit Langem zu sehen bekommen hatte. Nicht, dass es ihm gewohnheitsmäßig nach jungen Frauen in Hochzeitskleidern gelüstete, doch inzwischen starrte er seit über zwei Stunden auf diese Körperpartie der Braut. Es ließ sich nicht vermeiden, dass ein normaler, gesunder Mann wie er darauf aufmerksam wurde. Und worauf hätte er seinen Blick sonst richten sollen? Er fragte sich, ob der Rest wohl genauso ansprechend war.
Außerdem ignorierte er ganz bewusst die Gäste in den Bankreihen, in denen seine Verwandten Platz genommen hatten: verschiedene Cousins, ein paar dösende Onkel, zwei ehemalige Geliebte, von denen eine ihre ungezogenen Söhne mitgebracht hatte, dazu seine drei jüngeren Brüder, die in völliger Missachtung der heiligen Zeremonie auf ihren Sitzen lümmelten.
Vorausgesetzt natürlich, dass diese Zeremonie jemals ihr unglückseliges Ende finden würde, das einen weiteren Mann in die Falle der Ehe locken sollte.
Sein Bruder, Lieutenant Colonel Lord Heath Boscastle, beugte sich von der Bank hinter ihm nach vorn. „Was meinst du?", fragte er amüsiert. „Sollen wir Wetten abschließen, ob er noch auftaucht?"
„Er sollte besser auftauchen, sonst werde ich ihn zur Rede stellen", antwortete Grayson mit finsterer Miene. „Ich starre schon den halben Tag auf ..., nun ..., auf etwas, was den Augen eines Ehemanns vorbehalten sein sollte, wenn ich das so ausdrücken soll." Nigel war ein Cousin von ihm, zudem ein Boscastle, den Grayson tatsächlich leiden konnte, auch wenn ihm im Augenblick mehr danach war, diesen Tölpel zu verprügeln.
Heath begann breit zu grinsen. „Das letzte Mal, dass ich so viele Boscastles in einer Kirche sah, dürfte auf Vaters Beerdigung gewesen sein. Wer hat die Geliebten eingeladen?"
„Das dürfte wohl ich gewesen sein", sagte Grayson und unterdrückte ein Gähnen. „Ich sitze weiß Gott schon so lange hier, dass mir mein Gehirn eingeschlafen ist."
„Du hast sie zu einer Hochzeit eingeladen?"
„Zum Glück ist es nicht meine Hochzeit."
„Immerhin ist es deine Kapelle."
„Folglich lade ich ein, wen ich will."
„Jemand hätte daran denken sollen, den Bräutigam einzuladen."
Grayson, der eine anthrazitgraue Jacke mit langen Rockschößen trug, verschränkte die Arme vor der Brust. „Das Ganze geht jetzt bereits so lange, dass ich mich versucht fühle, die Frau selbst zu heiraten."
„Sag, dass das nicht wahr ist."
„Das ist nicht wahr", gab Grayson zurück und lachte kehlig.
„Übrigens", meinte Heath, der selbst ein Lachen unterdrücken musste, „ich war gezwungen, gestern Abend eine Einladung für uns beide bei Audrey auszuschlagen. Wo zum Teufel warst du, als ich bei dir vorbeischaute?"
Grayson gab ein mürrisches Brummen von sich. „Ich musste Drake und Devon aus der Spielhölle zerren, damit wir bei dieser Hochzeit wenigstens so tun können, als werde sie von der ganzen Familie gutgeheißen."
„Ich dachte, bei Trauungen wirst du immer nervös."
In Graysons blauen Augen war ein teuflisches Aufblitzen zu sehen. „Der eingeschworene Junggeselle in mir stirbt mit jeder Minute ein wenig mehr."
Heath hörte auf zu grinsen. „Und der Soldat in mir spürt, dass das Unheil gerade erst seinen Lauf genommen hat. Wie geht es der heißblütigen Helene?"
„Deutlich abgekühlter, seit ich sie das letzte Mal sah, zumindest mir gegenüber. Wir konnten nicht zu einer Einigung gelangen."
„Ah. Hast du denn schon ein Auge auf eine andere Dame geworfen?"
„Das habe ich nicht."
„Nicht, Gray? Oder noch nicht?"
Grayson sah sich um. Zwei seiner früheren Geliebten schienen damit beschäftigt, sich frostige Blicke zuzuwerfen -so frostig, dass der Ausbruch offener Feindseligkeiten durchaus möglich war.
Seine jüngeren Brüder Drake und Devon sowie einer von Drakes verrufenen Freunden aus dem Kreis der Glücksspieler
Weitere Kostenlose Bücher