Des widerspanstigen Zaehmung
Einladung wirkte, entpuppte sich bei genauerem Hinhören als Befehl. Zudem hatte der Mann bereits Janes Arm ergriffen und führte sie in den Ostflügel der Villa. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick zu und kam zu dem Schluss, es mit Heath zu tun zu haben, einen ruhigen, eher geheimnisvollen Vertreter des Boscastle-Clans. Sein glattes schwarzes Haar trug er nach hinten gekämmt, sein kantiges Gesicht deutete auf Stärke hin. Er war fast so groß wie sein älterer Bruder, vielleicht eine Spur schlanker, dabei besaß er die Ausstrahlung eines Panthers unmittelbar vor dem Sprung. Seine Arroganz konnte er ebenfalls nicht verleugnen, wenngleich sie in den Hintergrund gerückt war. Sie spürte, wie er sie auf dem Weg über den marmornen Fußboden musterte.
„Es ist recht früh, um schon das Haus zu verlassen", sagte er und fügte nach kurzem Zögern an: „Vor allem nach der langen Reise am Tag zuvor, nicht wahr, Lady Jane? Ich bin übrigens Heath Boscastle, wie Sie vermutlich längst erraten haben. Ich glaube, wir wurden uns noch nicht richtig vorgestellt."
Sie lächelte betrübt. „Ich weiß nicht, ob das unter diesen Umständen überhaupt möglich ist." „Nicht?" Seine dunkelblauen Augen funkelten amüsiert. „Sie wissen, wie Grayson ist."
„Ja." Sein Tonfall war tief, als wolle er Vertrauen erwecken. „Aber ich weiß nichts über Sie, Lady Jane."
„Ich bin derzeit alles andere als in der besten Verfassung", erwiderte sie. Sie benetzte ihre Lippen, sich dessen bewusst, dass Heath sie aufmerksam betrachtete und alle Details zur Kenntnis nahm - von den Ringen unter ihren Augen bis hin zu ihrer Tasche, die sie verkrampft in ihrer rechten Hand hielt. Natürlich wusste er, dass ihre Erschöpfung nichts mit der Reise zu tun hatte, sondern die Folge einer Nacht war, die sie im Bett seines Bruders verbracht hatte. Diese Erkenntnis sorgte dafür, dass ihre Wangen erröteten.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht frühstücken."
„Vielleicht kann ich Sie ja noch umstimmen."
„Ich weiß, was Sie von mir denken", sagte sie leise und zögerlich.
„Das möchte ich bezweifeln."
Jane schluckte und fragte sich, was es war, dass seine Nähe sie so schnell zur Ruhe kommen ließ. „Sie waren an der Schlafzimmertür, nicht wahr?"
„Ja", räumte er ein und lächelte entschuldigend.
„Dann hat man mich erwischt."
Er führte sie in einen großen Raum, in dem ein Kaminfeuer brannte. Auf einem Tisch war ein herzhaftes Frühstück für zwei Personen angerichtet, das verlockend aussah. „Richtig. Ich habe Sie dabei erwischt, wie Sie ohne etwas zu essen das Haus verlassen wollten. Eine große Sünde. Kommen Sie, Lady Jane, setzen Sie sich zu mir und essen Sie etwas."
„Sie verstehen nicht", gab sie verärgert zurück. „Mein Leben zerfällt in tausend Stücke."
„Und es gibt keine Möglichkeit, diese Stücke wieder zusammenzusetzen?", fragte er behutsam.
Sie dachte über den Mann nach, der ein Stockwerk höher schlief, und lächelte ein wenig traurig. „Ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte."
Ihr Magen knurrte, als er den Deckel von einem Silberteller nahm, auf dem knusprig gebratener Frühstücksspeck und pochierte Eier lagen. Jane nahm seufzend Platz und legte die Hände in den Schoß. „Ich könnte keinen Bissen hinunter bekommen nach ... "
Sein Blick machte es überflüssig, den Satz zu Ende zu führen. Stattdessen schwieg sie einfach.
„Lieben Sie dieses Monster wirklich so sehr?", wollte Heath wissen.
„Sonst wäre ich nicht hier."
„Aha." Er senkte den Blick und verkniff sich ein Grinsen. „Dann tut es mir leid." Wem von den beiden sein Mitleid galt, das hatte er sich noch nicht überlegt. Offenbar war Grayson nicht von seinem Racheplan abgewichen, der vor ein paar Tagen noch amüsant gewirkt hatte. Doch als Heath nun Jane gegenübersaß und er sich sein eigenes Urteil bilden konnte, fand er keineswegs, es mit einer oberflächlichen, verschlagenen Frau zu tun zu haben.
Vielmehr bewunderte er ihren Mut, die Initiative zu ergreifen, um einer ungewollten Heirat zu entgehen. Sein Grinsen konnte er nicht länger unterdrücken, als er auf einmal an Nigel denken musste, der nun mit Miss Chasteberry das Bett teilte.
„Amüsiert Sie meine missliche Lage, Lord Heath?"
„Das Leben an sich amüsiert mich, Lady Jane", erwiderte er kopfschüttelnd. Er stand auf und nahm die silberne Teekanne, um ihnen beiden kochend heißen Tee einzuschenken. „Die Diener in diesem Haus sind bemerkenswert
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