Des widerspanstigen Zaehmung
grinsen. Tatsache war, dass er sich auf diese ungewisse Zukunft mit Jane freute. „Da magst du wohl recht haben, doch zumindest weiß ich, dass mein Feldzug mit mehr Vergnügen verbunden ist. Das kann ich dir garantieren."
„Dann kann ich dir nur wünschen ... "
Bevor Grayson die Kommode erreichen konnte, war Heath bereits aufgesprungen und hatte eine Pistole aus dem Schreibtisch geholt. Unruhe herrschte am Eingang zum Haus, hastige Schritte erklangen, eine Frau schrie auf, Pferde wieherten unruhig auf der angrenzenden Straße.
„Wer in Gottes Namen ist da um diese Zeit noch unterwegs?", rief Grayson und folgte seinem Bruder zur Tür.
Die Wandleuchter in der Vorhalle waren für die Nacht bereits gelöscht worden. Im ersten Moment hatten die beiden Brüder Schwierigkeiten zu erkennen, wer da vor ihnen stand. Die eine Person war ein unscheinbarer junger Mann in einem braunen Überzieher, die andere eine schwangere Frau in einem pelzbesetzten Mantel.
„Es ist dieser Schuft von Grayson, der hier draußen in der Dunkelheit her umschleicht", rief die Frau mit durchdringender Stimme. Sie zog ihre Handschuhe aus und warf sie dem verblüfften Butler zu, der klug genug war, den Mund zu halten.
„O mein Gott", sagte Grayson zu Heath. „Das ist die Stimme aus meinen Albträumen!" „Und aus meinen ebenfalls", pflichtete sein Bruder ihm amüsiert und entsetzt zugleich bei. „Was glaubst du denn, was sie will?"
„Ich ... " Grayson zögerte und sah zur Treppe, wo Jane in ihrem Nachthemd stand und nach unten spähte. „Hm, das dort könnte unsere Antwort sein."
Lady Boscastle, die vormalige Esther Chasteberry, deren geschultes Auge sie in ihrer Zeit als Gouvernante jede gesellschaftliche Verirrung auf Anhieb hatte erkennen lassen, schnappte erschrocken nach Luft. „In ihrem Nachthemd, Nigel! Er macht nicht mal einen Hehl daraus. Die Welt ist ein Tollhaus geworden, ich sage es dir. Lady Jane ist völlig zugrunde gerichtet worden!"
Nigel sah ungläubig hinauf zu Jane. In all den Jahren ihrer Freundschaft hätte er es nie für möglich gehalten, dass seine nette und großzügige Jane einmal so enden würde. Schlimmer aber war noch das Wissen, dass er dafür die Verantwortung trug. Hätte er sie geheiratet, wäre das zwar für sie beide ein Unglück gewesen, aber zumindest wäre es nicht dazu gekommen, dass sie die Geliebte eines Lebemanns wurde, die ihre Gäste im Nachthemd empfing.
„O Jane", sagte er leise und schüttelte verzweifelt den Kopf. „Wie konntest du nur? Und dazu noch mit meinem Cousin."
„Ihr Fehler ist es nicht!", erklärte Esther entrüstet und bewegte sich durch die Empfangshalle wie eine königliche Barkasse auf der Themse. „Sie wurde ausgenutzt von diesem", anklagend zeigte sie auf Grayson, „ungezogenen Jungen."
Heath begann zu lachen.
„Ich glaube", erwiderte Grayson, der sich endlich wieder gefasst hatte, „es liegt hier ein Missverständnis vor."
„Lass dich nicht von ihm einschüchtern, Nigel", sagte seine Frau. „Unternimm etwas."
Nigel schluckte und zwang sich, zur Tat zu schreiten. Sein holdes Weib wirkte zwar einschüchternd auf ihn, doch vor Grayson hatte er schon immer ein wenig Angst gehabt, da sich bei ihm das Boscastle-Temperament mit großem körperlichem Geschick paarte. Er hatte miterlebt, wie Grayson einen Widersacher mit nur einem Schlag bewusstlos zu Boden schickte. Gerade wappnete er sich für die Konfrontation mit seinem Cousin, als Esther seinen Arm packte, „Wirst du nun etwas unternehmen, oder muss ich das tun?", forderte sie ihn auf.
„Pass lieber auf, Gray", meinte Heath amüsiert. „Vielleicht hat sie ihren Rohrstock mitgebracht."
Schließlich trat Nigel vor. Er war mindestens einen Kopf kleiner als seine Cousins, er hatte volles, welliges braunes Haar, den Ansatz zu einem Doppelkinn und ein recht gefälliges, wenn nicht gar attraktives Gesicht. Insgesamt erschien er indes wie der bescheidene Baronet, der er tatsächlich war, und kaum wie ein tapferer Fürsprecher für eine junge Dame.
Doch Jane war nicht nur eine zugrunde gerichtete Frau, sondern auch seine beste Freundin und eine mutige Streiterin, die viel für ihn geopfert hatte. Wut mischte sich in sein ängstliches Zögern, und als er dann die Stimme erhob, klang sie so schroff und männlich, dass er sich fast selbst darüber erschrocken hätte.
„Du solltest dich schämen, Sedgecroft. Was hat das alles zu bedeuten? Ich verlange sofort eine Antwort!"
Grayson hatte Mühe, ernst zu bleiben.
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