Des widerspanstigen Zaehmung
regelrechten Verbannung aus der Gesellschaft gerechnet, nachdem sie vor dem Altar stehen gelassen worden war. Sie ging durchaus davon aus, für einige Zeit verspottet, bemitleidet oder ignoriert zu werden.
Aber dass ein bekannter Schwerenöter wie Sedgecroft sich ihrer annehmen würde? Dass dieser über alle Maßen des Anstands hinaus attraktive Mann sich dafür einsetzen wollte, sie eben jenem Heiratsmarkt wieder zuzuführen, dem sie mit so viel Anstrengung entkommen war? Das hätte sie nie erwartet. Sie vor den Folgen ihres eigenen Intrigenspiels beschützen zu wollen, war schrecklich eitel, aber auch äußerst reizvoll. Die Frage war nur, wie sie darauf am besten reagierte.
„Mir ist klar, dass es für Sie ein Schock sein muss. Finden Sie, ich bin für unsere kleine Darbietung zu unattraktiv?"
Oh, er hatte ja keine Ahnung! In ihren Augen war er so unglaublich anziehend, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte - was aus Janes Sicht natürlich ein Problem darstellte. „Nun, Sie sind recht ähm ..."
„Erfahrener als Sie?"
„Unter anderem", murmelte sie. Er rückte etwas näher an sie heran. „Meine Erfahrung wird nur zu Ihrem Vorteil sein."
„Ich frage mich, warum ich an diesen Worten zweifle."
„Nun, alle wissen, dass ich äußerst erfahren bin, Jane", erwiderte er und sah sie eindringlich an.
„Dessen bin ich mir sicher."
„Wenn Nigel nicht zurückkehrt, um das Unrecht wiedergutzumachen, werde ich Ihnen helfen, einen anderen jungen Mann zu finden, der dazu bereit ist." Er zwinkerte ihr zu, seine Stimme nahm einen freundlichen Klang an. „Das persönliche Boscastle-Gütesiegel - wie klingt das?"
Was sie nun gar nicht gebrauchen konnte, war schon wieder jemand, der sie verkuppeln wollte. Sie räusperte sich und suchte nach den geeigneten Worten, um diesen unerwünschten Plan abzuwehren. „Das ist zu freundlich von Ihnen, aber ... "
Sein wunderschön geformter Mund verzog sich wieder zu einem betörenden Lächeln. „Ich handele nicht völlig selbstlos. Es ist weiß Gott an der Zeit, dass wenigstens ein Boscastle wie ein Erwachsener auftritt." Er hielt inne, in seinen Augen funkelte etwas Spitzbübisches. „Natürlich hätte ich nicht gedacht, ich könnte derjenige sein."
Ihre Gedanken überschlugen sich. Wo war sie da nur hineingeraten? Sie wurde von Sedgecroft umworben? Für ihn würde es nur ein Spiel sein, ein Plan, um seine unbändige Sippe dazu zu bringen, einen Anschein von Disziplin zu wahren. Doch sie war sich nicht sicher, ob ihre Gefühle es mit einem solchen Mann aufnehmen konnten. Nach einem Abend in seiner Gesellschaft würde sie zweifellos an Herzklopfen sterben. Hinzu kamen Probleme aller Art, über die sie gar nicht erst nachzudenken wagte.
Bedenklich lange spielte sie mit dem Gedanken, ihm die Wahrheit zu gestehen. Allerdings würde sie damit nicht nur den Eid auf die Bibel brechen, den sie gegenüber Nigel abgelegt hatte, sie lief auch Gefahr, sein Leben zu ruinieren. Seine Eltern würden von ihm verlangen, die Ehe annullieren zu lassen. Seiner neuen Ehefrau drohte die Entehrung, und das galt auch für das Kind, das sie in sich trug. Und Janes Eltern würden sie wegen dieser Schande auf der Stelle enterben. So würde ein Plan, der mit den besten Absichten für alle Beteiligten ausgearbeitet worden war, auf einmal etwas Gemeines bekommen und Janes Verfehlungen vor einer Welt offenlegen, die kein Erbarmen kannte. Wer würde schon ihren Wunsch verstehen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen?
„Lord Sedgecroft ... "
„Ach, kommen Sie schon, Jane. Sehen Sie mich nicht so finster an wie eine Gouvernante. Es wird ein Spaß werden. Ob es Ihnen bewusst ist oder nicht, aber Sie sind! eine sehr reizende Frau."
„Tatsächlich?"
„O ja."
Sie seufzte. Dieser Mann strahlte die pure Verführung aus, ohne etwas davon zu ahnen. Vermutlich flirtete er sogar im Schlaf, und er beherrschte sein Metier. Allein neben ihm zu sitzen, bescherte ihr eine Gänsehaut und ließ ihr die Knie weich werden. Ihr Verstand versagte offenbar in Sedgecrofts Gegenwart ebenfalls - wie konnte es sonst zu erklären sein, dass ihr kein plausibler Grund einfallen wollte, um sein Angebot abzulehnen? Niemand würde ihr abnehmen, dass sie einen Mann wie den Marquess für sich hatte interessieren können.
„Ich glaube, ich die Wahrheit ist, ich bin zu schüchtern, um ein solches Täuschungsmanöver überzeugend zu spielen."
Er sah ihr tief in die Augen. „Dann übernehme ich das für uns
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