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Deserteure (Orion 04)

Deserteure (Orion 04)

Titel: Deserteure (Orion 04) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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senkrecht aus dem Strudel auf und erhöhte seine Geschwindigkeit. Die Zentrale Rechenanlage gab in letzter Sekunde eine Kursänderung durch; der Aufstieg verlief nun wegen einiger landender Schiffe nicht mehr senkrecht, relativ zum Erdmittelpunkt gerechnet.
    Im wolkenlosen, strahlendblauen Himmel zog Cliff McLane die Scheibe nach rechts und kippte sie etwas. Dann heulte das Schiff über die Melvillebay hinweg, über Saumlaki auf der Tanimbar-Insel, weiter über Celebes, kletterte auf eine Höhe von viertausend Metern über Grund, Sarawak ... Kambodscha ... dann verwischten sich die winzigen Konturen zu der vielfarbigen Reliefkarte. Wolken strichen über das Bild.
    Sechstausend Meter – ein Jetstream schüttelte die ORION kaum merkbar.
    Dann verlief die Flugkurve steiler, und das Schiff drang in die Dunkelheit des Weltraums vor.
    Earth Outer Space Station IV übernahm.
    »Raumschiff ORION unter Commander Cliff McLane«, meldete sich Cliff.
    »Bestätigung: Zielkoordinaten Zehn/Ost 361. Genaues Ziel nach Sichtflug Station Destroy II. Flugzeit schätzungsweise zweihundertdreißig Stunden. Ende.«
    »Bestätigung verstanden. Ende.«
    Die ORION raste weiter. Sieben Personen waren an Bord.
    Commander Cliff Allistair McLane – er saß, wie immer, ruhig und konzentriert in seinem wuchtigen Sessel vor dem Schaltpult und dem großen, runden Sichtschirm. Mit winzigen Korrekturen an schweren Schaltern hielt er das Schiff auf Kurs.
    Er wußte, daß dieser Auftrag alles andere als ungefährlich war.
    Er dachte an Alonzo Pietro und dessen seltsames Benehmen.
    Tamara Jagellovsk – sie lehnte wie meist an einer der geschwungenen Streben, mit denen die meisten Geräte und Pulte an der Decke befestigt und gesichert waren. Auch sie fühlte sich, nach mehr als zwei Monaten Dienst auf der ORION, nicht besonders wohl. Ihr Auftrag wurde immer unsympathischer, genau in dem Maß, in dem ihr die Mitglieder der Crew sympathischer wurden.
    Professor Basil Sherkoff:
    Ein neuer Gast im Schiff. Ein Mann von schätzungsweise fünfundvierzig Jahren, ruhig und mit sehr schnellen Augen, die niemals einen Moment zur Ruhe kamen. Er schien alles zu sehen und in der Lage zu sein, sich über das, was er sah, binnen Sekunden eine richtige Meinung zu bilden. Braunes Haar, an den Schläfen dekorativ ergraut, machte in Verbindung mit einem gutgeschnittenen Gesicht Sherkoff zu einem Mann von gutem Aussehen. Das jedenfalls fand Helga Legrelle.
    Hasso Sigbjörnson. Raumschiffsingenieur. Seit fünfunddreißig Jahren hatte er die Entwicklung der Raumfahrt und der Raumschiffe miterlebt. Viel davon war seiner eigenen Vorstellung entsprungen – Cliff konnte sich keinen besseren Ingenieur vorstellen und wünschen. Und noch eines: Hasso war von geradezu klassisch anmutender Zuverlässigkeit.
    Helga Legrelle. Sie würde auf diesem Flug aller Voraussicht nach nicht viel Arbeit bekommen. Ihre Virtuosität war bekannt, sobald sie vor ihrem Funkschrank saß. Die kommenden zwanzig Tage, in denen McLanes Crew das Overkillgerät installieren sollte, benützte Helga dazu, die Fortschritte in der Raumfunktechnik aus einem Stapel von Fachliteratur herauszulesen und entsprechende Versuche anzustellen.
    Mario de Monti , Erster Offizier an Bord.
    Er stand vor dem Eingabeelement des Digitalrechners und kontrollierte die Zahlengruppen für die lange Reise. Der Autopilot richtete sich nach den ermittelten Werten, und für diese Werte war Mario verantwortlich. Außerdem war er schlechtester Laune; seine letzte Eroberung hatte sich wider alles Erwarten als Perle erwiesen. Der harte Raumdienst hatte ihn vor Stunden von ihrer Seite gerissen, was ihm sehr mißfiel.
    Und Atan Shubashi.
    Der kleine Astrogator, dreißig Jahre alt und hundertneunundsechzig Zentimeter groß, saß mit angewinkelten Ellenbogen vor seinen Schirmen und beobachtete den Kosmos vor dem Schiff. Auf der schwarzen Fläche, aus deren Bild sämtliche Fixpunkte gefiltert waren, zeichnete sich nicht ein einziger Fleck ab, der sich bewegte. Für Atan war das All in diesem Augenblick eine tote, schweigende Welt, in der es nichts Interessantes gab. Nicht einmal einen verirrten Boliden oder ein Schiff, das die Flugbahn kreuzte.
    »Es paßte Ihnen nicht, Commander, daß ich an Bord bin, nicht wahr?«
    Sherkoffs Stimme war angenehm; die disziplinierte Aussprache eines Wissenschaftlers, der gewohnt war, lange und verständlich reden zu müssen.
    McLane knurrte.
    »Ach«, sagte er leise, »Sie persönlich passen mir schon. Nur –

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