Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
ich schnell duschte und im Kopf meinen Kleiderschrank auseinandernahm, auf der Suchenach etwas, das ich anziehen könnte. Ich entschied, dass Jeans, ein Pulli mit V-Ausschnitt und Stiefel ausreichen würden.
Nachdem ich hastig meine Haare geföhnt und mich ein bisschen geschminkt hatte, ging ich ins Wohnzimmer zurück, wo er beim Zappen war. Als er mich sah, stand er auf und seine haselnussbraunen Augen leuchteten auf.
»Gefällt mir«, war alles, was er sagte.
Ein Anflug von Schüchternheit überkam mich, als ich lächelte. »Zumindest bin ich sauber.«
Er machte den Fernseher aus, während ich meine Lederjacke und einen Schal holte.
»Wohin gehen wir?«, fragte ich.
»Essen«, antwortete er.
Ich rollte in gespielter Verzweiflung mit den Augen. »Offensichtlich. Aber wohin?«
»Wirst du schon sehen.«
Wir gingen zu seinem Auto. Er öffnete die Tür für mich und als ich in den Sitz sank und den alten Gurt um Schultern und Schoß legte, drückte ich die Nase in die Rückenlehne und sog den Geruch von Leder tief ein, bis ich mich dabei ertappte.
»Was machst du da?«, fragte er.
Ich wurde rot. »Mein Onkel fuhr früher einen Triumph – der Geruch von diesen Sitzen erinnert mich daran, wie er meine Schwester Olivia und mich zum Eisessen bei Carvel mitgenommen hat, als wir noch Kinder waren.«
Er schien von meiner Offenheit angetan zu sein (trotzdem bemerkte ich, dass mich ein solches Verhalten bei einer meiner Lovematch.com-Verabredungen abgestoßen hätte) und fuhr langsam aus der Einfahrt. Wir redeten vor allem über den Karmann Ghia – es tat ihm leid, dass es zu kalt war, das Verdeck aufzuklappen – und seinen Auftritt bei
Car Talk
, während wir auf dem Weg waren, wo auch immer er mich hinfuhr. Fünfzehn Minuten später fuhren wir bei einem, wie es aussah, kleinen Haus mit Flachdach vor.
»Was ist das?«, fragte ich.
»
Der Potato Shack
«, sagte er.
Er öffnete sowohl die Tür des Autos als auch die des Restaurants für mich. Die Innenwände des
Potato Shack
waren mit alten Schwarz-Weiß-Fotos von Kartoffelfarmen dekoriert. Wir redeten, während uns ein Kellner zu unserem Tisch brachte.
»Ich dachte, das könnte dir gefallen«, sagte Kenny. »Der ursprüngliche Besitzer dieses Ladens war von Long Island und sein Dad war Kartoffelfarmer. Er zog hierher …«
»Der Sohn?«, unterbrach ich ihn.
»Ja, der Sohn des Kartoffelfarmers zog hierher, weil er hier die Schönheit der Atlantikküste zum halben Preis bekommen konnte.«
»Schön ausgedrückt.«
»Er öffnete diesen Laden hier zu Ehren seines Vaters und benutzte importierte Kartoffeln aus Long Island.«
»Ich wusste nicht, dass davon noch welche übrig waren – Kartoffelfarmen auf Long Island, meine ich.«
»Ich glaube, seine Familie besitzt immer noch ein kleines Stück Land.«
Ich öffnete die Speisekarte, ging sie schnell durch und schaute Kenny verwirrt an.
»Ist das die Vorspeisenkarte?«
»Nein, das ist die ganze Karte.«
»Okay, ich will nicht wie ein kompletter Idiot klingen, aber … «
»Ja?«
»Das ist alles mit Kartoffeln.«
Er grinste verschmitzt. »Ist das nicht super?«
»Keine Salate? Keine Steaks oder Burger?«
»Brei, gebraten, frittiert, gebacken, gratiniert, geschält, du hast die Wahl.«
»Wie haben die bloß die
No Carb-
Welle überstanden?«
»Ich kann dir wärmstens den Kartoffelbrei mit Cheddar und Speck empfehlen. Der haut dich um und du fühlst dich wie im Himmel.«
»Bei so viel Cholesterin, klar.«
Er lachte.
»Was nimmst du?«, fragte ich.
»Die Pommes mit Fleischsauce«, sagte er.
Ich schaute ihn halb erstaunt, halb entsetzt an. »Fleischsauce wie in
Spaghetti mit Fleischsauce
?«
»Genau«, grinste er.
»Du machst Spaß.«
»Glaub mir, die sind großartig.«
Der Kellner nahm unsere Bestellung auf und wir saßen einen Moment in unangenehmer Stille, während im Hintergrund das
Rubber Soul-
Album von den Beatles lief.
»Wo bist du die ganze Zeit gewesen, Kenny?«, fragte ich schließlich, überrascht von dem Schmerz in meiner Stimme.
Er blickte nach unten, bevor er mir direkt in die Augen sah. »Zum einen habe ich ein eigenes Geschäft gegründet«, antwortete er.
»Hab ich gehört. Und du machst was?«
»Es ist ein kleiner Verlag. Ich bin der Typ, der alles macht, was andere nicht können. Design und Instandhaltung der Website, Dateien formatieren, Kostenplanung und Prognosen, Geschäftsangebote, alles eben. Ich zahle mir sogar ein Gehalt aus.«
»Wow«, war alles, was ich
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