Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Folter-instrument gereicht hätte.
»Nach dem ganzen Essen, das ich gegessen habe, gibst du mir jetzt ein
Bier
?«
Mein Dad hatte nach der großen Mahlzeit immer ein Bier getrunken. Es schien mir ganz natürlich, fast unabsichtlich, Norman eins zu geben.
»Ich habe kein bisschen Platz mehr übrig«, sagte er. »Ein Schluck hiervon, und ich könnte platzen.«
»Dann trink’s nicht. Ich dachte nur, du würdest eins wollen.«
Er grinste und drückte kurz meine Schultern. »Das Essen war fantastisch, Eva. Atemberaubend.«
Er schraubte den Verschluss seiner Bierflasche auf – ich hatte das knackige
Pfft
-Geräusch, das es machte, immer geliebt – und stieß mit mir an. »Danke.«
Olivia und ich hatten immer die Abwaschpflichten übernehmen müssen, als wir jünger waren, und es schien nur passend, dass wir diese Tradition auch weiterführten. Wir standen Seite an Seite und ließen uns vor dem Doppelwaschbecken in einen gemeinsamen Rhythmus fallen – ein Becken gefüllt mit Palmolive-schaumigem Wasser, das andere mit Töpfen und Pfannen und Geschirr, und die Spülmaschine wartete darauf, dass wir so viel wie möglich hineinstopften.
»Es war nicht perfekt, oder?«
»Das Essen?«, fragte Olivia und tunkte einen großen Topf unter Wasser. »Ich fand es großartig.« Sie zögerte. »Abgesehen von dem Auflauf …«
Ich schüttelte den Kopf und spülte einen Servierlöffel ab, der noch übrig war. »Nein. Ich meine dich und Mom und Dad und mich. Unsere Familie.
Wir
waren nicht perfekt.«
»Oh«, sagte sie. »Nein, waren wir nicht.«
»Worüber haben wir uns gestritten?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Über alle möglichen dummen Sachen. Sachen, über die sich alle streiten.« Olivia scheuerte an einem bisschen schon trockenen Kartoffelbrei. »Erinnerst du dich, als du meinen BH geklaut hattest und ihn, mit einem Paar Socken ausgestopft, angezogen hast?«
Ich schauderte und lachte gleichzeitig. »Der mit den rosa Herzen? Ja, Entschuldigung deswegen, Liv.«
Sie lachte auch. »Das war mein Lieblings-BH. Ich hätte dich umbringen können.«
»War das bevor oder nachdem du die Briefchen, die Beth und ich uns in der Klasse geschrieben hatten, laut vorgelesen hast – rausgeschrien, um genau zu sein –, während wir vom Bus nach Hause gelaufen sind?«
»Danach«, sagte sie. »Könnte sein, dass das der Auslöser gewesen war.«
»Ich war so wütend, dass ich heulte.«
Sie nickte. »Ich erinnere mich.«
»Und erinnerst du dich, als du Lacy Stevensons Unterwäsche draußen an den Baum gehängt hast und Dad das total peinlich war?«
Sie lachte noch mehr. »Sie vergaß immer irgendetwas, wenn sie bei uns übernachtet hatte. Richtig abstoßend.«
Ich kicherte, weil ich mich an ihre schwache Erklärung erinnerte. »Du wolltest sie einfach nur auslüften …«
»Ja, und sie irgendwo hintun, wo sie sie finden würde.«
Olivia stoppte und reichte mir den von Kartoffeln befreiten Topf. »Ich weiß nicht, ob Dad wütender war, weil sie draußen vor seinem Haus hing oder weil sie schwarz und aus Seide war.«
»Armer Dad.«
Unfähig, den Topf in die Spülmaschine zu kriegen, stellte ich ihn beiseite, während Olivia fortfuhr. »Was war damit, als Mom diese Riesenbeförderung angeboten bekam und Dad nicht wollte, dass sie sie annahm?«
Ich erstarrte. »Das habe ich total vergessen.«
Unsere Mutter war Leitende Verwaltungsassistentin gewesen. Nicht nur eine Sekretärin, sondern eine dieser Ich-kann-ohne-dich-nicht-leben-Assistentinnen. Ein außergewöhnliches Organisationstalent. Manchmal arbeitete sie abends und am Wochenende, gegen großen Widerstand von Dads Seite, obwohl Olivia und ich das Kochen übernahmen und sehr viel besser darin waren als er, sogar im Alter von zwölf und sechzehn.
Die Beförderung wäre zum Vizepräsidenten für irgendwas oder so gewesen und hätte einen Firmenwagen, einen extra Monat Urlaubstage, eine riesige Gehaltserhöhung und eine Menge Geschäftsreisen bedeutet. Aber unser Dad hatte ein Machtwort gesprochen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, warum, obwohl ich meine, das Wort
Vernachlässigung
mitten in wütenden Auseinandersetzungen gehört zu haben.
»Sie haben anderthalb Wochen lang nicht miteinander gesprochen, glaube ich«, sagte Olivia.
»Gott, Abendessen muss in dieser Woche schrecklich gewesen sein.«
»Mom aß nach dem dritten Abend nicht mehr mit uns am Tisch.«
Wie konnte mein Gedächtnis mich so komplett im Stich gelassen haben?
»Was passierte
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