Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Hintergrund. Der Grand Canyon, nahm ich an. Abenteuerliches Aussehen. Dieser Scott jedoch sah älter aus. Weniger gut aussehend. Vielleicht war er nicht so fotogen. Oder vielleicht hatte ich mich auch nur daran gewöhnt, ihnTag für Tag zu sehen, sodass ich mir seine Gesichtszüge bisher nie richtig angeschaut habe. Der Name seines Profils war
babelfish360
. (Meiner war
groundskeeper-silly
. Lang und abgedroschen wie sonst was, ich weiß, aber ich konnte nicht anders.)
Geek sucht Sci-Fi-Chick
, schrieb er. Das trug nicht gerade dazu bei, dass mir warm ums Herz wurde. Aber andererseits versprach er mir wenigstens nicht, mich wie eine Königin zu behandeln oder die Endstation meiner Reise auf der Suche nach Mr Right zu sein. Der Rest seines Profils enthielt Zitate und Listen von Büchern und Filmen, die ein Sci-Fi-Chick kennen und schätzen würde. Und, zu meiner Überraschung, kannte ich die meisten.
Anstatt auf seine Nachricht zu antworten, klappte ich meinen Laptop zu und ging ins Bett. Ich fürchtete mich vor dem peinlichen Moment, wenn ich ihn wiedersehen würde. Und natürlich, am nächsten Tag machte mein Magen Purzelbäume, als er das Grounds betrat, seine Laptop-Tasche über der Schulter und dicke Computerhandbücher unterm Arm (er war irgendeine Art von Software-programmierer, so viel wusste ich). Er begrüßte Norman hinter der Theke, gab ihm einen High five in der Luft, der zu einem Handschlag wurde. Während Norman seinen Latte zubereitete, beschäftigte ich mich damit, die Spülmaschine mit einem Stapel Geschirr zu beladen.
»Hey, Eva«, rief Scott und machte sich so lang, dass er fast über die Theke geklettert wäre, nur um einen Blick von mir zu bekommen. Ich tat so, als würde ich ihn weder sehen noch hören. Er rief es wieder.
Ich drehte mich herum und heuchelte Überraschung. »Oh, hey, Scott.« Er hatte ein teuflisches Grinsen im Gesicht, das mich beunruhigte.
»Eva, die hier sind
sauber
«, sagte Norman und zeigte auf das Geschirr. Ich hörte auf, seufzte und starrte das Geschirr an, während ich mich innerlich verfluchte.
»Alles okay?«, fragte Scott.
»Super«, sagte ich.
»Du siehst ein bisschen nervös aus. Hast du eine heiße Verabredung gehabt oder so was?«
Ich drehte mich herum und schaute ihn wütend an. Scott war bisher niemals eines dieser Arschlöcher gewesen, aber anscheinend war irgendwas in seinem Trinkwasser gewesen. Ich musste das Ganze im Keim ersticken.
»Eigentlich sollte ich
dich
das fragen«, sagte ich. »Irgendwelche guten Treffer auf Lovematch-Punkt-com in letzter Zeit?«
»Du bist auf Lovematch-Punkt-com?«, fragte Norman.
»Mann, was soll man denn sonst machen, Alter?«, erwiderte Scott.
»O Mann, guck dich doch um!«, sagte Norman und wirbelte mit kreisenden Armen durch das Café.
Ich ließ meinen Blick durchs Café schweifen. Ein paar der Originale waren wie immer zusammen in ihrer Ecke nahe der Theke. Neil, ein Stammgast, der jeden Tag präzise wie ein Uhrwerk um halb zwei auf einen Kaffee und einen Keks der Woche erschien und für exakt zwanzig Minuten blieb, saß auf einem Barhocker und schaute Richtung der Panoramafenster. In der gegenüberliegenden Ecke kauerten zwei Studenten über ihren Laptops. Und Car-Talk-Kenny hatte seinen Platz direkt vor dem Leseraum besetzt.
»Das sind doch alles Pärchen oder am Hungertuch nagende Studenten! Stimmt doch, oder, Eva?«, meinte Scott zu wissen.
»Wohl kaum«, sagte ich, bereit, ihm die Anzahl von Akademikern, Homeoffice-Arbeitern und unabhängigen Unternehmern zu nennen. »Und wer bist du – Steve Jobs? Das ist eine verdammt niedrige Meinung, die du da von meiner Kundschaft hast.«
»Ich sag ja nur«, sagte Scott. »Ich warte nicht darauf, dass die Frau meiner Träume durch diese Tür kommt. Stattdessen bin ich proaktiv. Wie es scheint, hattest du ja die gleiche Idee, obwohl ich dachte, du wärst total begeistert vom Singleleben. Oder machst du irgendeine Art soziologisches Experiment für deinen Blog – du weißt schon, so wie
30 Days with Morgan Spurlock
?«
Ich gab Scott seinen Pita-Wrap mit Speck und Tomate und warf ihm einen weiteren mörderischen Blick zu, aber es war schon zu spät; Norman hatte es gehört und öffnete seinen Mund, auf mich deutend.
»Das hast du nicht gemacht!«
Er sagte das in Hörweite der Originale.
»Was nicht gemacht?«, fragte einer von ihnen.
»Eva ist bei Lovematch-Punkt-com«, verkündete Norman. Wie ein Erstklässler verschränkte ich die Arme auf der Theke,
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