Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
das Geschäft im Grounds an – tatsächlich hingen die Originale und die Stammgäste fast jeden Tag hier herum, hielten ihre Gespräche im Café, wenn sie die übermäßige Hitze nicht ertragen konnten oder die Massen am Strand, die Überflutung von Touristen oder Besuchern aus dem Triangel und Triad, die einen Kurzurlaub machen wollten, ohne dabei den Bundesstaat verlassen zu müssen. An milden, sonnigen Tagen saß die Hälfte der Kundschaft draußen vor dem Café. Außerdem hatte ich angefangen, Eiscreme zu machen mit Stückchen vom Keks der Woche drin – wir waren immer schon vor drei Uhr nachmittags ausverkauft.
Seit das Frühjahrssemester zu Ende war, kam Shaun fast täglich auf einen Eiskaffee vorbei. Wie immer saß ich an seinem Tisch und quatschte mit ihm über fast alles außer Philosophie, die Jeannette oder Hochzeiten. Unsere Unterhaltungen waren angenehm, genauso wie sie immer gewesen waren, als wir noch zusammen waren. Oft lachten wir laut und berührten uns scherzhaft am Arm, wenn wir uns an eine Anekdote aus unserer jeweiligen oder gemeinsamen Vergangenheit erinnerten. Oder wir forderten uns gegenseitigmit Fragen rund um Fernsehen, Film oder Musik heraus (ich schlug ihn bei
The Munsters,
er mich bei
The Godfather
). Ich freute mich jedes Mal, ihn zu sehen, mein Herz machte immer einen kleinen Hüpfer, wenn er hereinkam. Minerva jedoch starrte uns wütend von hinter ihren Medizinbüchern aus an; ich wusste das, denn ich konnte die Laser aus ihren Pupillen spüren, wie sie mir ein Loch in mein Rückgrat bohrten.
Eines Tages – es war, als Shaun
gegangen war – nahm ich ein Riesen-Macaroon für Minerva und knallte den Teller versehentlich mit solcher Wucht auf ihren Tisch, dass Car-Talk-Kenny von seinem Buch hochschaute. (Ohne dass Norman oder die anderen es mitkriegten, wie ich jedenfalls glaubte, gab ich Minerva oft einmal die Woche wenigstens einen Keks umsonst.)
»Machst du das jetzt jedes Mal, wenn er hier auftaucht?«, fragte ich.
»Was machen?«, gab sie zurück, ohne von ihren Aufzeichnungen aufzublicken oder den Keks zu beachten. Minerva konnte ihre wahren Gefühle so gut verbergen wie manche eine Packung saurer Milch im Kühlschrank.
»Du weißt schon was. Du bist wie eine Katze auf dem Sprung. Wenn deine Augen Dolche abschießen könnten, würden jetzt eine ganze Menge in Shauns Brust stecken.«
Sie schaute immer noch nicht hoch.
»Es ist doch nicht seine Schuld, dass er heiratet«, sagte ich. »Es hat einfach nicht funktioniert mit uns. Das passiert. Das Leben geht weiter. Warum sollte ich ihm das nachtragen?«
Endlich hob sie den Kopf, ihre Brille noch auf dem Nasenrücken, so als ob sie gerade erst bemerkte, dass ich vor ihr saß.
»Das ist nicht das Problem«, sagte sie.
»Was ist es dann?«
»Er verdient deine Freundschaft nicht.«
»Warum nicht?«
Sie versuchte, leise zu sprechen. »Weil du eben nicht einfach nur seine Freundin sein willst. Das sehe ich dir an, wenn du mitihm redest, Eva. Du flehst ihn quasi an, dich zu
sehen,
und das passiert nicht. Das brauchst du nicht. Du brauchst es nicht, dass er hier sitzt wie blind und dir das auch noch ins Gesicht schleudert.«
»Mir was ins Gesicht schleudert?«
»Die Tatsache, dass er dich um den Finger gewickelt hat, und ihr das beide wisst.«
Wut stieg in mir hoch wie in einem langsamen Whirlpool.
»Du liegst so was von daneben«, sagte ich und versuchte, nicht laut zu werden.
»Er nutzt deine Gefühle für ihn aus, damit er sich gut fühlt, und du lässt ihn auch noch.«
»Min, du weißt, dass ich dich liebe, aber manchmal wertest du verdammt noch mal zu viel und nur zu deinem eigenen Besten. Ich meine, ich danke dir ja, dass du dir Sorgen machst und nicht willst, dass ich verletzt werde, aber das hier ist nicht einfach nur Schwarz oder Weiß.«
Sie sah verletzt aus. »Ich werte nicht.«
»Du willst mir also sagen, dass er blind ist. Tja, weißt du, vielleicht steht er einfach nicht so auf mich, wie es in diesem Buch heißt.«
Minerva ließ den Stift sinken und schaute mich ungläubig an.
»O Gott, du hast doch nicht etwa, oder?«
»Hast was nicht?«
»
›Er steht einfach nicht auf dich!‹: Warum Frauen nie verstehen wollen, was Männer wirklich meinen
gelesen. Bitte sag mir, dass du an einer leichten Hirnverletzung gelitten hast. Bitte sag mir, dass du dir eines Nachts den Kopf an einem Regal angestoßen hast oder nicht schlafen konntest und irgendwas brauchtest, das dir die Sinne
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