Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
einfach gezeigt werden«, sagte Minerva.
»Das ist ein
großartiges
Foto«, korrigierte Scott. »Lass uns eine kurze Umfrage machen: Wer stimmt zu, dass Eva Freitagabend heiß ausgesehen hat?«
Alle Stammgäste bis auf Neil hoben die Hände. »Tut mir leid«, sagte Neil, »ich hab’s nicht gesehen.«
»Dann komm doch rüber, Kumpel«, sagte Scott.
Peinlich berührt schaute ich alle an, verkündete dann: »Ich hab in der Küche zu tun«, und lief los Richtung Küche, während Neil auf Scotts Laptop nachsah.
Später an diesem Tag kam Car-Talk-Kenny in den Leseraum, wo ich im Schneidersitz auf dem Boden vor dem Bücherregal hockte und eine Kiste Bücher durchging, die ein Gast früher am Tag als Spende hiergelassen hatte.
»Hey, Eva.«
Ich sah zu ihm rauf.
»Hey, Kenny.«
»Was gibt’s?«, fragte er.
»Komm, setz dich zu mir«, befahl ich ihm und klopfte auf den Boden. Er ließ sich gehorsam auf seine Knie runter.
»Wie war dein Wochenende?«, fragte er.
»Hast du Minervas LiveJournal gesehen?«
Er machte eine ganz kurze Pause, während der ich ihm einen Stapel Bücher gab, die er vorsichtig neben sich legte. »Ja. Nettes Foto. Ich mochte aber deinen WILS-Eintrag lieber. Ihrer war ein bisschen zu klinisch.«
»Es war einfach toll gewesen. Du hättest mit uns dabei sein sollen.«
»Ich hatte leider was anderes vor«, sagte er.
»Triffst du dich mit jemandem, Kenny?«
Diese Frage überraschte uns beide.
Er untersuchte den Rücken eines der Bücher. »Im Moment nicht«, antwortete er. »Wieso?«
»Würdest du gerne? Ich meine, macht es dir was aus, keine Beziehung zu haben?«
»Ja und nein.«
»Wie das, ja und nein?«, fragte ich.
»Nein, es macht mir nichts aus, weil das Leben gut ist und ich auf dem richtigen Weg und bereit bin, falls die richtige Frau vorbeikommt. Und ja, es macht mir was aus, weil sie eben noch nicht vorbeigekommen ist. Oder sie ist noch nicht bereit.«
»Du wartest einfach nur, dass sie auftaucht?«
»So ähnlich, ja.«
Wie kommt man nur an den Punkt, an dem man so zufrieden oder gewillt ist zu warten? Mein allererster WILS-Eintrag handeltevon genau dieser Zufriedenheit: Aber seitdem hatte ich sie verloren. Tatsächlich konnte ich mich auf einmal nicht mehr daran erinnern, sie je gefühlt zu haben.
»Warum gehst du nicht los und findest sie? Woher weißt du, dass sie nicht auf dich wartet?« Ich gab ihm einen weiteren Stapel Bücher.
»Ja, da sagst du was«, sagte er.
»Ich geb’s komplett auf – Verabredungen, meine ich. Es ist ein endloser Kreislauf. Freitagabend war einfach nur eine weitere Erinnerung, warum ich das Singleleben liebe.«
»Ja klar, ist gut. Wenn dich das glücklich macht. Aber ich glaube, du lügst.«
Ich hörte auf mit dem, was ich gerade tat, und starrte ihn schockiert an. Er lächelte mich an – ein breites, strahlendes Lächeln. Ein Kenny-Lächeln.
Kenny hatte nicht Spencers eckiges Kinn und seine hohen Wangenknocken oder Deans glänzendes, braunes Haar oder Normans Hundeaugen. Er hatte nicht die Finesse von Chris Noths Million-Dollar-Mr-Big oder Hugh Jackmans
einfach alles
. Er war eins dreiundachtzig groß und schlaksig, mit sandfarbenem Haar, das unregelmäßig geschnitten war, und haselnussbraunen Augen, die Zeugen der Welt um ihn herum. Er sah gut aus, war aber immer
schrecklich
angezogen. Nein, Kenny war jemand, den man nicht schätzen konnte, wenn man nicht direkt vor ihm saß, aufhörte zu reden und auf ein Lächeln von ihm wartete. Sein Lächeln war ansteckend. Von der Art, die sein ganzes Gesicht zum Leuchten brachte. Man konnte Kennys Lächeln nicht mehr vergessen. Das war einfach nicht möglich.
Als ich da auf dem Boden mit ihm saß, schaute ich ihn
wirklich
an und lächelte zurück.
»Du denkst, ich lüge?«, fragte ich.
Er nickte. »Wie gedruckt.«
»Über was?«
»Über alles«, sagte er. »Es ist doch so, Eva, warum hörst du nicht auf, der Welt und dir selbst zu beweisen, dass du als Singleglücklicher bist, und bist einfach nur glücklich, um glücklich zu sein? Triff dich mit jemandem oder lass es; heirate oder heirate nicht; krieg Kinder oder krieg keine; mach es, weil es das Richtige für dich ist, und nicht, weil ein Haufen Blog-Leute mit zu viel Zeit – Anwesende ausgeschlossen«, sagte er und gestikulierte zwischen uns beiden hin und her, »dich fertigmachen würde, wenn du deine Meinung änderst oder eine Entscheidung triffst, die keine markigen Sprüche garantiert.«
Ich brauchte volle fünf Sekunden,
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