Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)

Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)

Titel: Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello , Sarah Girrell
Vom Netzwerk:
Viertel vor«, fügte er entschuldigend hinzu. Ich fragte mich, ob sich das auf meine Enttäuschung bezog oder auf seine eigene.
    Ich wickelte die zweite Hälfte meines Sandwichs ein. Kenny tat sein Sandwich – von dem er kein zweites Mal abgebissen hatte – in die Tüte zurück. Wir standen auf und ich versuchte, in seinem Gesicht zu lesen – irgendein Zeichen von romantischem Interesse, einen tieferen Beweggrund –, aber alles, was ich sah, war Kenny. Ehrlich, freundlich, Der-eine-gute-Zeit-hat-Kenny. Ich wartete darauf, dass die Situation irgendwie seltsam werden würde, aber das geschah nicht.
    »Danke für den Lunch«, sagte ich.
    »War mir ein Vergnügen.« Er lächelte und sagte: »Wofür sind Freunde schließlich da?«

13
    Ducken!
    WÄHREND DER NÄCHSTEN zwei Wochen setzten Kenny und ich unsere Kennenlern-und sich-alles-erzählen-Routine fort. Das erste Mal nach unserem spontanen Mittagessen, da gab er seine Bestellung auf und warf mir zusätzlich noch einen kleinen Brocken zu: »Ich nehme den Keks der Woche und die peruanische Mischung und ich hasse nasse Socken.« Und als ich mit seinen Sachen zurückkam, sagte er: »Du bist dran.« Damit überraschte er mich so, dass ich völlig sprachlos dastand, bevor ich sagen konnte: »Oh, ich hasse Tausendfüßler?«
    Guter Gott, wie lahm. Natürlich hasste ich Tausendfüßler. Wer nicht?
    »Gut, da weiß ich jetzt schon das Geburtstagsgeschenk für nächstes Jahr.«
    Er nahm seine Sachen und setzte sich hin, während ich darüber nachdachte, den Kopf auf die Theke zu knallen. Aber als ich erst mal darauf angesprungen war, wurde dieses Spiel ein lustiger Austausch von Wissenswertem und Wusstest-du-schon. Er hinterließ überall kleine Nachrichten für mich. Er vergaß absichtlich Servietten auf seinem Tisch, auf denen Sachen standen wie:
Meine Lieblingsschrift ist Garamond
. Oder:
Ich mag den Geruch von Tinte.
Oder:
Ich hasse gepunktete Sachen, mag aber Fischgrätenmuster.
Eines Abends fand ich eine Kaffeebechermanschette, die unter meinem Scheibenwischer steckte, auf der stand:
Ich wäre gerne umweltbewusster,bin aber irgendwie zu faul
. Ein anderes Mal schrieb er auf eine Kreditkartenquittung:
Ich möchte ein Wort erfinden, das sich auf Orange reimt.
    Und jedes Mal die Aufforderung: »Du bist dran.«
    Am Ende der zweiten Woche wusste ich, dass Dienstag sein Lieblingstag war, er Wollpullover hasste, weil sie kratzten, Schokoladenkekse und Flechtteppiche ihn nostalgisch stimmten, er ein selbst ernannter
Alles-oder-nichts-Typ
war und Höhenangst hatte. Im Gegenzug wusste er, dass ich überehrgeizig war, wenn ich
Jeopardy
schaute, Feuerwerk mir höllenmäßig Angst einjagte und ich mich einmal für Halloween als eines von Robert Palmers Girls verkleidete. Das war nicht lange, bevor ich mich dabei erwischte, wie ich meine persönlichen Lieblingsärgernisse oder neuen Macken notierte, damit ich sie ihm das nächste Mal mitteilen konnte. Auf dem Weg zur Arbeit überlegte ich sogar ganz genau, was ich sagen wollte. Und dann fiel mir auf, dass ich mich
darauf freute
, ihn jeden Tag zu sehen, und wenn es auch nur aus dem Grund war, um ihm zu erzählen, dass mich der Anblick von Milch in Frühstücksflocken zum Würgen brachte.

    Mein Wecker klingelte um halb sechs wie eine Todesfee, die auf Rache aus war. Ich drückte auf die Snooze-Taste und mein Gehirn erwachte langsam wieder zum Leben, die Zähne griffen ineinander und die Räder drehten sich. Meine Augen brannten, als ich sie mühsam öffnete und versuchte herauszufinden, was genau die Ursache meiner Furcht war, die mich ans Bett fesselte. Erwarteten wir eine Riesenlieferung? Nein. Hatten wir Hurrikan-Saison? (Wann hatten wir die nicht?) War es möglich, dass Norman nach Ladenschluss heimlich Partys schmiss und alles verwüstete? Nee. Er hätte mich eingeladen. Und dann aufgeräumt.
    Was für ein Tag war heute?
    O Mist!
    Seit 4:16 Uhr heute Morgen war ich vierunddreißig.
    Die Zahl drückte mir schwer auf die Brust und fesselte mich ans Bett.
    Vierunddreißig Jahre, das hätten genauso gut vierunddreißig Tonnen sein können.
    Vierunddreißig Jahre! Und was habe ich vorzuweisen? Ich war weder die Person, die ich dachte zu sein, noch war ich da, wo ich immer glaubte zu sein (damals, als ich, sagen wir, zehn war … oder sogar zwanzig); nicht, dass das unbedingt schlecht sein musste, aber plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob das eigentlich gut war. Und nicht, dass vierunddreißig ein superschreckliches

Weitere Kostenlose Bücher