Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
muss ich sagen, Norman.«
Norman?
Jay warf Minerva einen Blick zu.
Norman??
Sie schaute flüchtig in unsere Gesichter, auf die die Verwirrung geschrieben stand.
»Ja. Ich hatte wirklich eine gute Zeit«, betonte sie.
Ich traute meinen Ohren nicht. »Norman – der Dem-du-mal-angedroht-hast-ihn-zu-kastrieren-weil-er-dich-Minnie-genannthatte-Norman?«, sagte ich.
Hinter ihr wurde Norman bei der bloßen Vorstellung blass.
»Ich habe ihm nie angedroht, ihn zu kastrieren«, korrigierte sie mich. »Und, ja. Er ist ein witziger Typ.« Sie rief über ihre Schulter: »Hörst du das, Norman? Ich finde, du bist ein Schatz!«
»Und du bist verheiratet!«, rief er hinter der Theke zurück. »Was bringt mir das also?«
»Weiß nicht. Weiterempfehlungen?«
»Sehe ich etwa wie die Art von Typ aus, die Empfehlungen braucht?«, fragte er.
»Und sehe ich etwa aus wie die Art von Frau, die dir darauf antworten soll?«, schoss sie zurück, drehte sich dann zum Rest von uns um und redete unbekümmert mit ihrem Mann weiter. »Wer war dein Favorit, Jay?«
Er schaute sie an, als läge seine Antwort auf der Hand. »Du.«
»O bitte. Du isst doch jeden Tag mit mir zu Abend!«, machtesie sich über ihn lustig. »Da muss doch jemand gewesen sein, der interessanter war. Komm schon, erzähl’s uns! Ich verspreche dir, ich bin auch nicht sauer.«
»Du bist mein Favorit«, sagte er und klang wie ein Junge, der seinen Lieblingsteddy verteidigte.
Einer von Minervas Mundwinkeln verzog sich zu einem seltenen, zarten Lächeln, das nur für Jay bestimmt war. Das war eines der Dinge, die ich an ihrer Beziehung bewunderte – sie waren in der Öffentlichkeit nie sehr zärtlich miteinander – Händchenhalten war das äußerste der Gefühle, aber die
Liebe
… ohne Küssen oder Turteln oder Hundeblick. Zwischen Minerva und Jay gab es fast fühlbare Wellen von Zuneigung. Ich glaube, das ist es, was Paare, die
natürlich
miteinander aussehen, vom Rest der verliebten eHarmony-Welt unterscheidet. Die meisten Paare demonstrieren, nein, zum Teufel,
beweisen
sich gegenseitig mit kleinen Gefälligkeiten, ihrem Benehmen und Erklärungen am Valentinstag, wie verliebt sie sind. Minerva und Jay mussten sich das nie zeigen; vielmehr war es eine unausgesprochene und unumstößliche Tatsache. Ein Abkommen. Manchmal konnte man es in einem Blick oder einem Lächeln sehen oder in der Art, wie sie die Gedanken und Sätze des anderen zu Ende brachten, aber meistens war es eine Gegenwart, die jeden unter ihre warme Decke zog.
Warum hatten Shaun und ich so was nie gehabt?,
fragte ich mich.
Und ist es zu spät, um ihn zurückzugewinnen und so was zu finden?
»Also wir kennen jedenfalls alle Evas und Normans Favoriten«, sagte Dara.
»Woher weißt du das?«, fragte ich.
»Du hast doch alles aufgeschrieben, Dummerchen! Deiner war dieser Tom-Typ, der nicht wirklich auf dich gestanden hat, und Normans war das Mädel mit dem Kleid.«
»Ihr Name ist
Samara
«, sagte Norman.
Tatsächlich hatte ich eine ganze Menge von dem, was ich in dieser Nacht geschrieben hatte, vergessen. Von einer Minute zur nächsten bedeckte ich meine Augen mit meiner Hand, so als würde jeder verschwunden sein, wenn ich sie wieder wegnähme.
»Gehst du wieder mit ihr aus?«, fragte Scott Norman.
»Morgen Abend, um genau zu sein«, sagte Norman. »Aber falls du die Wahrheit wissen willst, sie war nicht mein Favorit. Und tut mir leid, Minerva, du auch nicht. Es war Eva.«
Ich fühlte, wie mein Gesicht heiß wurde.
Ich?
»Also, das ist leicht zu glauben, nach dem, wie sie an diesem Abend ausgesehen hat«, sagte Scott.
Ich drehte mich so abrupt nach ihm um, dass ich mir einen Muskel im Rücken zerrte. »Woher weißt
du
denn, wie ich ausgesehen habe?«
»Himmel, wo bist du denn das ganze Wochenende gewesen, Eva?«, fragte Scott.
»Verkrochen unter meiner Bettdecke. Jetzt beantworte meine Frage.«
»Minerva hat es in ihrem Blog gepostet, zusammen mit ihrem Report.«
Mitten im Kekse-Kauen lächelte Minerva schüchtern, ohne ihren Mund zu öffnen, und zuckte die Schultern. »Es ist ein Hilfsdokument.«
Ich ging zu Scotts Laptop, surfte auf Minervas LiveJournal Blog und genau da war ich: das Foto, das Minerva im Café mit ihrem Telefon von mir gemacht hatte. Es war tatsächlich kein ganz schlechtes Bild, aber trotzdem. Ich schaute sie wieder an – sie war jetzt mit dem Kauen fertig und trank den Rest ihres Vanille Chai in einem Schluck.
»Das ist ein gutes Foto, Eva. Das musste
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