Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
du weitermachst, könntest du bitte Sojamilch nehmen?«
»Sojamilch für das Bauernmädchen?«, scherzte ich. »Und welchen Keks? Ich habe Ingwer-Melasse-Tropfen gemacht, nur um mal ein neues Rezept auszuprobieren. Hört sich das lustig an? Ich hab die ruck, zuck gemacht, aber ich mache mir Sorgen, dass sie zu seltsam sein könnten.«
Sie schüttelte ihren Kopf und ich hörte früh genug auf zu schwafeln, um zu bemerken, dass sie blass war.
»Alles klar bei dir?«
»Heute ist ein veganer Tag«, sagte sie.
»O je! Wieder mal ein harter Tag im Labor?«
Ich wusste genug, um Minervas selbst ernannte
vegane Tage
nicht zu hinterfragen. Ich war zwar nicht wirklich sicher, was da in ihrem Labor vor sich ging (obwohl ich hörte, wie sie das Wort
Kadaver
genauso beiläufig sagte wie andere
Hamburger
), aber alles,was so schlimm war, dass sie Tierprodukten selbst für einen Tag abschwor, war mehr, als ich wissen wollte.
Sie untersuchte ihre Handtasche, holte aber nicht ihren Geldbeutel heraus.
»Weißt du was, setz dich schon mal, ich bringe dir deinen Chai in einer Sekunde rüber.«
Sie lächelte – kaum – und ging Richtung Leseraum. Das war nicht gut. Keine Milch, keine Tiere und dann noch der abgetrennte Leseraum. Überhaupt nicht gut.
Ich versicherte mich, dass Susanna die Theke übernahm, gab Minerva ihren Chai und quetschte mich neben sie auf das überfüllte Sofa. »Was ist los?«
Sie rührte ihr Getränk mit ihrem Strohhalm herum (obwohl es schon so verrührt war, wie es nur ging), bevor sie antwortete.
»Du weißt doch, dass Jay unsere Lebensmittel gern von einer Kooperative kauft?«
Sie nahm einen Schluck und schien für eine Sekunde etwas aufzuleben. »Der ist gut«, bemerkte sie.
Ich hatte ihn genauso gemacht, wie sie ihn mochte – ein bisschen mehr Chai, wenig Eis und genug Milch, um ihn etwas leichter zu machen, aber nicht den Geschmack abzuschwächen.
Ich nickte und wartete darauf, dass sie weitersprach.
»Also, heute Morgen machte ich ein Omelette und als ich eines der Eier aufschlug, war …« Sie schauderte. »Es war tot.«
»Das Eigelb?«, fragte ich. Ich war eine Vorstädterin und am nächsten bin ich ländlichem Leben jemals gekommen, als ich als Kind die Bauernstände in den Hamptons besucht hatte oder die Landmesse in Raleigh.
»Das bedeutet, dass genug davon da war, dass es hätte überleben können. Irgendwann.«
Ich versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen, schaffte es aber nicht. »Igitt.« Wahrscheinlich nicht das Beste, was man zur Unterstützung hätte sagen können. »Na ja, ich kann jedenfalls verstehen, warum du für heute verzichtest«, versuchte ich doch noch hilfreich zu sein.
»Ich musste mich beinahe ins Waschbecken übergeben. Und ich zwang Jay, sein Omelette allein zu essen. In einem anderen Zimmer.«
Ich dämpfte meine Stimme zu einem Flüstern und lehnte mich nah an sie heran. »Vielleicht ist das nur Morgenübelkeit?«
Sie schüttelte den Kopf, während sie mit dem Finger Spuren in die Tröpfchen ihres beschlagenen Bechers zeichnete. »Falscher Alarm.«
Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren. »Oh, Min.« Ich schlang einen Arm um ihre Schulter und zog sie zu einer seitlichen Umarmung zu mir herüber. »Das tut mir leid.«
Minerva schien diese seltsame, halbe Umarmung nichts auszumachen; ihre Augen waren voller Tränen. »Ein dummes Huhn kann schwanger werden, aber ich nicht.« Sie wischte sich schnell die Augen. »Dummes Huhn. Ha. Das finde ich gut.«
Ich konnte nicht anders und lachte ein bisschen. Selbst wenn sie ganz niedergedrückt war, fand Minerva immer noch einen Weg, zu lächeln.
»Es ist nicht so, dass du nicht kannst, Min«, sagte ich. »Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt – hast du doch selbst gesagt, mit der Schule und dem Geld. Himmel, kannst du dir den ganzen Stress vorstellen, lernen zu müssen, wie man jemandem hilft, sein Baby auf die Welt zu bringen, während man gerade mit seinem eigenen schwanger ist?«
»Ich weiß.« Sie klang jünger, als ich sie jemals empfunden hatte.
»Aber Jay war so aufgeregt. Und ich war so glücklich.«
Ich überlegte, was ich am besten sagen könnte. »Wenn es passieren soll, wird es auch passieren.«
Sie nickte und drückte mich ein bisschen fester. »Ist es verkehrt, etwas zu vermissen, was man noch gar nicht gehabt hat?«
Meine Gedanken gingen sofort zu Shaun, der mich aus irgendwelchen verblassenden Erinnerungen anschaute, gefolgt von meinen Eltern. Ich versuchte mir manchmal
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