Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Alter war – es war kein Meilenstein wie vierzig und ich konnte den Leuten immer noch erzählen, ich sei
Anfang
dreißig. Aber trotzdem störte mich irgendetwas an genau diesem Geburtstag und machte mir solche Angst, dass ich abtauchen und in Deckung gehen wollte.
Ich wägte meine Optionen ab. Das Grounds machte um sieben Uhr auf. Das gab mir mindestens ein paar Stunden, um das Nötigste zu packen und das Land zu verlassen, bevor irgendjemand bemerken würde, dass der Laden noch gar nicht aufgemacht hatte und mich finden würde. Ob ich wohl alle meine Schuhe in mein Auto kriegen würde und trotzdem noch übers Lenkrad gucken konnte?
Vergiss den Plan.
Oder ich könnte mich hier verschanzen, vielleicht im Schrank – oder noch besser, draußen unter der Veranda! –, bis es dunkel würde. Dann könnte ich mich in einem Tunnel davonmachen und würde sowohl die Menschheit als auch das Sonnenlicht sicher vermeiden. Obwohl ich mir nicht sicher war, wie effektiv eine Gartenschaufel nach ein paar Meilen des Tunnelgrabens sein würde … ganz davon abgesehen vom Chunnel-Zug, den ich bauen musste.
Eine Zeitmaschine erfinden? Ich könnte zurückgehen und mich zuerst mal davon abhalten, bei diesem verfluchten Speed-dating-Zirkus mitzumachen. Aber wofür eine gute Zeitreise für etwas so Dummes verschwenden, wenn es noch so viele andereMomente gäbe, die es sich lohnen würde zu wiederholen? Einen Abend Monopoly mit meinen Eltern und Olivia anstatt vier Stunden Nintendo spielen zum Beispiel.
Mein Wecker schrie wieder und ich drückte erneut die Snooze-Taste, diesmal etwas kräftiger, und fummelte an den Knöpfen herum, bis er diesmal endgültig aufhörte.
Verdammt. Jemand, der noch nicht mal mit seinem Wecker umgehen konnte, würde beim Konstruieren einer Zeitmaschine wahrscheinlich nicht sehr gut abschneiden.
Mich krankmelden?
Stattdessen zwang ich mich aus dem Bett, ging meine Morgenroutine an wie eine Frau auf einer Mission und war um 6:27 Uhr am Grounds, bekleidet mit einem
Life is good
-T-Shirt, Caprihosen und Espadrilles. Um 8:51 Uhr hatte ich mir einen Smoothie übers T-Shirt gegossen, die Hosen mit Kaffeesatz beschmiert und war in meine üblichen orangenfarbenen Chuck Taylors gewechselt.
Der Tag wurde etwas schöner, als Norman früher als gewöhnlich reinkam und einen Strauß Margeriten mit einer
Mutts
-Karte für mich mitbrachte.
Nachdem ich mich bedankt hatte, steckte ich die Margeriten in eine Vase und stellte sie auf die Theke.
»Und wie fühlt es sich an, alt zu sein?«, fragte Norman.
»Wie fühlt es sich an, einen Strauß Blumen in die Nase reingeschoben zu bekommen?«
»Ein Punkt für dich.«
Es schien heute voller zu sein als sonst. Kenny, der normalerweise immer um Punkt halb zwölf aufkreuzte, blieb heute auffälligerweise abwesend und ich erwischte mich dabei, wie ich zwischen jeder Bestellung abwechselnd auf die Tür und auf meine Uhr starrte.
Ich ging im Kopf ein neues Keksrezept durch, weil ich dachte, das würde mich von diesem Tag ablenken, der bereits alle Zutaten hatte, um einen echten Hurrikan heraufzubeschwören. Ein neues Rezept auszuprobieren war für mich immer genauso schwierig, wie ein neues Buchkapitel zu schreiben. Die Möglichkeiten, dieGrundzutaten zu kombinieren – Mehl, Zucker, Eier, Backpulver –, waren genauso reizvoll wie die Kombination von Wörtern und Sätzen. Wie man sie zusammenwürfelte und was man zu der Mischung hinzutat, machte den Unterschied. Der Prozess konnte zu gleichen Teilen aufregend und angsteinflößend sein, aber wenn es funktionierte, wenn die Gäste diesen ersten Bissen taten, den Geschmack für eine Sekunde auf der Zunge zergehen ließen und den Moment genossen, dann fühlte ich eine Dankbarkeit, die mit nichts zu vergleichen war. Nichts, was ein gut geschriebenes Kapitel oder eine gute Unterrichtsstunde mir jemals hatte geben können. Der Prozess des Schreibens war niemals so belebend gewesen. Meinen Roman zu schreiben war Arbeit, eine Aufgabe. Und um ehrlich zu sein, war der Kick, ihn zu beenden, größer als der Kick des Veröffentlichens. Natürlich wollte ich, dass er den Lesern gefiel, und natürlich wollte ich Bücher verkaufen und Geld verdienen. Aber wenn ich die Wahl hätte zwischen einer positiven Buchkritik und einer positiven Kekskritik, war mir die Letztere wichtiger.
Minerva kam gerade herein, als sich der Mittagstrubel wieder etwas legte. Während ich ihren Eis-Chai-Latte zubereitete, unterbrach sie mich. »Ähm, bevor
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