Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Punkt wurde es klar, dass der Mocha hier nicht viel ausrichten würde. Minerva brauchte eine ernsthafte Stärkung.
Ich ging in die Küche, als Norman fragte: »Also, bringst du sie zu irgendwelchen tollen Wohltätigkeitsveranstaltungen, während sie hier in der Stadt sind, oder mischt ihr euch unters gemeine Volk und geht nur in den Countryclub?«
Ich konnte Minervas Antwort nicht hören – falls sie eine hatte –, aber ich grinste, als ich Norman jaulen hörte. Vermutlich hatte sie ihn mit einem Stapel Papiergetränkekarten gehauen.
Ich sah mich in der Küche um und wägte meine Möglichkeiten ab. Im Ofen war eine Ladung Butterkekse, die fast fertig war. Ich hatte vorgehabt, traditionelle Kekssandwiches mit Himbeermarmelade zu machen, aber das sah alles irgendwie zu sehr nach Teestunde für das arme Mädchen aus. Sie brauchte Bestätigung. Sie brauchte Kraft, aber nicht zu viel. Wenn ich sie zu aufgewühlt nach Hause schicken würde, könnte das ein Rezept für alle möglichen scheußlichen Dinge sein.
Sie brauchte einen gesunden Verstand.
Also rührte ich schnell einen Guss aus Mocha-Malz- und Puderzucker in einer Pfanne zusammen und fügte im letzten Moment Butter dazu, als Hommage an Paula Deen. Dann drehte ich die Hitze aus und träufelte den Guss aus der Pfanne über ein paar Kekse, so viel, dass es fast wie Blütenblätter aussah. Am Schluss legte ich in die Mitte noch ein paar Schokoladen-Espressobohnen, dann machte ich einen Schritt weg, um mein Werk zu betrachten. Die Kekse erinnerten mich an schwarzäugige Susannen oder sonst eine seltene essbare Art von Margerite. Trost, Kick, cremig … der perfekte Muntermacher.
Ich präsentierte ihn Minerva als Cicis Muntermacher (obwohl ich auf die Tafel Margeriten-Muntermacher schrieb, man kann nievorsichtig genug sein, wenn es um Schwiegermütter geht.) Auf jeden Fall taten sie ihren Job.
»Übrigens, Minerva, wie hast du es eigentlich geschafft, dem Zorn von Cici zu entfliehen und hierherzukommen?«, fragte ich.
Sie schnippte sich eine Espressobohne in den Mund und sagte: »Ich habe ihr erzählt, dass ich lernen müsste.«
»Du hast aber deine Bücher nicht dabei.«
Sie grinste durchtrieben. »Das wissen die aber nicht. Das ist das eine Mal, wo ich wirklich lieber lernen würde.«
Als ich Minerva so erschöpft sah, wollte ich am liebsten meinen eigenen Blutdruck messen; aber am nächsten Abend, als ich ihre E-Mail las – ihre schimpfende, Wut ablassendes, Ich-halte-es-nicht-mehr-aus-schick-die-Zwangsjacken-und-bring-Drogen-E-Mail –, traf es mich erst so richtig. Sie hatte es aus dem Badezimmer geschickt, auf ihrer schimmelfreien blauen Toilette sitzend. Das war der einzige Ort, wohin sie sich flüchten konnte. Und während ich den Inhalt dieser E-Mail nicht preisgeben werde, soll nur so viel gesagt sein: Das meiste war in fetten Großbuchstaben geschrieben, inhaltlich bestehend aus Begriffen und Drohungen aus der biochemischen Kriegsführung, fast ausschließlich Tilex, Listerine und andere Reinigungsmittel, die man unter dem Waschbecken hat.
Hier kommt jetzt aber mein Geständnis: Während ich ihren Schmerz absolut nachvollziehen und selbst fühlen konnte, hatte ich trotzdem, ehrlich gesagt, die ganze Zeit diesen einen Gedanken: Gott sei Dank bin ich das nicht.
Ich musste mich nie mit Schwiegereltern auseinandersetzen. Shauns Mom und Dad lebten auf Long Island und ich hatte sie nur ein paar Mal zum Mittag- oder Abendessen getroffen. Wir verbrachten Feiertage ja getrennt voneinander – ich bin bei meiner Schwester, Shaun ist bei seiner Familie – und wir mussten uns immer nur bei den großen Festen abstimmen. Ich musste niemals die Gastgeberin spielen. Ich musste mein Zuhause niemals der Überprüfung durch einen weiß behandschuhten Finger oder ein strenges Auge unterziehen lassen. Ich mussteniemals Tafelsilber polieren oder das gute Geschirr nach kleinen Scharten absuchen.
Und das will ich auch nicht.
Allerdings hat Minerva nun auch die typische Schwiegermutter aus der Hölle. Und ich muss mich einfach fragen, wie das Stereotypische überhaupt stereotypisch geworden ist. Ich meine, was macht Schwiegermütter zu solchen Drachen? Meistens scheinen sie total akzeptabel zu sein, wenn sie einfach nur Mütter sind. Was also passiert nach dem Jawort? Wird da in ihrem Gehirn ein Schalter umgelegt? Wird irgendein schlimmes Hormon freigesetzt? Wie kommt es, dass Schwiegereltern gleichbedeutend sind mit dem Bösen ?
Shauns Eltern und seine
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