Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
Familie waren immer freundlich und großzügig. Sie hießen mich in ihrem Zuhause willkommen, machten mir regelmäßig Komplimente, machten Shaun Komplimente für seinen guten Geschmack, was Frauen angeht, und so weiter. Ich frage mich allerdings: Hätten Shaun und ich die Ringe ausgetauscht, wäre es dann anders geworden? Und wenn ja, wie? Hätten Shauns Eltern auf einmal angefangen, öfter Reisen in den Süden zu unternehmen, möglicherweise ein Ferienhaus in Wrightsville Beach oder Emerald Isle gekauft? Ich wette, sie hätten. Die Aussicht auf Enkelkinder – ganz egal, wie abwegig – stellt seltsame Dinge mit einer Person an. Oder hätte seine Mom angefangen, mich zum Einkaufen mitzunehmen, weil meine Garderobe ein bisschen aufpoliert werden musste? Wären sie einverstanden gewesen mit meinem Jobwechsel?
Und ich kann mir nicht helfen, aber ich bin irgendwie besessen von der Jeanette – oh, wie sehr sie die lieben müssen. Sie mochten mich, aber ich wette, sie bekommt das vererbte Tafelsilber und sie wird auf dem aktuellen Familienfoto mit drauf sein und sie ist diejenige, mit der seine Mutter jetzt prahlt: Die zukünftige Frau meines Sohnes hat einen Doktortitel in Philosophie und ein ernst zu nehmendes Buch geschrieben – nicht wie seine letzte Freundin. Sie hatte auch nur einen Magister-Abschluss und hat einen Roman geschrieben und serviert jetzt Kaffee für ihren Lebensunterhalt …
Was noch trauriger ist, dass Shaun niemals Schwiegermutterprobleme von meiner Seite gehabt hätte. Kein Ehemann, den ich haben würde, hätte jemals welche. Und ich selbst würde mich lieber dem Erschießungskommando einer Höllen-Schwiegermutter aussetzen, wenn ich nur meine Eltern bei mir hätte, sollte ich jemals zum Altar schreiten; wenn ich nur meinen Vater bei mir hätte, der mich zum Altar führt; wenn ich nur meine Mutter hätte, die bei der Feier mit dem Bräutigam tanzt.
Was mich wirklich störte, als ich Minervas Zusammenbruch zusah, war die Tatsache – wie plötzlich mir auf einmal klar wurde –, wie unverbindlich meine Beziehung mit Shaun gewesen war und dass wir beide es genauso gewollt hatten. Ich mochte es, dass ich mir keine Gedanken darüber machen musste, mich an allen Feiertagen zu zweiteilen oder das Gästezimmer herzurichten, kurz davor, diese ultravioletten Lichtdetektoren zu benutzen, mit denen man vorhandene Mikrobakterien nachweisen konnte. Und Shaun genoss es, nur bei gelegentlichen Hochzeiten oder Abschlussfeiern dabei sein zu müssen. Es war für uns beide so einfach auf diese Art, besonders aber für ihn.
Und trotzdem merke ich erst jetzt, dass ich die ganze Zeit so viel mehr wollte. Ich wollte mir nur nicht die Arbeit machen, es auch zu bekommen.
Hier stehe ich also nun in einem richtigen Dilemma. Es sieht so aus, als wollte ich den Kuchen essen und ihn gleichzeitig behalten. Ich will all die Vorteile einer Ehe – das Zusammensein mit einem Gefährten und die Ausgaben, die Urlaubsreisen, das Essengehen –, doch ohne die Opfer und Kompromisse und Kopfschmerzen. Ich will den einen Typen, der mir verspricht, dass ich für immer und ewig die Einzige sein werde, und ich will den Ring, um es zu beweisen (nicht, dass der irgendwas garantieren würde); aber ich will nicht gemeinsam besteuert werden und ich will auchkein gemeinsames Bankkonto und ich will nicht Mrs Irgendjemand-anderes-Nachnamen sein. Oder noch schlimmer, Mrs Perino- Bindestrich- irgendjemand-anderes-Nachnamen. Das Aller-schlimmste: Mrs Sein -Vorname- und -Nachname. Igitt. Verdammt, Mrs hört sich für mich einfach alt an. Meine Mutter war eine Mrs und es hat funktioniert für sie. Aber ich mochte es ja meistens nicht mal, Professor Perino genannt zu werden.
Vielleicht ist das Single-Sein relativ; weil, was mich betrifft, ich ja mit dem Grounds verheiratet bin. Absolut hundertprozentig gebunden. Und ich bin mehr als bereit, das Schlechte mit dem Guten zu nehmen, weil es das alles wert ist. Jeden Tag mit vertrauten Gesichtern zu verbringen, mit Freunden und ehemaligen Studenten und Kollegen und den Dingen, die ich am meisten liebe – Bücher, Kekse und Unterhaltungen –, ist die reine Freude. Das ist der Ort, an dem ich sein will und an den ich gehöre. Es ist mein Ort. Mein Spielplatz. Mein Revier. Mein Gelände.
Was hindert mich also daran, den letzten Schritt mit einem Mann zu wagen? Warum war ich bereit, mich mit so wenig zufriedenzugeben, wenn ich doch ganz klar so viel mehr wollte? Und was will ich
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