Deshalb liebe ich mein Singleleben (German Edition)
mit ihm zusammen zu sein. Und sie wollte akzeptiert werden von einer Frau, die weder herzlich noch aufgeschlossen war. Außerdem war sie eben Minerva – für sie war alles eine Herausforderung.
Meine Gedanken kreisten immer noch darum, als Paul, ein NCLS-Englischprofessor und neuer Stammgast, fragte, ob er von der französischen Röstung noch mal nachgeschenkt bekommen könnte.
War
ich
auch so? War ich eine Perfektionistin oder schlimmer noch, eine Revisionistin? Mit jedem Jahr, das seit dem Tod meiner Eltern vergangen war, konnte ich mich nur noch an die guten Zeiten erinnern, jeden schönen Moment voller Lachen, jede Umarmung – und ich schaffte es, jeden Streit zu vergessen, jede nicht beachtete Träne, jeden gebrüllten Kraftausdruck. Ich musste erst von Olivia rausgeschmissen werden, damit ich sehen konnte, dass sie so viel mehr brauchte. Und ich brauchte noch viel länger, um zu demselben Schluss zu kommen, wenn es um mich selbst und meine Beziehungen ging.
Wie konnte ich das alles so falsch verstanden haben?
Von Minerva hörte ich weder an diesem Abend etwas, noch sah ich sie am anderen Morgen. Gegen Mittag wurde ich nervös. Ich wollte mich nicht aufdrängen oder irgendwas schlimmer machen, aber ich konnte nicht anders, als mir Sorgen zu machen, was wohl passiert war und wie es ihr ging. Um halb zwei hielt ich es nicht länger aus.
Ich schickte ihr eine Textnachricht:
Geht’s dir gut?
Keine fünf Minuten später antwortete sie.
Ja.
Willst du reden?
Ist der Laden voll?
Noch bevor ich antworten konnte, schrieb sie:
Doofe Frage. Ich komme später vorbei. Brauche einen Chai.
Ich fühlte mich erleichtert.
Ich habe einen, der auf dich wartet.
24
Ein Angebot
ER KAM REIN wie aus heiterem Himmel. Ed Rush, ein früherer Kollege von der NCLA und derzeitiger Leiter des Departments für Schreiben. Er war nicht mehr im Grounds gewesen, seit er mehrere angehende Fakultätskandidaten hierhergebracht hatte, um etwas übertrieben Campus-Gemeinschaftsgeist zu demonstrieren. Obwohl er mich namentlich vorgestellt hatte, bezeichnete er mich als Ehemalige und nicht als früheres Fakultätsmitglied. Ich fühlte mich dadurch jedoch nicht beleidigt – er hatte wahrscheinlich Angst, dass irgendjemand denken könnte, ich wäre gegangen, weil ich das Department oder die Uni hasste. Ein Kandidat jedoch erkannte mich.
»Ich habe Ihr Buch gelesen«, sagte er.
»Wirklich?«
»Ja. Hat mir gefallen. Sie erzählen eine gute Geschichte.«
»Oh, danke«, erwiderte ich ein bisschen durcheinander. Ich konnte mich nicht erinnern, wann jemand – einschließlich mir selbst – das letzte Mal über meinen Roman geredet hat. »Sie haben was übrig für obskure Romane, die direkt in das Regal mit den Sonderangeboten gehen, wenn sie aus dem Druck kommen.«
»Sie sollten ein zweites schreiben«, sagte der Mann.
Als ich mit dem Unterrichten aufgehört hatte, ließ ich auch den ganzen
publish or perish
-Kram hinter mir. Seltsam, ich bin nie auf die Idee gekommen, dass ich etwas veröffentlichen könnte, einfachweil ich
wollte
. Zu der Zeit war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht wollte.
»Nett, dich zu sehen, Eva«, sagte Ed und brachte mich zurück in die Gegenwart. »Wie läuft das Geschäft?«
»Könnte nicht besser gehen. Wie ging es aus mit dieser letzten Kandidatenrunde?«
»Hauptsächlich Spinner«, sagte Ed.
Ich lachte. »Was hättest du denn gerne?«, fragte ich.
»Wie wäre es mit einem großen Mocha-Haselnuss-Kaffee und wenn du zurückkommen würdest, um einen Kurs zu halten?«
»Kommt sofort«, sagte ich und ging, um mich um seine Bestellung zu kümmern, bis mein Gehirn schließlich hinterherkam. Ich hielt inne und drehte mich zu ihm herum. »Was war das Zweite?«
»Jenna Jaffe geht für das nächste halbe Semester in Mutterschutz.«
Mir blieb der Mund offen stehen, während ich mich aufrichtete. »Ich wusste noch nicht mal, dass sie schwanger ist.«
»Wir haben Ersatz für alle ihre Kurse bis auf den Kurzgeschichtenkurs, und weil das doch immer deiner gewesen war, wollte sie, dass du den übernimmst. Was meinst du?«
Ich fühlte mich geschmeichelt, aber sprachlos.
Unterrichten? Nach all der Zeit?
»Wow. Ich brauche ein bisschen Zeit, um darüber nachzudenken, Ed.«
»Lass dir nicht zu viel Zeit.«
»Könnt ihr keine Hilfskraft dafür nehmen?«
»Nicht, wenn es keine Grundkurse mehr sind. Außerdem
kennst
du den Kurs doch. Und sie hat ausdrücklich nach dir gefragt.«
»Aber Ed, das
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