Desiderium
aus den Augen verlor. Das S chwert noch immer fest im Griff sprang er über eine hüfthohe Mauer, machte einen Haken nach rechts, wobei er scheppernd eine Mülltonne umstieß.
Hinter ihm wurden Schritte laut. E s mussten zwei oder drei Verfolger sein, aber für den Moment schossen sie nicht mehr.
Bemüht sein eigentliches Ziel nicht zu verlieren, bog er um eine weitere Ecke, achtete mit einem Ohr weiterhin darauf, was mit Cassim war. Ohne große Erfolge. Er hätte nicht sagen können, ob sie in seiner Nähe war oder getroffen auf dem Boden lag.
Die Sorge um sie, Lillian und sich selbst schnürte ihm die K ehle zu, aber er rannte weiter.
Seine Verfolger entschieden sich um und schossen drei Pfeile auf ihn. Einer davon verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Jaron beschleunigte ein letztes Mal und lief einige Male im Zickzack um die Häuser, als der Platz wieder in Sicht kam.
Wenige Sekunden lang erlaubte er sich eine Verschnaufpause, da spürte er schon ein bekanntes Prickeln an seinem Arm.
Cassim zog ihn an eine der wenigen unversehrten Hauswände. »Bist du verletzt?«, wollte sie kaum hörbar wissen. Ihre Augen wanderten über seinen Körper, hoch zum Dach und schließlich wieder zu ihm.
»Nicht, dass ich wüsste. Du?«
»Nein. Ich glaube auch nicht, dass sie uns ernsthaft verletzen wollen. Die meiste Zeit schießen sie daneben. Sie wollen uns aufschrecken …«
»Das ist ihnen ganz eindeutig gelungen«, knirschte Jaron mit zusa mmengebissenen Zähnen. Trotz der kühlen Temperaturen und dem regelmäßigen Training schwitzte er. »Wieso haben die Waffen?«
»Ich habe keine Ahnung. Soweit ich das gesehen habe sind das keine Bewohner dieser Stadt, sie sollten also nicht einmal an welche denken. Aber es wäre definitiv von Vorteil, wenn ich nicht nur ein Auto, sondern auch solche Dinger besorgen könnte. Oder gleich eine Pistole. Aber sei’s drum, wir schaffen das auch so. Folgender Plan: Wir teilen uns noch einmal auf. Ich versuche auf die andere Seite zu kommen. Dann gebe ich dir ein Zeichen und wir laufen beide zum Haus. Wenn wir von zwei Seiten kommen, ist es schwieriger für sie – denke ich. Wir kämpfen uns durch, bis wir bei Lillian sind. Sollte ich verletzt werden, rennst du weiter, andersherum genauso!«
»Aber wenn dir etwas passiert, passiert das auch Lillian«, wurde ihm bewusst.
Cassim stöhnte ungeduldig. »Nur wenn ich sterbe und das habe ich nicht vor. Okay?« Sie wartete seine Antwort nicht ab. »Dann los.«
Und schon war sie verschwunden.
Während er darauf achtete, ob sich ihm jemand näherte, sah er gleichzeitig dabei zu, wie Cassim sich ihren Weg hinüber bahnte ohne angegriffen zu werden. Auf der anderen Seite angekommen, zog sie sich an einer Regenrinne hoch. Das dabei entstehende Scheppern rief ihre Angreifer auf den Plan, doch sie ließ sich davon nicht beirren.
Es behagte ihm ganz und gar nicht, wie leicht sie dort oben zu treffen war. Sie musste verrückt geworden sein!
Scheinbar sorglos sprang sie über drei Dächer, sammelte vereinzelte Pfeile ein, ehe sie von einem Vordach aus mit einem gekonnten Vorwärtssalto auf den Boden sprang. Ihr Blick wandte sich in seine Richtung. Der Anflug eines Grinsens umspielte ihre Lippen.
Das reichte ihm, um loszurennen.
Zusammen überbrückten sie problemlos die letzten Meter bis zu dem Haus, in dem sie Lillian vermutete.
»Komm besser, bevor sie sich noch andere Methoden überlegen, uns zu vertreiben!«
Sie wurden von gähnender Leere und Dunkelheit verschluckt. Es dauerte, bis seine Augen in der Lage waren, wenigstens Umrisse zu erkennen. Bei dem Versuch, sich zu orientieren, stieß er zwei Mal gegen Cassim. Ein kleiner Funken entstand, als sie sich berührten. Das einzige Licht im gesamten Raum.
Seine Hand fand einen Türgriff.
In dem angrenzenden Raum waren die Geräusche lauter. Schritte, gelegentliches Keuchen oder Husten. Der Klang von Metall, das über Stein streifte.
»Sie ist hier«, hörte er Cassim sehr nahe an seinem Ohr flüstern. »Ich kann sie spüren.«
Vorsichtig tasteten sie sich weiter, den Geräuschen entgegen. Jaron wünschte sich, mehr sehen zu können. In ihrer jetzigen Lage wäre es ein Leichtes, sie zu überwältigen.
Cassim schien es ähnlich zu gehen. Ganz leise konnte er sie fluchen hören.
Wenige Meter weiter sah er hinter dem durchlässigen Holt einer weiteren Tür eine Lichtquelle. Das Flackern mindestens einer Flamme.
Cassim drückte seine Hand. Lillian war hier, den Geräuschen nach mit mehr als
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