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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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übertrieben unterwürfigen Ton hinzu. »Wie kann ich …?«
    »Kaufen Sie sich ein Rückgrat und ein eigenes Leben, Monsieur Belliers, vielleicht können Sie dann wirklich behilflich sein.«
    Sowohl er als auch mein Großvater erwiderten etwas, aber ich hörte ihnen nicht zu. Stattdessen holte ich aus dem Sc hreibtisch einige große Blätter, einen Bleistift und Klebeband heraus. Während ich einen der fremden Eingeweihten anwies, die Schreibtischplatte frei zu räumen, klebte ich alle Blätter zu einem großen zusammen.
    Anschließend stellten sie sich alle in einem Kreis um mich herum und sahen mir dabei zu, wie ich hastig etwas zeichnete.
    »Wie ich ihnen berichtet habe, befindet sich hier …« Ich deutete auf einen Halbkreis in der unteren linken Ecke. »das Gegenstück zu dem Portal, das Sie alle im Keller dieser Villa bereits gesehen haben. Monsieur Belliers, Sie wissen, dass meine Trainingshalle nicht allzu weit davon entfernt ist.« Mein Finger rutschte kaum merklich weiter nach rechts, wo er einen Moment zu lang auf einem kleinen Rechteck blieb.
    Der Gedanke an mein Training erinnerte mich daran, dass ich Paris seit vier Tagen nicht mehr verlassen hatte. Seit vier Tagen hatte ich dort nicht mehr recherchieren können. Seit vier Tagen hatte ich den Freund meiner größten Sehnsucht nicht mehr gesehen.
    Die Sehnsucht demonstrierte.
    »Wir haben genauere Hinweise erhalten, dass von der Stadt der Echos aus tatsächlich Entführungen von Sehnsüchten gelenkt werden. Wie sie jedoch sehen, liegt diese Stadt deutlich weiter nördlich.« Ein ausgemalter Kasten mit zwei Strichen, die die Türme verdeutlichten. »Die Entfernung kostet mich wertvolle Zeit. Aber, und nun zeigt sich, dass meine Suche von Vorteil war, wir wissen außerdem, dass sich hier, hier und hier.« Ich deutete auf die Stadt mit dem zerstörten Haus, den Fluss und die Berge. »weitere Portale befinden, von denen zwei ihre Gegenstücke in Paris haben. Mein Plan ist deshalb folgender: In wenigen Minuten werde ich durch das Portal im Keller hinübergehen. Von meinen aktuellen fünfeinhalb Stunden, werde ich versuchen, in die Stadt der Echos zu kommen, das Portal wenn nötig zu zerstören und dem Verantwortlichen das Handwerk zu legen.«
    »Das kannst du nicht alleine tun. Du solltest mindestens einen von uns mitnehmen oder die Eingeweihten dort informieren«, protestierte Monsieur Chevalier.
    »Das kann ich und das werde ich auch. Ich bin die Auserwählte der Durands- Dynastie, ich muss verhindern, dass noch mehr passiert. Sie würden mir nur im Weg stehen. Ich kann mich nicht darum kümmern, dass es Ihnen dabei an nichts fehlt. Sie werden in meine Schule und zu meiner alten Wohnung fahren und dort warten. Sollte irgendetwas schief laufen, werde ich versuchen, sie zu benachrichtigen oder zu ihnen zu kommen, um Kräfte zu sammeln. Aber keiner von ihnen wird mich begleiten!«
    Als niemand erneut protestierte, fiel mein Blick zurück auf meine provisorische Karte. Obwohl es noch immer nicht mehr war, als ein paar Striche, wanderten meine Augen zu der Ecke, in der theoretisch Jarons Haus sein musste. Die Farben schienen zu verschwimmen, alles formte sich neu. Einen Moment lang glaubte ich das Feld zu sehen, an dem wir entlang gegangen waren.
    Dann war es vorbei.
    Und mir fiel ein Weg ein, Zeit zu sparen. Wenn ich Jaron nicht erst suchen musste …
    Ich stützte mich mit beiden Händen auf die Tischplatte und schloss die Augen. Ich konzentrierte mich auf meine Verbindung zu Lillian. Auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es funktionieren würde. Bisher hatte ich es erst ein einziges Mal probiert.
    Lillian? Ich glaubte, sie zu spüren Wie ein dünnes Seil, das mich mit ihr verband. Es ist wichtig, dass Jaron so schnell wie möglich in die Trainingshalle geht. Es musste gelingen. Wenn ich hier war, verbrachte Jaron immer noch viel Zeit mit ihr.
    Keine Antwort.
    Ich konzentrierte mich auf das zernagende Gefühl der Sehnsucht und die Macht, die sie mit sich bringen sollte. Obwohl es von hier aus schwieriger war, gelang es mir nach und nach, Kontrolle über sie zu gewinnen. Dann schränkte ich ihren ohnehin nicht gerade gewaltigen freien Willen ein und wiederholte meinen Auftrag.
    Doch genauso gut hätte Alice es versuchen können. Es passierte gar nichts. Als hätte ich lediglich eine blühende Fantasie, die keine Au swirkungen auf andere hat.
    Aber ich war mir sicher, die Verbindung hergestellt zu haben. An mir konnte es nicht liegen.
    In mir passierten

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