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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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sein muss, geh ich auch wieder jeden Sonntag in die Kirche!
    Als Jaron mit einem Aufröhren des Motors losfuhr, wurde ich in den Sitz gedrückt. Hastig griff ich nach dem Sicherheitsgurt, während er beschleunigte und eine derart scharfe Kurve nahm, dass der Wagen einen Moment lang nur noch auf zwei Reifen zu fahren schien.
    James Bond hätte es nicht besser machen können.
    »Woher weißt du, was du tun musst?«, schrie ich.
    Neben uns tauchte das Wäldchen auf. Die hohen Kronen verdeckten die Sonne.
    »Ich habe keine Ahnung!« Er nahm eine weitere scharfe Kurve und riss das Lenkrad herum, sodass wir nun direkt auf das Haupttor der Stadt der Echos zusteuern mussten.
    »Okay, mach einfach weiter so.«
    Trotzdem beruhigte sich sein Fahrstil ein wenig, sodass er nicht mehr gezwungen war, halsbrecherische Manöver zu vollführen.
    Möglicherweise würden wir tatsächlich lebend ankommen.
     
    *
     
    »Du solltest dich darauf konzentrieren, wo genau wir hinmüssen. Die Stadt der Echos ist groß«, meinte Jaron. Obwohl die Strecke nun ebener wurde, krallten sich seine Finger ins Lenkrad. Seine Gedanken kreisten um Lillian. Sie mussten sie retten. Sie mussten rechtzeitig kommen. Gleichzeitig drückte die Schwertscheide schmerzhaft gegen seinen Oberschenkel. Aber das durfte er nicht beachten.
    »Das hat bisher nicht gerade oft geklappt!«
    Der Wagen machte einen Satz nach vorne. »Verdammt, Cassim. Das alles hat bisher noch nie perfekt geklappt, aber hast du eine bessere Idee? Jetzt mach oder ich schwöre dir, du wirst dir wünschen, an Lillians Stelle zu sein!« Er hatte sie nicht anschreien wollen, aber er war zu aufgebracht, zu nervös.
    Am Rand nahm er wahr, wie ihre Haltung sich veränderte, auch wenn ihr Blick noch immer starr nach vorne gerichtet war. Erst als die Türme der Stadt der Echos sie überragten, richtete Cassim sich wieder auf. »Fahr etwas langsamer«, wies sie Jaron an.
    Das sonst verschlossene Tor war geöffnet, weder dort noch an der Mauer stand eine einzige Wache.
    Jaron rollte den Wagen in die Stadt hinein. Niemand war auf den Straßen. In keinem der Häuser brannte Licht, bis auf den Motor war nichts zu hören. »Das gefällt mir nicht«, murmelte er. »Wo müssen wir lang, Cassim?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, e rklärte sie zögernd. »Es ist schwer, weil sie bewusstlos ist … Die übernächste Möglichkeit rechts.« Jaron tat wie geheißen. »Jetzt links, bis zum Marktplatz. Du kannst wieder etwas schneller werden«, fügte sie hinzu. An ihrer Stimme konnte er hören, dass sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte. »Stopp!«
    Kaum hatte er angehalten, stieg Cassim aus und ging zu Fuß weiter. Mit einem flüchtigen Blick überblickte sie die Szenerie und wartete, bis er zu ihr aufgeschlossen hatte.
    »Es muss da sein!« Sie deutete auf ein Haus schräg gegenüber. In der nächsten Sekunde legte sich ihre andere Hand auf seine Brust. »Wenn darin wirklich Lillians Entführer und die anderen Sehnsüchte sind, sollten wir vielleicht nicht direkt auf uns aufmerksam machen.«
    Wieder nickte Jaron. Seine Hand wanderte unbewusst zum Schwert. Es gab ihm ein Gefühl von Sicherheit .
    Sie hatten keine zwei Schritte getan, als Cassim schrie: »In Deckung!« Ein Pfeil schlug dort ein, wo er bis vor einer Sekunde noch gestanden hatte. Im nächsten Moment zerrissen pfeifende Geräusche die Stille, als es begann, Pfeile zu regnen. Sie schlugen neben ihnen, vor ihnen und hi nter ihnen ein, trafen den Holzeimer des Brunnens und die Wände der Häuser weiter entfernt. Sie trafen alles – nur nicht ihn und Cassim.
    Orientierungslos rannte er los, nicht sicher, wie er sich besser schützen konnte, bis ein weiterer Schrei ihn innehalten ließ:
    »Jaron!«
    Im Schutz eines Vordaches, das gerade noch seinen ursprünglichen Zweck erfüllte, suchte er mit den Augen nach Cassim. Sie hatte sich in einer engen Gasse versteckt. Über ihr lief jemand auf dem Dach. Er schoss auf alles, was ihn am Boden verdächtig erschien. Auch über ihm selbst hörte Jaron Schritte.
    Er beobachtete, wie Cassim vorsichtig einen Schritt vortrat und mit dem Kopf in Richtung Lillians Versteck deutete. An die Wand gepresst bewegte er sich darauf zu. Seine rechte Hand zog dabei das Schwert hervor. Es dauerte nur eine Sekunde, bis er bemerkte, dass das blank polierte Metall im Sonnenlicht reflektiert wurde, aber es reichte, um auf sich aufmerksam zu machen.
    Jaron machte einen Satz zur Seite und rannte um eine Ecke, sodass er Cassim

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