Desiderium
einer Wache.
Das bedeutete, sie würden um einen Kampf nicht herumkommen.
Aber damit hatte er gerechnet.
Mit einem Ruck riss er die Tür auf.
Ihm blieb kaum Zeit den Raum zu überblicken, da stürzte man sich bereits auf ihn. Er machte einen Satz nach vorne, duckte sich unter einem Schwerthieb und griff dann selbst an. Sein Gegner war eine Sehnsucht, die er nie gesehen hatte. Seine mechanischen, stockenden Bewegungen machten es Jaron leicht. Einige schnelle Bewegungen, und sein Schwert rutschte über den Boden in eine Ecke. Jaron packte den Mann, verdrehte ihm den Arm auf der Schulter und rammte seinen Kopf gegen einen der Stützbalken, der bedrohlich knackste. Sofort war er bewusstlos.
Jaron wandte sich um und sah Cassim, die mit einem dicklichen Mann in Uniform kämpfte. Keuchend hieb er immer wieder mit einem Dolch auf sie ein, verfehlte sie einige Male nur knapp. Sie selbst hatte bereits die drei Pfeile, die sie sich mitgenommen hatte, verloren.
Nachdem sie ihm ein weiteres Mal erfolgreich ausgewichen war, gelang es ihr, die linke Schulter der Wache zu umklammern. Bevor der Mann reagieren konnte, stützte sie sich ab und sprang nach oben. Das plötzliche neue Gewicht ließ ihn ein weiteres Mal aufkeuchen, bevor sie seinen Kopf zwischen ihre Beine presste.
»Ich schaff das schon«, rief sie Jaron zu, als sie bemerkte, dass er sie beobachtete. »Kümmere dich lieber um Lillian, bevor noch mehr von denen kommen.«
Er wandte sich ab und blickte sich suchend nach seiner Freundin um. Sie saß in einer engen, leicht übersehbaren Nische neben der Tür. Hände und Füße waren gefesselt, ihr Kopf lehnte an der Wand. Zwar waren ihre Augen geöffnet, aber er war sich nicht sicher, ob sie schon wieder vollständig aus der Bewusstlosigkeit zurückgekommen war.
Innerhalb weniger Sekunden war er bei ihr. Mit einem einzigen Schnitt durchtrennte er ihre Fußfesseln. An ihre kleinen Hände traute er sich nicht mit dem Schwert; mühevoll machte er sich an dem Knoten zu schaffen, zog und zerrte, bis auch sie schließlich nachgaben.
»Lilli!« Behutsam umschloss Jaron ihre Schultern. »Lilli, wach auf! Wir müssen dich hier weg bringen!«
Ein erneutes Geräusch lenkte ihn ab.
Cassim rief nach ihm, als weitere bewaffnete Männer in den Raum drängelten. Jaron brauchte nicht lange, um zu erkennen, dass die ganz sicher nicht nur darauf aus waren, sie zu verscheuchen.
Mit einem letzten prüfenden Blick zu Lillian wirbelte er herum und stürzte sich abermals in den Kampf.
Es war als würde er in einen Rausch geraten.
Ein ums andere Mal hieb er auf denjenigen ein, der ihm gerade am nächsten stand. Er bahnte sich mit Schwert und bloßen Händen eine Schneise durch die Männer hindurch, damit er Lillian im Auge behalten konnte. Er wirbelte an ihren breiten Körpern vorbei, verursachte jedem, der nicht aufmerksam war Schmerzen. Jedem, der Lillian zu nahe kam, stieß er in jedes ungeschützte Körperteil, das er erreichen konnte.
Ob er sie nur verletzte oder tötete wurde ihm gleichgültig.
Er war so darauf versessen, dass er nicht einmal bemerkte, dass eine Klinge seinen Oberarm aufriss. Blut färbte seinen Hemdärmel ebenso rot wie sein Schwert es schon lange war.
Als nur noch drei von ihnen standen, wurde er zu Boden gerissen. Er befürchtete schon, erstochen zu werden, aber da war Cassim. Sie kam wie aus dem Nichts, trat dem Mann, der ihn niedergeschlagen hatte mit einem gekonnten Tritt das Schwert aus der Hand. Sie fing es selbst auf und rammte es ihm in den Magen.
Dass sie dadurch auch irgendeinen Menschen in ihrer Welt verletzte, schien sie vergessen zu haben.
Kurz konnte er nicht anders als sie verblüfft anzustarren.
Der Moment war noch nicht vorbei, da packte einer der Übrigen sie um die Taille, presste ihren Rücken an seine Brust. Mit dem freien Arm drückte er ihr die Kehle zu, bis ihre Augen hervortraten.
Aber er konnte ihr nicht helfen. Nicht so lange sich noch ein dritter Angreifer im Raum befand.
Keiner von ihnen hatte noch eine Waffe. Jaron hätte sich mit Leichtigkeit sein Schwert holen können, aber diesen wollte er nicht töten. Sein Gewissen meldete sich zurück.
Immer wieder zu Lillian und Cassim sehend, rammte er seinem Gegenüber den Ellebogen ins Gesicht. Ein ekelerregendes Geräusch verriet ihm, dass er ihm die Nase gebrochen hatte. Statt noch weiter auf den blutenden Mann einzuschlagen, stellte er ihm ein Bein und stieß ihn von sich.
Zur selben Zeit war es Cassim gelungen, sich aus dem
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