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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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eindeutig versagt.
    Jaron fuhr mit seinen Erklärungen fort – und lenkte weiterhin davon ab, dass er wusste, was am Wochenende passiert war. Vergessen würde ich es nicht: »Darragh meinte, ein paar Generationen nachdem diese Welt entstanden war, verteilten sich die möglichen Auserwählten mit ihren Familien in der damals bekannten Welt. Die pulsierende Magie, die seit dem ersten Auserwählten vorhanden ist, reagierte darauf. Die Auserwählten spürten es, wenn in dieser Welt ein Portal bereit war, sein Gegenstück zu finden. Sie suchten Orte, an denen die Verbindung besonders stark war und wählten dort einen Gegenstand, auf den sie ihre gesamte Sehnsucht konzentrieren. So entstanden neue, wenn auch weniger mächtige Portale. Du siehst, bis zu einem gewissen Grad hat Sehnsucht etwas mit Magie zu tun. Und mit Anziehung.«
    Unsere Blicke trafen sich. Mein Körper zog sich zusammen.
    »Aber trotzdem …«, nahm ich den Faden wieder auf. »gab es nicht selten Auserwählte, die kein Portal hatten. Hätten sie sich nicht einfach ein Neues schaffen können?«
    »Sie waren zu schwach, es hätte sie umgebracht. Das Problem ist ei nfach, dass im Laufe der Jahrhunderte einige Portale an andere Orte gebracht wurden, andere sogar zerstört.«
    » Und wie viele Portale gibt es noch? Wo sind sie?«, fragte ich ihn kommentarlos, während vor uns ein neuer Städtekomplex auftauchte, den ich noch nie betreten hatte.
    Ich hielt nach den Wachen Ausschau, die aus einem seltsamen, mir unverständlichen Grund die Städte bewachten – geboren durch große Beschützerinstinkte oder Heldenkomplexe. Aber niemand war da.
    »Keine Ahnung. Aber ich weiß, dass sich mindestens drei in Frankreich befinden. Neben Paris soll auch eine Stadt namens Nîmes ein Standort sein.«
    Seit ich denken konnte, besaßen wir ein Ferienhaus in Nîmes . Ich traute es den Eingeweihten zu, dass sie dort ein Portal deponiert hatten. Vielleicht war es der alte Lehnstuhl mit dem braunen Blümchenmuster. Bei früheren Besuchen waren meine Schwester und ich zwar der Überzeugung gewesen, dass es der hässlichste Stuhl der Welt sei, aber wir hatten uns beide jedes Mal um ihn gestritten, weil er so bequem gewesen war.
    » Okay, das wird sicherlich hilfreich sein. Will Darragh darüber mit mir reden?«
    Schritte hinter uns zogen mich aus unserem Gespräch.
    Es war Darragh mit dem wie üblich vor Öl triefenden Haar, und mit dem Schwert bewaffnet. Er musste uns bereits erwartet haben. »Nicht ganz. Wir beide, Auserwählte, werden in die Stadt der Echos gehen.«

10 . Die Stadt der Echos
     
     
    Ich glaubte , mich verhört zu haben. Zugegebenermaßen überrascht sah ich ihn mir sehr genau an. Nein, er machte keine Witze. Nicht nur das: Seine Augen wirkten leblos – er stand vollkommen unter dem Einfluss seines Verbundenen. Dieser Verbundener, wer auch immer er war, musste den Verstand verloren haben!
    »Wir sollen in die Stadt der Echos gehen? In die verbotene Stadt, deren Besuch man mir seit unserer ersten Begegnung verboten hat?«
     
    Nr. 9 : Gehorche den Aufträgen der Wächter!
     
    Offenbar auch, wenn andere Verbote dafür aufgehoben werden mussten. Zum Beispiel:
     
    Nr. 10: Betrete niemals die Stadt der Echos!
     
    »Exakt diese.«
    » Aber warum?«
    »Weil mir etwas eingefallen ist, woran ich schon vor Wochen hätte denken müssen. In ihrem letzten Jahr erzählte mir deine Tante etwas: Eine Auserwählte, die dir in ihrem widerspenstigen Verhalten nicht unähnlich war, soll begonnen haben, ein Tagebuch zu führen, das sie hier versteckte, sodass lediglich ihre Nachfolger es lesen konnten Und wo gäbe es ein besseres Versteck als in der Stadt der Echos? Dort kann es weder verschwinden noch zufällig gefunden werden. Ich will dieses Tagebuch haben, weil wir jede mögliche Informationsquelle nutzen sollten.«
    Wie von selbst wechselten Jaron und ich einen Blick, der Darragh zu entgehen schien.
    »Wozu brauchst du mich dann?«, entgegnete ich. »Warum holst du es nicht einfach und wir untersuchen es gemeinsam?«
    Darragh lächelte. »Danielle wollte mir nicht verraten, wo genau es sich befindet. Ich konnte den Aufenthaltsort lediglich eingrenzen; drei Häuser in der engeren Auswahl. Mit deiner Hilfe dürfte es nicht schwer sein.«
    Zum wiederholten Mal sah ich Jaron an. »Du redest von uns beiden. So weit ich das sehe, sind wir zu dritt.« Genau in diesem Moment sah ich den Funken in seinen Augen erlischen. Unterwerfung. Vollständige, gnadenlose Unterwerfung. Die

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