Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
überzogen, als lauerte irgendwo ganz in der Nähe eine dunkle, unbekannte Gefahr.
»Ich muss gehen«, beharrte sie und hob den Kopf, um Cruz ins Gesicht zu sehen. Ihr Blick fiel auf die Narbe in seiner Augenbraue, ein Überbleibsel jener Nacht.
Er griff nach ihrem Arm. »Lucia, bitte …«
Wohl wissend, dass sie deswegen für immer in der Hölle schmoren würde, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und streifte mit ihren Lippen seine Wange. Er versuchte, ihren Mund zu küssen, aber sie entzog sich ihm. »Cruz, wenn du mich liebst, bitte … folge mir nicht.« Und mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging von dannen, über die Straße und in den Park.
Sie drehte sich nicht um, doch sie fühlte, dass Cruz’ Blick schwer auf ihr lastete.
[home]
Kapitel einunddreißig
S ie sind also Camilles Schwester«, sagte Schwester Simone zu Val, als sie allein auf dem Spielplatz waren, steckte die Hände in die Hosentaschen und nickte. »Sie hat mir erzählt, Sie beide hätten sich sehr nahegestanden.«
Bis Slade Houston zwischen uns getreten ist.
»Das stimmt.«
»Es ist so traurig, dass sie nicht mehr da ist«, sagte Simone. »Wissen Sie, ich habe Schwester Camille sehr gern gehabt. Sie hatte einen wunderbaren Sinn für Humor. Ich habe nie verstanden, warum sie in St. Marguerite geblieben ist.« Ihr Blick begegnete kurz dem von Val, dann wandte sie die Augen ab. »Ich war der Meinung, dass sie nicht dorthin passte.«
»Warum nicht?«
Schwester Simone zuckte die Achseln, als wolle sie sich nicht festlegen, und betrachtete das kleine Nest einer Feldwespe unter der Dachtraufe. »Camille kam mir nicht wie eine traditionelle Nonne vor. Sie wirkte … unabhängiger. Wie eine Frau mit eigenen Ansichten.«
Simone schien die Erste zu sein, die sich tatsächlich in Camille hatte einfühlen können. Val überlegte, ob sie Camilles Geheimnis für sich behalten sollte, doch dann wurde ihr klar, dass das albern war. Die Wahrheit würde ohnehin bald von den Medien ausgeschlachtet werden und sich in den Kirchengemeinden verbreiten wie ein Lauffeuer. Val nahm an, dass sie eher die Wahrheit herausfinden würde, wenn sie offensiv vorging.
»Wussten Sie, dass sie schwanger war?«
Schwester Simones Augen weiteten sich. »O heilige Mutter Gottes«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf. »Ich … ich hatte es befürchtet … aber nein, ich wusste es nicht.«
»Aber Sie wussten, dass sie ein Verhältnis mit Vater Frank O’Toole hatte?«
»Ich hatte gehört, sie würde für einen Priester schwärmen.« Simone richtete ihre dunklen Augen zu Boden. »Einmal hat Camille versucht, mit mir zu reden, aber dann hat sie es sich anders überlegt, und ich sah, wie sie mit einem Priester davonging.«
»Mit Vater O’Toole?«, fragte Val, um sicherzugehen.
Simone zuckte mit den Schultern und schien sich unwohl zu fühlen. Sie biss sich auf die Lippe und blickte dann hinauf zum Glockenturm, wo Schwalben scheinbar ziellos hin und her schossen. Am Himmel dahinter türmten sich dunkle Wolken. »Ich weiß es nicht. Es war dunkel, und er stand mit dem Rücken zu mir, aber er war groß wie Vater O’Toole.«
»Ist Frank O’Toole öfter hier gewesen und hat sich mit ihr getroffen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Er … er ist hierhergekommen, zur Messe, zusammen mit Vater Thomas, und er hat auch das Waisenhaus und die Klinik besucht, genau wie viele andere. St. Elsinore ist einzigartig, müssen Sie wissen, eine echte Gemeinschaft.«
Valeries Magen schnürte sich zusammen.
»Schwester Camille sagte, Sie seien ihre einzige lebende Verwandte«, sprach Schwester Simone weiter, während sie über den leeren Spielplatz gingen. Eine einsame Schaukel schwang in der aufkommenden Brise, die Angeln quietschten klagend.
»Ja, unsere Eltern sind tot, und wir haben keine weiteren Geschwister oder engere Cousins oder Cousinen. Camille hat allerdings nach unseren leiblichen Eltern gesucht.«
Simone blinzelte, und ihr Gesicht spannte sich an. »Das haben Sie gewusst? Ich dachte, sie wollte es für sich behalten!«
»Das war unsere gemeinsame Sache«, behauptete Val. »Ich wusste, dass sie hier die Akten durchsieht und per Computer herauszufinden versucht, ob unsere leiblichen Eltern tatsächlich jene Personen waren, die man uns genannt hat.«
Simone tastete nach dem Kreuz an ihrem Hals.
»Hat Sie Ihnen etwas anderes erzählt?«
»Nein.« Die Schwester schüttelte den Kopf. »Aber« – sie blickte über die Schulter und zog die Augenbrauen
Weitere Kostenlose Bücher