Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Problem mit dem Nutzvieh, aber das hätte doch sicher schnell geklärt werden können. Es sei denn, Slade musste sich noch mit dem Tierarzt, dem Ranchvorarbeiter oder sonst wem besprechen …
Val blickte aus den Fenstern und entdeckte Slades Pick-up, der genau dort stand, wo er ihn geparkt hatte. Also war er vermutlich noch damit beschäftigt, die Angelegenheit zu klären, und würde dann wieder zu ihnen stoßen.
Schwester Georgia stellte sie weiteren Leuten vor, zwei Nonnen und einer Köchin, doch keine von ihnen konnte ihr mehr sagen als Freundlichkeiten über Camille und ein paar Worte des Trostes.
»Eine liebenswerte Frau, die gern mit Kindern zusammen war«, sagte die große, unglaublich dünne Köchin, warf ihre schmutzige Schürze in einen Wäschekorb und hängte ihr Haarnetz auf.
»Sie hat mir in der St. Elsinore angeschlossenen Klinik geholfen, wann immer ich sie brauchte«, pflichtete ihr Schwester Rosaria bei, eine ältere Nonne, die gerade die Arzneimittelbestände in einem abschließbaren Medizinschrank überprüfte. Sie lächelte matt. »Ich werde Camille vermissen, und ich spreche Ihnen und Ihrer Familie mein herzlichstes Beileid aus.«
Als sie die Klinik verließen und durch einen Flur gingen, der, so wusste Valerie aus der Erinnerung, in die Kapelle führte, musste sie gegen den Kloß ankämpfen, der in ihrer Kehle aufsteigen wollte.
»Bitte sehr, da wären wir«, sagte die Klostervorsteherin. Sie kamen an einem Fenster mit Blick auf den Spielplatz vorbei. »Schwester Simone war Schwester Camille sehr verbunden.« Rasch ging die Mutter Oberin auf eine Tür zu, die nach draußen führte, und öffnete sie. Auf dem Spielplatz sammelte eine Frau, vermutlich Schwester Simone, ein paar vergessene Bälle und Wiffleball-Schläger ein.
Simone hatte kaffeefarbene Haut und krauses schwarzes Haar. Sie war knapp eins achtzig groß und eher grob gebaut, in ihren Augen lag ein leicht argwöhnischer Ausdruck. Die Nonne summte leise vor sich hin, einen Popsong, dessen Titel Valerie nicht einfallen wollte, doch sie verstummte schlagartig, als die Mutter Oberin mit der fremden Besucherin bei ihr erschien.
Als Schwester Georgia die beiden einander vorstellte und erklärte, dass Val Camilles Schwester war, wurde Simones Gesicht traurig. Sie sprach Valerie ihr Beileid aus, dann sagte sie: »Ich werde Camille wirklich vermissen. Sie kam nie zu spät, und sie hatte immer für jeden ein Lächeln übrig.«
»Schwester Georgia?«, rief die Rezeptionistin von der Tür aus. »Könnten Sie bitte mal ans Telefon kommen?«
»Es tut mir leid«, sagte Schwester Georgia rasch. »Die Gottlosen finden keinen Frieden. Heißt es nicht so?« Dann fragte sie zerstreut: »Würde es Ihnen etwas ausmachen, Valerie ein wenig herumzuführen, Schwester Simone?«
Noch bevor die Nonne antworten konnte, wandte sich die Mutter Oberin zum Gehen und ging durch die Tür ins Haus.
»Ich schätze, Ihnen bleibt keine Wahl«, stellte Val fest.
»Ist alles in Ordnung, Schwester?«, fragte eine blonde Frau. Lucia war wie betäubt wegen ihres Beinahe-Unfalls und der Tatsache, dass Cruz, der sie immer noch umschlungen hielt, ihr vermutlich das Leben gerettet hatte.
Sie stellte fest, dass die Leute sie anstarrten – nein, vielmehr sie beide. Sie in Nonnentracht, Cruz in Jeans und T-Shirt.
»Es geht mir … gut«, versicherte sie der Frau und den anderen Menschen, die sich um sie versammelt hatten – zwei schwarze Teenager, die ihr argwöhnische Blicke zuwarfen, die blonde Frau mit ihren beiden Kindern, eine Gruppe junger Mädchen, von denen jedes ein Handy an sein Ohr presste. Außerdem hatten einige Geschäftsleute den Vorfall mitbekommen und – wie es das Glück so wollte – hatte ein Priester mit einem Obdachlosen gesprochen, der seinen Einkaufswagen vor sich herschob. Lucia wäre am liebsten tausend Tode gestorben. »Ich, ähm, ich war wohl in Gedanken.« Sie zwang sich zu einem Lächeln und spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
Die Ampel sprang auf Grün, und die meisten der Schaulustigen überquerten die Straße. Auch die besorgte blonde Frau nahm ihre Kinder fest bei der Hand und eilte hinüber in den Park. Durch die Bäume und Sträucher hindurch war ein Spielplatz zu erkennen.
Lucia schloss sich ihnen nicht an. Sie blieb stehen, holte tief Luft und wandte ihre volle Aufmerksamkeit dann Cruz zu, ihrem Retter. »Was machst du hier?«, fragte sie und warf einen nervösen Blick zum Postamt hinüber. »Folgst du mir
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