Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
war leer.
Schnell ging sie durch die Küche zur Hintertür, eine nasse Fußspur auf dem Holzboden hinterlassend. Die Fliegengittertür war eingerastet, der Garten leer, ein paar Lichter beleuchteten den Weg zum Haupthaus. Val trat auf die Veranda hinaus und blickte sich um, doch in der Dunkelheit konnte sie niemanden entdecken.
Hatte ihr die Einbildung, die Erinnerung an ihren Alptraum, einen Streich gespielt?
Oder war wirklich jemand im Haus gewesen und hatte durch den Türspalt ins Badezimmer gespäht?
Sie sah Bo im Gras schnuppern und nach dem perfekten Fleckchen suchen, wo er sich erleichtern konnte, und sie fragte sich, ob er die Nachbarskatze oder ein Eichhörnchen verbellt hatte oder aber …
Oder was?
Warum sollte hier jemand herumschnüffeln?
»Komm schon, mein Junge«, sagte sie, nachdem er Freyas geliebte Taglilien ausgiebig gewässert hatte. Mit heraushängender Zunge trottete er Richtung Veranda und sprang die Stufen hinauf. »Du solltest dir besser einen anderen Ort für dein Geschäft suchen«, riet sie ihm und tätschelte seinen Kopf. »Sonst erteilt Freya dir noch Gartenverbot.«
Er stieß ein kurzes, tiefes Bellen aus und klopfte mit dem Schwanz auf die Bodendielen der Veranda. Sein Bellen klang anders als vorhin. Aufmerksamkeitheischend rieb Bo den Kopf an ihrem Schenkel.
»Na schön, komm rein!« Gänsehaut bildete sich auf ihrer noch feuchten Haut. Sie ließ den Hund in die Küche. Im Wohnzimmer blieb sie stehen. Camilles Sachen lagen so da, wie sie sie zurückgelassen hatte. Mit einem raschen Blick überzeugte sie sich davon, dass alles unverändert war.
Was zum Teufel war das bloß gewesen?
Wer, wenn überhaupt jemand, war in ihre Wohnung eingedrungen?
Warum fühlte sie sich so berührt, so ausspioniert?
Sie blickte zum Fenster hinüber. Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie den Dämon aus ihren Alpträumen, das schwarze Ungeheuer mit den schrecklichen Zähnen, stets bereit, sich auf sie zu stürzen.
»Sei nicht albern«, befahl sie sich, trotzdem vergewisserte sie sich, dass alles abgeschlossen war.
Ihr Handy klingelte erneut.
Sie blickte sich suchend um und entdeckte es auf dem Schreibtisch. Noch vor dem dritten Klingeln ging sie dran.
Wieder meldete sich niemand.
[home]
Kapitel vierzig
F lippen Sie nicht aus, es ist Spaghettisoße«, erklärte einer der uniformierten Beamten, als Montoya, Bentz und Brinkman am Tatort eintrafen. Sie gingen durch den kleinen Flur ins Wohnzimmer und starrten auf die klebrigen roten Schlieren an der Wand in der Nähe von Grace Blancs Schlafzimmertür.
Das Wohnzimmer war klein und spärlich ausgestattet. Die Möbel, die in den Siebzigern modern und cool gewesen waren, sahen jetzt abgenutzt und verschlissen aus. Zwei Metalltische waren vor einer niedrigen, grünen Couch plaziert, in der Ecke stand ein Schaukelstuhl vom Flohmarkt.
»Lecker!«, scherzte Brinkman mit einem unangenehmen Lachen und beäugte die herabkleckernde Spaghettisoße. »Ich dachte schon, es würde übel stinken, nach blutiger Hirnmasse oder Ähnlichem.«
»Na dann, prost Mahlzeit!«, bemerkte Bonita Washington, die Leiterin der Spurensicherung, mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Werden Sie erwachsen, Brinkman!«
»Ich versuche nur, ein wenig die Stimmung aufzuheitern.«
»Na klar.« Sie hatte die Nase voll von seinen Sprüchen, aber sie konnte es sowieso nicht leiden, wenn jemand Unsinn redete. »Wissen Sie, Brinkman, vielleicht sollten Sie zur Abwechslung einmal ein wenig Einfühlungsvermögen an den Tag legen.« Wie immer war sie voll und ganz in ihrem Element. »Es ist ziemlich eng hier drinnen. Also schaut euch um, und dann lasst uns in Ruhe unsere Arbeit machen, okay? Je schneller die Leiche abtransportiert wird, desto besser für alle.«
Klick!
Eve Marsolet war dabei, Fotos vom Tatort zu schießen.
Ein Beamter des kriminaltechnischen Labors verteilte Fingerabdruckpulver, ein weiterer suchte nach Blutspuren.
Zentimeter um Zentimeter arbeiteten sie sich ins Schlafzimmer vor, wo die Tat stattgefunden hatte.
Montoya, Bentz und Brinkman folgten ihnen.
Im Schlafzimmer war ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin bereits damit beschäftigt, die Leiche zu untersuchen – eine Rothaarige, die mit dem Rücken auf ihrem zerwühlten Bett lag und blicklos an die Decke starrte. Halb angezogen, das Gesicht verzerrt vor Schmerz und Entsetzen, einen blutigen Kreis um den Hals, Kratzspuren dort, wo sie versucht hatte, die Finger unter die Schlinge zu schieben.
Montoya
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