Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Rohrstuhl in der Ecke bequem machte, seine Stiefel auszog und die übereinandergeschlagenen Füße unten auf das alte, schmale Eisenbett legte.
»Ruh dich aus.«
»Das kann ich nicht … Es gibt so viel zu tun.« Ihre Gedanken wirbelten im Kreis. Wer hatte das BlackBerry hergebracht? Gehörte es Camille? Was war sonst noch darauf? Sie musste die Polizei rufen.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Slade. »Ruh dich jetzt aus.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur für zwanzig Minuten. Denk nach, wenn du willst, aber … atme einfach tief durch.«
Widerwillig schloss Val die Augen und ließ sich in die weichen Daunenkissen sinken. Dunkelheit umfing sie, und sie verbannte mit aller Kraft die entsetzlichen Bilder der sterbenden Camille aus ihrem Gehirn. Tränen brannten hinter ihren Augenlidern.
Sie spürte, dass Bo aufs Bett sprang und sich neben sie kuschelte, als wollte er ihr Trost spenden. Abwesend tätschelte sie seinen Kopf, was ihnen beiden guttat, dem Hund und ihr.
Brich jetzt nicht zusammen! Das darfst du nicht! Du bist es Cammie schuldig, dass du jetzt stark bleibst, damit du ihren Mörder findest.
Mit Sicherheit würde sie der Sache auf den Grund gehen können, sie musste nur lange und intensiv genug darüber nachdenken. Aber es war so viel!
Und was sollte sie nur mit Slade machen?
»Ich kann das nicht«, sagte sie in die Dunkelheit hinein. »Ich muss aufstehen und irgendwas tun.«
»Das machen wir auch«, sagte Slade mit ruhiger Stimme. »Wenn du dich ausgeruht hast.«
»Nein«, widersprach sie. »Wir müssen
jetzt
aktiv werden.« Sie hatte das Gefühl, dass ihr die Zeit davonlief, dass jede Sekunde, die sie nicht nutzte, um Camilles Mörder aufzuspüren, vergeudet war.
Sie schlang sich die Bettdecke um den nackten Körper, als hätte er sie nicht schon Tausende Male nackt gesehen, und schwang sich aus dem Bett.
»Bist du sicher?«, fragte er.
Sie nickte. »Absolut.« Slade stellte die Füße auf den Boden.
»Ich bin dabei«, sagte er, und ihr quoll beinahe das Herz über.
»Würdest du mich bitte kurz allein lassen?« Sie hielt noch immer die Bettdecke vor der Brust zusammen.
Er lachte, dann zog er seine Stiefel an, stand auf und pfiff nach dem Hund. »Komm, Bo, die Dame möchte allein sein.« Er spazierte aus der Tür und rief über die Schulter: »Wir checken jetzt das Grundstück, aber ich bin mir sicher, dass der Eindringling längst verschwunden ist.«
»Daran besteht wohl kaum ein Zweifel.« Val hörte, dass er ihr Häuschen verließ, und zog sich an – Unterwäsche, T-Shirt, Jeans. Sie bürstete sich die Haare zurück, doch sie machte sich nicht die Mühe, Make-up aufzulegen, ein bisschen Lipgloss musste reichen. Als sie fertig war, ging sie ins Wohnzimmer.
Dort lag das verdammte BlackBerry, genau da, wo sie es hatte fallen lassen. Vorsichtig hob sie es auf, steckte es in eine Ziploc-Tüte und sah sich das kurze Video vom Tod ihrer Schwester noch einmal an.
»Du kranker Hurensohn«, murmelte sie, dann rief sie über die Tastatur ein weiteres Video auf. Ihr blieb beinahe das Herz stehen, als sie Schwester Asteria in einem Brautkleid erblickte. Auch sie hatte einen Rosenkranz um den Hals und schnappte verzweifelt nach Luft, Tränen liefen ihr übers Gesicht, während sie ebenfalls vor der Kamera ihren Todeskampf ausfocht.
Valeries Hände zitterten. Sie versuchte, das nächste Video abzurufen, doch das Display blieb schwarz. Ein Rauschen ertönte, dann zischte eine schroffe Stimme – genau wie die, die sie in ihren Träumen verfolgte –: »Du bist die Nächssssste auf der Lissssste. Es gibt keinen Ausssssweg.«
Valerie zweifelte keine Sekunde daran, für wen diese Nachricht bestimmt war.
[home]
Kapitel einundvierzig
S lade inspizierte das Gelände des Briarstone Bed & Breakfast, doch er stieß auf nichts Gefährlicheres als ein Opossum, das neun oder zehn Junge auf dem Rücken trug und schwerfällig auf die Virginische Traubenkirsche und das Schwalbenwurzgewächs zuhielt, das vor dem Lattenzaun wucherte.
Wer immer das BlackBerry in Valeries Bücherregal hinterlegt hatte, hatte sich in Luft aufgelöst wie ein Geist, ohne einen Fußabdruck oder sonst eine mit bloßem Auge erkennbare Spur zu hinterlassen. Auch Bo witterte nichts, was ihn zu Gebell veranlasst hätte.
Aber der alte Hund hatte nicht einmal das Opossum gesehen, also konnte Slade auf diese Unterstützung nicht besonders zählen. »Komm, mein Junge«, sagte er und versuchte, ruhig zu bleiben.
Niemand
Weitere Kostenlose Bücher