Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
war verletzt worden.
Doch allein der Gedanke, dass jemand ums Haus schlich, während Valerie drinnen allein war, machte ihm zu schaffen, zumal er wusste, wie verletzlich sie war, trotz ihres harten Ex-Cop-Gehabes. Und der Fiesling war sogar
im Haus
gewesen!
Was, wenn der Einbrecher eine Waffe bei sich getragen und gefeuert hätte? Was, wenn das Krachen der zufallenden Fliegengittertür ein Schuss gewesen wäre? Was, wenn Slade jetzt in der Notaufnahme des Krankenhauses sitzen und hoffen würde, dass Valerie diesen Angriff überlebte? Was, wenn ihr eine Kugel direkt ins Herz gedrungen wäre?
»Hör auf damit«, rief er sich zur Ordnung, während er ein letztes Mal zum Haupthaus und den Nebengebäuden hinüberblickte.
Mittlerweile war es stockdunkel, nur der unheimliche grau-blaue Schein der Solarlichter fiel auf Rasen und Blumen, die ihre Blüten bereits für die Nacht geschlossen hatten. Ein paar Autos rollten durch die Seitenstraße, und auf dem Parkplatz des Bed & Breakfast stand kein Fahrzeug, das dort nicht hingehört hätte.
Trotzdem würde er Montoya anrufen.
Jemand hatte Camilles Tagebuch haben wollen und die Kopie an sich genommen.
Warum?
Und vor allem: Wer?
Er ging zu seinem Pick-up, öffnete das Handschuhfach und zog seine Pistole, eine Achtunddreißiger, heraus. Nicht gerade eine Riesenfeuerkraft, aber es reichte, um einen Angreifer in Schach zu halten. Er steckte die Waffe in den Bund seiner Jeans, kehrte zum Haus zurück und eilte die Stufen zur Hintertür hinauf.
Drinnen wurde er von Valerie erwartet, die das verfluchte BlackBerry in eine Ziploc-Plastiktüte gesteckt hatte. Ihr Gesicht war weiß wie der Tod. Sie hatte vor Angst die Augen aufgerissen und das Kinn vorgereckt.
»Hast du noch etwas gefunden?«
Sie reichte ihm das BlackBerry in der Hülle.
Slade starrte auf das kleine Display, wurde ein weiteres Mal Zeuge davon, wie Cammie ihren letzten qualvollen Atemzug tat, bis schließlich ihr entsetzter, flehender Blick erlosch.
»Verdammter Scheißkerl«, murmelte er. Bei dem Anblick wurde ihm schlecht.
»Die Show ist noch nicht vorbei«, sagte Val trocken.
Ein zweites Video erschien auf dem Display, diesmal von einer Frau, die er aus den Nachrichten kannte – Schwester Asteria. Auch sie ein Opfer des wahnsinnigen Mörders, eine schöne Frau, die vergeblich um ihr Leben kämpfte. Ihre Augen traten aus den Höhlen, ihre Lippen bewegten sich, Blut sickerte aus den Schnittwunden an ihrem Hals, während sie hilflos auf der Erde lag.
»Du lieber Gott«, flüsterte er. »Sag nicht, dass es noch mehr Videos gibt.« Entsetzt schaute er zu, wie Val ein paar Tasten drückte.
»Nein. Diesmal ist es nur Audio.« Sie drückte auf die Lautsprechertaste, und er hörte die Stimme, zischend, heiser, offensichtlich verstellt. Er konnte nicht sagen, ob sie einem Mann oder einer Frau gehörte, er wusste nur, dass sie Valerie den baldigen Tod ankündigte.
Slade sträubten sich die Nackenhärchen. Obwohl er spürte, wie Angst in ihm aufstieg, war es doch der Zorn, der die Oberhand gewann. Und dieser Zorn darüber, dass jemand Valerie bedrohte, brachte sein Blut zum Kochen. »Das gilt dir.«
»Offensichtlich.«
»Wir müssen Montoya anrufen.«
»Ich habe ihm bereits eine Nachricht hinterlassen«, sagte sie, für seinen Geschmack eine Spur zu ruhig.
Plötzlich erschien ihm das kleine Kutschenhaus, das er bisher für anheimelnd und gemütlich gehalten hatte, weil es so angenehm nach Valeries Parfum und anderen Dingen duftete, wie eine tödliche Falle, die jeder perverse Bastard zu seinen Zwecken nutzen konnte. Ein Telefon klingelte. Valerie nahm ihr Handy von der Küchenanrichte und warf einen Blick auf die Anruferkennung.
»Montoya«, sagte sie.
»Sag ihm, er soll seinen Hintern in Bewegung setzen und herkommen!«
Sie nickte und nahm den Anruf entgegen. Nach einem kurzen Gespräch legte sie wieder auf. »Er ist schon unterwegs.«
»Gut. Wenn er hier ist, werde ich meine Sachen holen.«
»Deine Sachen?«
»Solange dieser Wahnsinnige nicht tot oder hinter Gittern ist – wobei mir tot lieber wäre –, werde ich wie eine Klette an dir hängen. Bo und ich ziehen bei dir ein.«
»Aber –«
»Kein Aber, Val. Ich werde auf der Couch schlafen. Du bist mir zu wichtig, als dass ich herumsitzen und darauf warten könnte, dass irgendein Irrer in dein Haus spaziert und dir wer weiß was antut! Wir lassen an sämtlichen Türen die Schlösser auswechseln, auch im Haupthaus. Ruf Freya an und sag ihr, was
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