Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
umklammerten ihre Seele.
Rette sie … du musst sie retten!
Langsam schob sie sich vorwärts, tastete sich durch die Dunkelheit. Sie wurde das Gefühl nicht los, in einen Hinterhalt gelockt zu werden.
Jemand hustete.
Vals Kopf fuhr herum in Richtung des Geräuschs, als plötzlich eine heisere Stimme zu hören war. »Komm raus, Valerie, ich weiß, dass du hier bist. Ich weiß, dass du mir gefolgt bist. Ich habe auf dich gewartet. Du kannst ruhig rauskommen.«
Val rutschte das Herz in die Hose. Reglos blieb sie stehen.
»Du hast gehört, was ich gesagt habe«, beharrte Devota. Sie klang zornig. »Glaubst du, du kannst dich vor mir verstecken? Du bist jetzt in meiner Gewalt. In meiner Gewalt und der Gewalt Gottes.«
Val bewegte sich immer noch nicht. Vielleicht konnte sie dieser Irren zuvorkommen.
»Oh«, sagte die heisere Stimme nun, als fiele ihr ein winziges Detail ein. »Und lass die Waffe fallen, oder ich werde hier und jetzt, vor deinen Augen, deiner erbärmlichen Mutter die Kehle durchschneiden!«
Slade hörte Stimmen, doch sie kamen nicht von oben, sondern aus der Dunkelheit vor ihm. Die Worte drangen verzerrt und leise aus den Tiefen der Tunnels, auf die er gestoßen war, ein komplexes System von Stau- und Grabkammern, die nach Tod und Verfall rochen. Ratten huschten umher, Rohre tropften.
Er bewegte sich vorwärts, so schnell er konnte, Bilder von Val, wie sie dem Killer gegenüberstand, vor Augen. Er stellte sich vor, wie sie kämpfte, eine tödliche Schlinge um den Hals, die sich enger und enger zuzog.
Hör auf damit! Geh weiter und rette sie, um Himmels willen!
Sein Feuerzeug brachte kaum Helligkeit. Er nahm einen falschen Abzweig und machte kehrt. Sein Atem ging schnell, furchtsam, und Slade zwang sich, stehen zu bleiben und zu horchen. Sein Herz klopfte so laut, dass er kaum etwas hören konnte.
Er dachte an Valerie, daran, wie leer die Welt für ihn sein würde, wenn er sie an diesen Wahnsinnigen verlöre.
Nein,
dachte er und biss die Zähne zusammen.
Das darf nicht passieren.
Er würde alles tun, um sie zu retten.
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Kapitel zweiundfünfzig
D ie Menge in der Turnhalle war kaum zu bändigen, aber mittlerweile war Verstärkung eingetroffen, die Beamten übernahmen das Kommando, Sanitäter kümmerten sich um die Gäste, denen die Aufregung zu viel geworden war.
Bentz behielt den aufgewühlten Pulk im Auge, gab Zaroster seine Position durch und überbrachte Montoya die schlechten Nachrichten. »Im Südtrakt ist eine Tür zum Keller offen«, sagte er. »Zaroster ist darauf gestoßen. Wir haben einen uniformierten Beamten zur Wache abgestellt.«
»Warum?«
»Weil die Tür vorher verschlossen war. Ich habe das zusammen mit Schwester Georgia, der hiesigen Klostervorsteherin, überprüft.« Unruhig flog sein Blick über die Menge, und er bearbeitete sein Kaugummi, als wäre es Satan höchstpersönlich. Irgendetwas lief hier schief, irgendetwas ganz Gravierendes. »Außerdem werden ein paar Leute vermisst.«
»Valerie Renard und Slade Houston?«
»Ja. Und Schwester Charity und Schwester Devota und Gott weiß, wer noch.«
Vater John!
»Dieser verfluchte Scheißkerl von falschem Priester!«
Bentz nickte. »An den hab ich auch schon gedacht.«
»Er ist hier!« Montoya war sich ganz sicher. »Verdammt noch mal! Glaubst du, er hat sie in seiner Gewalt?«
Bentz gab keine Antwort, doch er hielt dies für durchaus möglich. Dennoch würde er seinen Verdacht nicht aussprechen. »Keine Ahnung«, sagte er daher, »aber wir werden es herausfinden.« Und damit machte er auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der Turnhalle, vorbei an fein gekleideten Gästen mit besorgten Gesichtern.
Er hoffte, noch einmal auf diesen verfluchten Kerl, der sich Vater John nannte, feuern zu können. Nur einen einzigen Schuss abzugeben.
Und diesmal würde der Bastard nicht überleben. Dafür würde er sorgen.
Devota hatte sich von hinten auf Charity gestürzt und ihr so schmerzhaft den Arm verdreht, dass die alte Nonne ihre Knochen knacken hörte. Sie hatte aufgeschrien, als Devota ihr ein Messer an die Kehle hielt, doch sie wusste, dass ihr Schrei überflüssig war.
Sie hatte versucht zu kämpfen, aber der Kampf war schon vorüber gewesen, noch ehe er recht begonnen hatte. Charity schwitzte vor Angst, ihr Herz schlug so heftig, dass sie fürchtete, es würde zerspringen.
Was konnte sie tun?
Wie konnte sie sich retten?
Wie konnte sie ihre Tochter in Sicherheit bringen?
Oh, heilige Gottesmutter
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