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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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aus Beton, sondern aus grob behauenem Stein.
    Val unterdrückte ihre Angst. Noch immer hielt sie die Pistole fest in den Fingern.
    Wo blieb Slade?
Lieber Gott, mach, dass er auftaucht, die gesamte Kavallerie im Schlepptau!
Oder würde sie dem Mörder allein gegenübertreten und womöglich einen Priester erschießen müssen?
    Weiter und weiter folgte sie dem bläulichen Schimmer. Spinnweben hingen von der niedrigen Decke, verfingen sich in ihren Haaren und streiften ihre Wange. Die Luft war nasskalt und roch abgestanden nach Staub und Fäulnis – eine Mischung, die ihr Übelkeit verursachte. Val musste sich alle Mühe geben, um nicht zu husten. Vor ihr wurde eine weitere Tür geöffnet.
    »Warum sind wir hier?«, fragte Charity mit bebender Stimme, die durch den tunnelartigen Gang zu Val hallte.
    Der dünne Lichtschein fiel nun gleichmäßig auf die Steinwände, als hätte der Mörder die Taschenlampe auf einen Mauervorsprung gestellt.
    »Hier ist jemand, den ich dir gern vorstellen möchte.«
    Um Himmels willen,
dachte Valerie erschrocken,
der Mörder hat einen Komplizen!
Sie blickte über die Schulter und spitzte die Ohren … Waren da nicht Schritte zu hören? Verhaltenes Atmen? War sie in eine Falle gelaufen? Schnell fuhr sie herum und richtete die Mündung der Achtunddreißiger in die Dunkelheit, den Finger am Abzug.
    Vor ihrem inneren Auge sah sie den Dämon aus ihren Alpträumen, das rattenäugige Monster mit der silbernen Kette.
Das war doch nur Schwester Ignatia, das weißt du doch! Lass nicht zu, dass dir die Phantasie einen Streich spielt!
    Ihr Herz raste, als wollte es ihren Brustkorb sprengen, doch aus dem dunklen Gang kam niemand –
nichts –
auf sie zugesprungen.
    Mühsam schluckte Valerie ihre Furcht hinunter und konzentrierte sich wieder auf den Strahl der Taschenlampe vor sich. Dicht an die Wand gedrückt, schlich sie näher. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das unheimliche Licht. Voller Abscheu stellte sie fest, dass sie in eine Art Gruft hinabgestiegen waren. In den Steinwänden befanden sich Öffnungen, in die man Särge geschoben hatte. Ein paar wenige, alt und verrottet, lehnten aufrecht an einer staubigen Wand. Charity stand vor einem einzelnen Sarg mit offenem Deckel.
    Es war nach wie vor zu dunkel, um das Gesicht des Mörders zu erkennen, doch Val sah ein Messer, dessen lange, scharfe Klinge im Licht der Taschenlampe blitzte. Der Verrückte warf etwas Weißes vor die Füße der Mutter Oberin – ein altes, vergilbtes Spitzenbrautkleid.
    O Gott, nein!
    Dieser Psychopath hatte vor, Schwester Charity umzubringen, sie zu erwürgen, sobald er sie gezwungen hatte, das Brautkleid anzuziehen!
    Val musste diesem Wahnsinn ein Ende bereiten. Unbedingt!
    »Was willst du von mir?«, fragte Charity und blickte nervös auf das Messer.
    »Dass du deine Sünden bereust – und damit meine ich nicht die alberne Selbstgeißelung, die du für diesen perversen Vater Paul abziehst. Nein, ich will, dass du zugibst, eine Lügnerin und Heuchlerin zu sein«, sagte der Mörder höhnisch, »dass du es nicht verdient hast, eine wahre Braut Christi zu sein, genau wie die anderen.«
    »Heiliger Vater«, flüsterte Charity. »Du weißt es?«
    »Dass du ein uneheliches Kind von Arthur Wembley bekommen hast?«, spottete der Killer.
    Selbst jetzt, ohne das heisere Flüstern und Zischen, meinte Valerie, die Stimme zu kennen, sie hatte sie schon einmal gehört …
    Es tut mir leid, Mutter Oberin,
hatte diese Stimme leise gesagt, als Schwester Charity in stummer Missbilligung die Lippen zusammenkniff.
    Valerie blieb das Herz stehen.
    Es war dieselbe Stimme, die sie im Garten von St. Marguerite gehört hatte, die Stimme, so fiel es ihr jetzt wie Schuppen von den Augen, die dem kleinen, frechen Mädchen – Darlene oder Eileen – mit dem Gipsverband gehört hatte, das Valerie den Zutritt zur Rutsche verwehrte und höhnisch rief: »Du weißt, was sieben-sieben-drei-vier bedeutet, oder nicht? Es ist die Hölle!«
    Schwester Devota?
    Sie war der Mörder?
    Eine Frau?
    Eine Nonne?
    Nein! Das war nicht möglich. Das war zu verrückt.
    Als hätte Schwester Devota ihre Gedanken gelesen, setzte sie sich in Bewegung. Val hörte hastiges Füßescharren, Schuhe, die über den Fußboden glitten. Ein Handgemenge. Einen Kampf.
    Nein!
    Val machte einen Schritt vorwärts, gerade als Schwester Charity voller Schmerz aufheulte.
    Dann wurde es totenstill.
    Gänsehaut bildete sich auf Valeries Armen, die eisigen Klauen der Furcht

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