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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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getragen hatte. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Was machst du hier?«, fragte er, dann schien ihm ein Licht aufzugehen. »Du bist bei der Polizei?«
    »Detective.«
    »Tatsächlich?« Sein Lächeln verschwand. »Ich hätte nie gedacht, dass du …«
    »Ich auch nicht. Ich habe mich nie als Cop gesehen, aber genauso wenig hätte ich gedacht, dass du einmal als Priester enden würdest.«
    Auf der Highschool hatte Montoya mit der falschen Seite des Gesetzes geliebäugelt. Seine Begeisterung für den Sport war einer der wenigen Gründe gewesen, warum er nicht in ernsthafte Schwierigkeiten geraten war. Der Sport hatte ihn mit Frank O’Toole zusammengeführt, der nicht nur ein Star auf dem Fußball- und Basketballplatz gewesen war, sondern auch im Klassenzimmer. Frank O’Toole hatte stets die Bestnoten, war beliebt und stammte aus einer privilegierten Familie – sein Vater war ein berühmter Anwalt.
    Frank hatte Montoya dabei erwischt, wie er seinen Wagen – einen klassischen Mustang – kurzschloss, als er gerade mal fünfzehn gewesen war, und hatte gedroht, ihn bei der Polizei anzuzeigen. Es wäre beinahe zu Handgreiflichkeiten gekommen, aber sie hatten sich geeinigt: Montoya hatte den Wagen an sechs Samstagen gewaschen und eingewachst, dafür hatte O’Toole dem Jungen erlaubt, mit ihm durch die Straßen von New Orleans zu kutschieren. Ihre Freundschaft hatte auf dünnem Eis gestanden – Montoyas Neid auf Franks Lebensstil und seine Beliebtheit war stets präsent gewesen, genauso wie Frank nie ganz aufgehört hatte, von Montoyas rebellischer Ader fasziniert zu sein. Montoya hatte angenommen, dass es dem strebsamen Älteren einen gewissen Kick gegeben hatte, mit einem jugendlichen Kerl zusammen zu sein, der stets nur einen Schritt von ernsthaften Schwierigkeiten mit dem Gesetz entfernt war. Der Musterknabe und der Rabauke.
    O’Toole stieß einen langen Seufzer aus. »Hast du Schwester Camille gesehen?« Seine Hände ballten sich zu Fäusten, nervös fuhr er sich mit den Daumen über die Fingerknöchel.
    »Ja.« Montoya nickte. Das Bild von der toten Camille hatte sich fest in sein Gedächtnis gebrannt. Es würde ihn sein Leben lang verfolgen.
    »Es ist eine Schande!«, sagte der Priester und richtete den Blick zur Decke, als suchte er Gottes Bestätigung. O’Toole hatte noch immer die eindrucksvolle Statur, an die sich Montoya erinnerte. Ein paar graue Strähnen hatten sich in sein schwarzes Haar geschlichen, und in seinen Augenwinkeln zeigten sich ein paar Fältchen, die Nase war nicht mehr so gerade, wie sie einst gewesen war, aber für Montoyas Geschmack machten die Zeichen der Zeit Frank O’Toole nur reifer und interessanter.
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    In den Augen des Priesters blitzte etwas auf. Reue? Zorn? Oder überlegte er, ihm eine Lüge aufzutischen? »Ich wünschte, das könnte ich. Ich war unterwegs, habe ein krankes Gemeindemitglied besucht. Arthur Wembley, Lungenkrebs, im vierten Stadium. Ich habe den Abend bei ihm und seiner Frau Marion verbracht. Als ich zurückkehrte, bin ich vor Vater Pauls Tür Schwester Lucy in die Arme gelaufen. Sie war völlig panisch und hat uns gebeten, in die Kapelle zu kommen.« Er presste die Kiefer aufeinander, seine Augen schienen in ihre Höhlen zu sinken. »Wir sind ihr gefolgt« – O’Tooles Stimme senkte sich zu einem Flüstern – »und haben Schwester Charity über Camilles Leiche gebeugt vorgefunden. Sie hat gebetet.« Er räusperte sich. »Ein paar Minuten später sind der erste Beamte und die Rettungskräfte eingetroffen.«
    »Warum hast du eine Soutane getragen?«, erkundigte sich Montoya.
    »Die Wembleys sind altmodisch und dem Traditionellen sehr verhaftet. Ich habe das Gewand ihretwegen angelegt. Für gewöhnlich tue ich das nicht.«
    »Was denkst du, warum hat Cam… – ähm, Schwester Camille – ein Brautkleid getragen?«
    »Ich weiß es nicht.« Er schüttelte den Kopf, biss sich auf die Unterlippe und überlegte. »Das Kleid hat alt ausgesehen. Nicht übermäßig aufwendig. Es war ein Kleid, wie es Nonnen tragen, wenn sie ihre Gelübde ablegen und eine Braut Jesu werden.«
    »Im Ernst?«
    O’Toole zuckte die Achseln. »Das ist ein alter Brauch, und St. Marguerite ist tief in seinen Traditionen verwurzelt, weit mehr als die umliegenden Gemeinden. Die Nonnen tragen Tracht, die Gemeindemitglieder verzichten am Karfreitag auf Fleisch … obwohl das insgesamt in letzter Zeit wieder ein wenig in Mode kommt, nicht wahr?«

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