Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
Schlamassel mit Cammie. Slades unglaubliches Ego. Ihren eigenen Stolz und ihre Dickköpfigkeit. »Du bist also mitten in der Nacht hierhergefahren und hast in deinem Pick-up geschlafen?«
»Ich bin erst vor ein paar Stunden angekommen, und ich hatte nicht reserviert – ich nahm an, du würdest dich nicht gerade freuen, wenn ich dich aufwecke.«
»Da hattest du recht, aber es ist zu spät für weitere Diskussionen. Es ist vorbei.«
»Nicht wenn wir beide an unserer Ehe arbeiten.«
»Wie bitte?«, sagte sie und trat näher. »Wer
bist
du? Wo ist der unnahbare Cowboy, der sich einen Scheißdreck um seine Ehe geschert hat? Der Kerl, der sich an die Schwester seiner Frau rangemacht und ihr auch noch die Schuld zugeschoben hat, als das schiefgegangen ist?«
»So war das nicht, und das weißt du.« Er sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. Valerie wandte sich ab.
Die Sonne stieg jetzt höher, der Tag nahm seinen Lauf. Valerie hörte, wie der morgendliche Verkehr auf der St. Charles Avenue ein paar Blocks weiter dichter wurde. Die Menschen fuhren zur Arbeit.
Es war nach acht, sie hatte lange geschlafen, nachdem sie sich fast die ganze Nacht im Bett herumgewälzt hatte, und das Letzte, was sie jetzt brauchte, war Slade Houston. Sie musste sich an die Arbeit machen. Freya war schon damit beschäftigt, für die Handvoll Gäste, die die Nacht im Bed & Breakfast verbracht hatten, das Frühstück zuzubereiten, der Duft von in der Pfanne brutzelndem Schinkenspeck, heißem Ahornsirup und Apfelbeignets wehte durch das geöffnete Küchenfenster. Vals Aufgabe war es, den Kaffee auszuschenken und die Teller abzuräumen.
»Wenn du die ganze Strecke von Bad Luck bis New Orleans gefahren bist, um mich davon zu überzeugen, es noch einmal mit dir zu versuchen, bist du umsonst hergekommen. Ich werde meine Meinung nicht ändern.« Der Hund winselte und blickte mit großen, traurigen Augen zu ihr hinauf, was ihrem Herzen einen schmerzhaften Stich versetzte. »Wenn du möchtest, kannst du Bo bei mir lassen.« Ihre Lippen verzogen sich ungewollt zu einem kleinen Lächeln. Sie war schon immer ganz versessen auf Tiere gewesen – gleichgültig, ob Streuner oder reinrassig, Val liebte sie alle.
»Du kannst dir doch selbst einen Hund besorgen.«
»Schon gut«, winkte sie ab und verzichtete darauf zu erwähnen, dass sie diejenige gewesen war, die Bo aus dem Tierheim geholt hatte. Sie glaubte immer noch, dass der Hund glücklicher war, wenn er auf der Ranch Eichhörnchen, Gürteltiere und Hasen jagen konnte, als wenn sie ihn hier in den kleinen Garten sperrte, wo ständig das Tor auf- und zuging, weil neue Gäste kamen. »Ich werde dich vermissen, mein Großer«, sagte sie zu Bo. Gerade als sie sich wieder zu ihm beugte, entdeckte sie aus dem Augenwinkel ein Fahrzeug, das sich dem Haupthaus näherte. Ein Streifenwagen hielt an einer freien Stelle am Bordstein an.
Zwei Männer stiegen aus. Valeries Herz gefror zu Eis. »O Gott«, flüsterte sie, wohl wissend, dass die Ankunft der beiden nichts Gutes bedeutete. Sie selbst hatte bei derartigen Dramen zu oft auf der anderen Seite gestanden. Ihr Magen schlug einen schmerzhaften Purzelbaum, als sie überlegte, welche Nachrichten die Männer bringen mochten – Nachrichten, wie sie sie selbst mitunter besorgten Familien überbracht hatte: »Es hat einen Unfall gegeben … mein aufrichtiges Beileid … der Verlust schmerzt sicher sehr …«
Sie machte sich auf alles gefasst. Aus weiter Ferne drang das Klappern von Tellern zu ihr.
Einer der Beamten, ein junger Latino in einer Lederjacke, war ein, zwei Schritte vor dem etwas gedrungeneren Mann bei ihr. »Ich bin Detective Montoya, und das ist Detective Rick Bentz vom New Orleans Police Department. Wir würden gern mit Valerie Renard sprechen.«
»Ich bin Valerie«, sagte sie mit einer schrillen Stimme, die nicht wie ihre eigene klang. Sie nahm die Karte, die der Ältere ihr reichte.
Die Zeit schien stillzustehen, als sie das Gesicht des jüngeren Mannes näher betrachtete. Ausgeprägtes Kinn, spitze Nase, dunkle Augen … Eine schwere Blüte von der Bougainvillea neben der Eingangstür schwebte lautlos zu Boden und verstreute ihre rosafarbenen Blütenblätter. »Montoya?«, wiederholte Valerie. Ihr Kopf summte.
Er nickte, als erwartete er, dass sie irgendeinen Zusammenhang herstellte.
»Was ist los?«
Über das Dröhnen in ihren Ohren hinweg hörte sie Slades Stimme.
»Valerie?«
Er sprach mit ihr, aber sie war voll und ganz auf
Weitere Kostenlose Bücher