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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bösen?«
     
    In einer Bar im French Quarter, mehrere Blocks vom Fluss entfernt, saß Slade vor seinem zweiten Bier. Er hatte die Zeit genutzt, um ein wenig die Stadt kennenzulernen. Vermutlich war es besser, das Bed & Breakfast für ein paar Stunden zu meiden und Val nach ihrer Auseinandersetzung vor der Kathedrale ein wenig Raum zu lassen.
    Er war sogar bis hinüber nach St. Elsinore gefahren, zu der Kirchengemeinde, die auf der anderen Seite der Brücke über den Lake Pontchartrain lag. Das einst weiß gekalkte Gebäude war mit den Jahren dunkel und schmutzig geworden. Riesige Weiden hingen über die Mauern, die das der Kirche angeschlossene Waisenhaus mit der Konfessionsschule, den Konvent und die Klinik bewachten. Nicht gerade ein einladender Ort. Das Waisenhaus wirkte verlassen.
    Slade hatte eine Tür entdeckt, die man vermutlich für einen Wartungstechniker offen gelassen hatte, war ins kühle, dunkle Innere geschlüpft und die überwiegend leeren Flure entlangmarschiert, um sich mit dem Grundriss vertraut zu machen.
    Ein paar Türen waren, wie nicht anders zu erwarten, verschlossen gewesen, und er hatte die Räume gemieden, aus denen er Stimmen hörte, doch er hatte sich einen allgemeinen Eindruck verschaffen können. Spielzeuge und kindliche Kunstwerke auf dem rissigen Wandputz hatten ihm gezeigt, wo die Kinder gespielt hatten. An einem der Fenster klebte ein Handzettel, auf dem eine Wohltätigkeitsauktion angekündigt und auf den bevorstehenden Umzug des abbruchreifen Waisenhauses hingewiesen wurde. Die Baufälligkeit des Gebäudes war nicht zu übersehen: Risse in den Wänden, Flecken an der Decke – und trotz des strengen Desinfektionsmittels roch es nach Moder. Genau wie St. Marguerite machte St. Elsinore einen altertümlichen, finsteren Eindruck.
    Slade war die knarzende Treppe zum ersten Stock hinaufgestiegen, dann war er eine Außentreppe hinuntergeeilt und hatte den trostlosen Spielplatz und die Anordnung der Zimmer betrachtet sowie die Verbindungsgänge zwischen den einzelnen Gebäuden. Auch hier hatte er versucht, Türen zu öffnen, die ebenfalls verschlossen gewesen waren, doch er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Schloss zu knacken und unbefugt einzudringen.
    Noch nicht.
    Er war nicht lange in St. Elsinore geblieben, hatte darauf verzichtet, sich unliebsamen Fragen nach dem Grund seines Aufenthalts zu stellen, zumal er keine richtige Erklärung hätte liefern können. Ja, er hatte das Bedürfnis verspürt, sich in dem verfallenden Gebäude mit den heruntergekommenen Außenanlagen umzuschauen, in dem Valerie und Camille in ihrer Kindheit für kurze Zeit gelebt hatten, bevor die Renards sie adoptierten, doch es steckte mehr dahinter. Camille hatte in St. Elsinore gearbeitet, sich um die Kinder des Waisenhauses gekümmert – ein Ort, über den Valerie kaum gesprochen hatte.
    Was hatte es damit auf sich?
    Anschließend war Slade in die Stadt zurückgekehrt und direkt nach St. Marguerite gefahren, wobei er die Zeit und die Meilen notiert hatte. Er konnte nicht erklären, warum, aber sein Bauch sagte ihm, dass, was auch immer Camille in St. Elsinore getan hatte, wichtig war und mit dem Mord in Zusammenhang stand. Was hatte die kräftige Nonne, die mit ihr zusammenarbeitete – Schwester Louise –, noch gesagt? Dass Camille gern mit den Kindern zusammen gewesen sei? Dass sie nach ihren Wurzeln gesucht habe?
    Und das, obwohl sie doch angeblich alles über ihr Leben und ihre leiblichen Eltern wusste.
    Val war verblüfft gewesen.
    Vermutlich würde es sich lohnen, da mal genauer nachzuhaken.
    Nachdem Slade festgestellt hatte, wie viele Meilen man bis nach St. Marguerite fuhr, war er durch andere Viertel von New Orleans gestreift, manche davon immer noch gezeichnet vom Hurrikan Katrina, der vor Jahren über die Stadt hinweggefegt war, manche nach wie vor unbewohnt und verlassen wie ein evakuiertes Kriegsgebiet.
    Er hatte sich Zeit genommen, sich mit der Stadt bekannt zu machen, in der seine Frau aufgewachsen war und die sie nun wieder ihre Heimat nannte.
    Dieser Gedanke machte ihm höllisch zu schaffen, und er fragte sich, ob Val in Anbetracht des Mordes an Camille jemals auf seine Ranch in der Nähe von Bad Luck zurückkehren würde.
    Vermutlich nicht.
    Als er seine Tour beendet hatte, war er hier im Plug Nickel hängengeblieben, einer Spelunke, die genauso glamourös war wie ihr Name.
    Die tätowierte Barfrau wischte über die zerschrammte Theke. Ihre strapazierten Haare türmten

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