Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen
würde sie schon klarkommen, solange es nicht zu heftig wurde. Sie drehte sich um, reckte die Pobacken in die Luft und warf ihm durch ihre rote Lockenmähne einen koketten Blick über die Schulter zu. »Bin ich böse gewesen?«, fragte sie. »Habe ich gesündigt? Musst du mir den Hintern versohlen?« Sie kräuselte die Lippen zu einer Schnute.
Sein Mund verzog sich zu einem teuflischen Lächeln. Er schlug sie fest, direkt auf den Hintern.
Sie schnappte nach Luft.
»Dir den Hintern zu versohlen ist erst der Anfang«, sagte er und zog an dem Rosenkranz um ihren Hals. Die Perlen schnitten tief in ihre Haut.
»He!«, wollte sie schreien, aber es gelang ihr nicht, es drangen nur gurgelnde Laute aus ihrer Kehle. Er drückte sie mit seinem Gewicht auf die Matratze, presste ihr Gesicht in die Kissen.
Panik durchfuhr sie.
Sie kämpfte. Trat um sich. Versuchte, ihn von sich zu stoßen. Spürte, wie seine Erektion steifer, härter, größer wurde, je mehr sie sich wehrte.
O Gott, der Kerl war ein Irrer, ein mörderischer Irrer!
Ihre Lungen brannten. Sie merkte, dass ihre Kräfte nachließen. Sein Keuchen drang an ihr Ohr, im Radio murmelten Stimmen. Um sie herum wurde es dunkel. Immer dunkler.
NEIN
!
NEIN
!
NEIN
!
Gracie dachte an ihren Bruder in Minnesota, an das letzte Mal, dass sie ihre Mutter gesehen hatte, und dann fragte sie sich, warum sie diesem kranken Priester vertraut hatte.
Gott steh mir bei!,
schrie sie stumm.
Und dann gar nichts mehr.
[home]
Kapitel siebenundzwanzig
D ein Kumpel hat sich einen Anwalt genommen«, sagte Brinkman, als Montoya am nächsten Tag in den Pausenraum kam. Das war nicht gerade die Art von Neuigkeiten, die Montoya so früh am Morgen hören wollte, und schon gar nicht von einem Typen wie Brinkman.
Gereizt ging er daher an Brinkman vorbei. Seine Schuhsohlen quietschten auf dem Fußboden, der nach der nächtlichen Reinigung glänzte. Der stechende Geruch eines nach Kiefern duftenden Putzmittels vermischte sich mit dem Aroma von frisch gebrühtem Kaffee.
Mehrere Cops holten sich ihre morgendliche Dosis Koffein, andere beugten sich über die Tische, auf denen Zeitungen und Magazine lagen. Während sie schlückchenweise ihren dampfenden Kaffee tranken, überflogen sie die Schlagzeilen und tauschten die Neuigkeiten aus, bevor sie an ihre Schreibtische zurückkehrten. Auf einem der runden Tische stand eine geöffnete Schachtel mit einem halben Dutzend übriggebliebener Cupcakes, kleine runde Törtchen mit weißem Zuckerguss und Schokoladenstreuseln. Ringsherum lagen Krümel und zusammengeknülltes Cupcake-Papier.
Als Montoya nicht auf seine Bemerkung einging, fügte Brinkman hinzu: »Du weißt schon, der Priester. Scheint so, als sei sein Daddy eine ganz große Nummer unter den Anwälten.«
Montoya erinnerte sich an Franks alten Herrn. Groß, sehr schlank, immer gut gekleidet mit Anzug oder Poloshirt und Baumwollhose mit akkurater Bügelfalte. Selbst wenn er nur zum Basketball- oder Football-Training eines seiner Kinder gegangen war, hatte Raymond »Buzz« O’Toole ausgesehen wie der typische erfolgreiche Anwalt. Als Scratch-Golfer mit einer Vorliebe für Scotch war er enttäuscht gewesen, dass sein Sohn lieber Fußball als Football gespielt hatte.
Montoya konnte sich gut vorstellen, dass Buzz tobte, weil sein Sohn, ein Mann Gottes, in einen so schmutzigen Skandal verwickelt war.
»Ich dachte, Buzz O’Toole sei Vermögensanwalt und habe noch nie als Strafverteidiger gearbeitet.«
»Nun, er hat zumindest Freunde im kriminellen Umfeld.« Brinkman blickte mit gerunzelter Stirn auf die fast leere Kaffeekanne. »Jemanden aus der Firma, bei der dein Schwager gearbeitet hat.«
Genau genommen war Cole Dennis Abbys Schwager, nicht seiner, aber Montoya war nicht in der Stimmung für Haarspaltereien. Schon gar nicht mit Brinkman, der es stets darauf anzulegen schien, irgendwelche unangenehmen Themen auf den Tisch zu bringen.
Was für ein Idiot.
»Jedenfalls habe ich mich mit dem Anwalt unterhalten, der behauptet, sein Klient sei unschuldig, denn der gute alte Vater Frank habe Blutgruppe B positiv.«
»Dann ist er nicht der Vater des Kindes.«
Montoya verspürte eine Woge der Erleichterung. Er hatte sich einfach nicht vorstellen können, dass Frank O’Toole einen Mord begangen hatte. Zumindest nicht der Frank O’Toole aus seiner Erinnerung.
»Das heißt allerdings noch nicht, dass er sie nicht auf dem Gewissen hat«, sagte Brinkman. »Und ich meine es nicht im biblischen
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