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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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wie Urbino mit ihr davonjagte. Der Sattelknauf bohrte sich schmerzhaft in ihren Magen, hilflos baumelte ihr Kopf zur Seite herab, die Beine in der Luft; es gab nichts, womit sie sich gegen ihren Entführer hätte zur Wehr setzen können.
    »He, du! Absteigen! Sofort!« Rigo war auf den nächstbesten Reiter zugestürmt. »Gib mir dein Pferd! Pronto! Ándale! Ándale!« schrie er den erschrockenen jungen Soldaten an. Halb wahnsinnig zog Rigo an den Zügeln des Pferdes und zerrte den armen Kerl aus dem Sattel.
    »S-s-si, general«, stammelte der Soldat ängstlich, sich wundernd, womit er sich den Zorn von El Salvaje zugezogen hatte, um erleichtert festzustellen, daß dieser gar nicht ihm, sondern einem anderen galt. Rigo schwang sich in den Sattel, gab dem  Pferd die Sporen und jagte Urbino nach, der in wildem Galopp durch die engen, gewundenen Straßen von Ciudad Juárez preschte, begleitet vom Schreien und Fluchen derer, die ihm -und dann dem ihm nachsetzenden Rigo - gerade noch ausweichen konnten.
    Wenige Minuten später hatte Urbino die Stadt hinter sich gelassen. Rigo folgte ihm dicht auf den Fersen; ihm war klar, daß Urbino über die Grenze wollte. Wenn es ihm gelang, den Rio Grande zu überqueren und Texas zu erreichen, würde er Araminta zu ihrem Großvater - oder noch schlimmer: zu Judd  - bringen und die fünftausend Dollar Belohnung kassieren. Aber das würde Rigo niemals zulassen! Eher würde er sie eigenhändig umbringen! Mit einem heftigen Ruck an den Zügeln brachte er sein Pferd kurz zum Stehen, zog das Gewehr des jungen Soldaten aus dem Halfter, legte an, zielte - und drückte ab. Die Kugel zischte auf das anvisierte Ziel zu und traf Urbinos Wallach in den linken hinteren Schenkel. Vor Schmerz wiehernd, bäumte sich das Pferd auf, schlug wild aus, wankte noch zwei, drei Schritte, ehe es zu Boden ging, sich überschlug und Urbino und Araminta abwarf. Noch immer schrill wiehernd, strampelte es weiter wie wahnsinnig, ehe es mit bebenden Flanken und sich bei jedem schnaubenden Atemzug blähenden Nüstern reglos dalag.
    Urbino kam schon im nächsten Moment wieder auf die Beine ; er war sofort abgesprungen, als er gemerkt hatte, daß sein Pferd getroffen war. Araminta hingegen lag noch immer dort, wo sie hingestürzt war, benommen und wimmernd; ein schreckliches Dröhnen im Kopf und außer Atem. Im ersten Schock nach ihrem qualvollen Ritt und Sturz des Pferdes konnte sie weder klar denken noch ihre eigenen Schmerzen spüren. Doch tief im Innern betete sie inständig, daß ihrem Kind nichts passiert war. Plötzlich spürte sie Urbinos Hand auf ihrem Handgelenk, als er sie packte und hochzerrte. Im selben  Moment überkam Wut ihren Schrecken. Ein roter Nebel lag vor ihren Augen, ein gewaltiges Tosen hallte ihr in den Ohren, und sie schien jegliche Beherrschung zu verlieren. Wie ein tollwütiger Hund ging sie urplötzlich auf Urbino los, getrieben vom mächtigen mütterlichen Instinkt, das Kind in ihrem Bauch zu beschützen.
    So groß war ihre Hysterie und ihr innerer Aufruhr, daß sie es gar nicht spürte, als er sie mit aller Kraft schlug; erst links, dann rechts quer übers Gesicht, daß ihr Kopf zurückflog und sie nach hinten taumelte. Nur vage bekam sie mit, wie Urbino seinen Revolver zog, und griff ihn erneut wie von Sinnen und mit übermenschlicher Kraft an. Urbino, darauf nicht gefaßt, verlor das Gleichgewicht und riß Araminta mit sich, als er zu Boden schlug. Sie langte nach dem Revolver, aus dem sich ein Schuß, der gottlob ins Leere ging, löste, als sie beide über den harten Untergrund robbten und rollten. Schließlich stieß Urbino sie zur Seite, doch nur um sich im nächsten Moment einem noch mörderischeren Angreifer gegenüberzusehen, als Rigo vom Pferd sprang und Urbino die Pistole aus der Hand trat, die in hohem Bogen davonflog.
    Blitzschnell, mit den Reflexen eines wilden Tieres, kam Urbino wieder hoch und zückte sein Bowiemesser. Doch ebenso schnell zog Rigo sein doppelschneidiges Messer aus dem Stiefel. Die Klingen blitzten auf in der grellen Sonne, als er sein Messer durch die Finger wandern ließ, ehe er es in die linke Hand schnellen ließ, womit er sein Gegenüber warnte, mit welch tödlichem Gegner er sich eingelassen hatte.
    »Sieht so deine Treue zu deinem General aus, Urbino?« knurrte Rigo, das Gesicht in mörderischer Absicht verzerrt. »Seine Frau zu entführen?«
    »Fünftausend Gringo-Dollar lassen so manchen Treueschwur zum Teufel gehen, General«, entgegnete Urbino,

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