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Desperado der Liebe

Titel: Desperado der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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für einen Fluchtversuch gegeben hatte. Doch wenn sie es nicht bald versuchte, würde sie überhaupt keine Chance mehr dazu haben.
    Wenn sie doch nur den Planwagen stehlen könnte! Wenn lediglich Hondo sie bewachen würde, könnte sie ihn von hinten mit dem Messerknauf bewußtlos schlagen, ihn dann vom  Kutschbock stoßen und davonjagen. Aber die anderen drei, Cheyenne, Kiefer und Grant, folgten ihnen auf ihren Pferden; sie hätten sie ganz sicher rasch wieder eingeholt. Verzweifelt ließ sie den Blick über die steilen Felswände des Cañons schweifen. Wenn sie erst die Ebene erreichten, würde sie sich nirgends mehr verstecken können, selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte. Doch wenn sie die Felsen hinaufkletterte, würden die Kopfgeldjäger ihre Pferde zurücklassen müssen, um ihr zu folgen, und vielleicht könnte es ihr gelingen, sie zu umkreisen und sich eines der Pferde zu stehlen.
    Das war ein törichter, verzweifelter Plan, sagte sich Araminta im stillen, aber ihr fiel nichts Besseres ein. Doch ehe sie es auf einen Versuch ankommen lassen konnte, gab Cheyenne das Zeichen zum Halt und meinte, es sei Zeit für eine Rast, damit die Pferde etwas trinken konnten. Als Rigo sie entführt hatte, hatten sie nie so oft Rast gemacht. Aber damals war sie auch nicht schwanger und nicht so schnell erschöpft gewesen. Cheyenne öffnete die hintere Lade des Planwagens und half Araminta beim Aussteigen, dann ging er mit ihr das kurze Stück den Cañón hinab, wo einige Felsbrocken ihr genügend Abgeschiedenheit boten, um sich ungestört zu erleichtern. Sie starrte die zerklüftete Wand des Cañón hinauf und überlegte, ob es ihr gelänge, ehe Cheyenne etwas bemerkte, die schmale Nische zu erklimmen, die sich den Hang hinaufschlängelte und irgendwo hoch droben zwischen den Felsen verlief. Sie mußte es zumindest versuchen.
    Doch es war aussichtslos; der Pfad war zu steil und zu holperig; der spitze Kies und das Geröll boten ihr keinen Halt, immer wieder rutschte sie ab und verlor sogar ihr Kopftuch dabei. Im nächsten Moment verlor sie völlig den Halt, rutschte rückwärts in die Tiefe, bis plötzlich Cheyenne die Arme um sie legte, sie festhielt, hochhob und wieder absetzte. Langsam drehte sie sich um und schaute ihm ins Gesicht, seine Hände noch immer auf ihren Armen, so daß sie nicht weglaufen konnte.
    »Das war äußerst unklug von Ihnen, Mrs. Hobart.« Auf seinem Gesicht mit den blonden Bartstoppeln stand Wut geschrieben. »Sie hätten sich dabei verletzen können; Sie hätten stürzen und Ihrem Kind schaden können. Das kann ich nicht zulassen. Ihr Großvater bezahlt uns dafür, daß wir Sie heil zu ihm zurückbringen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie derartige Dummheiten in Zukunft unterlassen würden.«
    »Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du deine dreckigen Pfoten von meiner Frau nehmen würdest!« ertönte plötzlich eine harte, kalte Stimme und ließ sie beide zusammenfahren.
    Du lieber Himmel! Es war Judd! Araminta fuhr herum und zuckte zusammen, als ihre Augen bestätigten, was ihre Ohren gehört hatten. Das kann doch nicht sein, sagte sie sich, das konnte nicht wahr sein. Es mußte ein schrecklicher Alptraum sein - aber das schlimmste Monstrum saß vor ihr auf seinem Lieblingspferd, nur wenige Schritte von ihr entfernt. Sie begann heftig zu zittern, weil sie nun wußte, was er Marisol angetan hatte und zu welcher Grausamkeit er fähig war, eine Grausamkeit, die sie zuvor nur gespürt, aber instinktiv gefürchtet hatte. Sie war nicht länger das naive junge Ding, ihre Zeit in Mexiko hatte ihr die Augen gegenüber der Welt und ihrem Leben geöffnet; und nun sahen diese Augen die tiefen Falten in Judds Gesicht, Spuren seines zügellosen Lebens, ebenso die blutunterlaufenen Augen und das Doppelkinn, das von zuviel Essen und Trinken herrührte, dazu den brutalen Zug um seinen Mund. Und mit einem mal war ihr völlig unverständlich, wie sie diesen Mann jemals hatte heiraten können, selbst wenn sie es ihrem Großvater zuliebe getan hatte.
    Aus zusammengekniffenen kristallblauen Augen starrte Judd sie kalt an und hatte plötzlich das Gefühl, als hätte ihn etwas mit voller Wucht in die Magengrube getroffen, so daß es ihn fast um warf. Allmächtiger! Sie war wunderschön, noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Er hatte sie nie mit offenem Haar gesehen, hatte nie gewußt, wie lang es war,- bis zur Hüfte reichte es ihr, ein Wasserfall flüssigen Feuers im Sonnenlicht. In den Tiefen

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